Hausverbot
abschließen. Wir kletterten in einen Heizungsschacht. Wir knieten auf der Glaswolle. Wir zogen unsere Unterhosen aus. Adams Glied ähnelte einem Holzstöckchen. Es stand im Neunzig-Grad-Winkel ab und hatte exakt die Größe, die ich mir gewünscht hatte. Ich half Adam, sein Stöckchen in mich einzuführen. Sobald er es tiefer steckte, schmerzte es mich. Ich schob Adam weg. Wir zogen uns wieder an. Wir hatten Angst, dass die Glaswolle unsere Geschlechtsorgane verletzen könnte. Wir verließen den Heizungsschacht. Wir gingen schnell wieder vom Dach runter. Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in den ersten Stock, wo ich wohnte. Im Treppenhaus knutschten und fummelten wir aufs Neue. Wir hatten immer noch Bock. Adam war sehr anschmiegsam. Ich durfte leider keine Fremden und vor allem keine Jungs in die Wohnung reinlassen. Ich küsste Adam zum Abschied, während ich die Wohnungstür aufschloss. In dem Moment tauchte mein Vater im Treppenhaus auf. Er war betrunken. Mittlerweile besoff er sich schon tagsüber. Er kam oft um diese Zeit nach Hause, um auszunüchtern. Er sah uns und brüllte: Was wird da getrieben ? Er haute heftig mit der Faust auf Adams Kopf. Mir trat er in den Hintern. Adam lief weg. Ich rannte in die Wohnung und versuchte, mich in meinem Zimmer zu verbarrikadieren. Mein Vater riss die Tür auf. Ich hatte keine Chance. Er schlug mich wund und blau. Ich schrie vor Schmerzen. Meine Mutter und die Geschwister waren nicht daheim. Das war auch besser so. Sie hätten sonst auch was abgekriegt. Es war unmöglich, gegen meinen Vater anzukommen. Dafür war ich zu zierlich und er zu groß und zu aggressiv. Zusammengeknüllt kauerte ich in der Hocke, die Hände auf dem Kopf, um mich zu schützen. Ich leistete keinen Widerstand. Vielleicht dauerte die körperliche Attacke deswegen nicht so lange. Mein Vater verließ mein Zimmer. Im Rausgehen rief er mir noch zu: Das hast du davon ! Zwei Wochen Hausarrest! Er wankte ins Wohnzimmer und fiel aufs Sofa. Er schlief auf der Stelle ein. Als ich sein Schnarchen hörte, ging ich ins Bad. Ich schaute mir meine Wunden an. Überall an den Armen und Beinen hatte ich rote Stellen, die sich in ein paar Tagen in violette, dann in blaue und zum Schluss in gelbe Flecken verwandeln sollten. Das Prozedere kannte ich bereits. Nicht zum ersten Mal war ich von meinem Vater geschlagen worden. Nach solchen Angriffen nahm ich zwei bis drei Wochen nicht am Sportunterricht teil. Damit vermied ich die Fragerei meiner Mitschüler. Mein Gesicht blieb meistens verschont, so auch heute. Nur die Augen waren vom Heulen schwer angeschwollen. Ich schaute in meiner Unterhose nach wegen des geplatzten Jungfernhäutchens. Ich sah kein Blut. Scheinbar hatte ich kein Jungfernhäutchen. Der Mythos über die Entjungferung platzte. Ich glaubte keine Märchen mehr. Ich war jetzt erwachsen. Ich schminkte mir die Augen ganz stark, um das Heulen zu vertuschen. Mein Vater schnarchte immer lauter. Ich schlich mich ins Wohnzimmer. Ich nahm vorsichtig seine Hose in die Hand. Ich trug sie ins Bad. Ich fischte sein ganzes Kleingeld aus den Hosentaschen. Ich brachte die Hose zurück ins Wohnzimmer. Das Schnarchen meines Vaters sägte mich endgültig vom Baumstamm ab. Ich sprang auf alle viere. Ich ging aus der Wohnung. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl noch einmal rauf aufs Dach. Ich setzte mich am Dachrand hin. Ich baumelte mit den Beinen. Ruhe nach dem Sturm kehrte in mich. Ich sah Adam unten im Hof. Er saß wieder auf der Treppe und spielte Gitarre. Ich hörte ihn nicht. Der Wind sauste mir um die Ohren. Ich stellte mir vor, ich spränge jetzt runter. Kreisch! Mein Körper klatschte direkt vor Adams Füße. Whump! Dabei bohrte sich die Gitarre in seinen Bauch. Autsch! Blut spritzte aus ihm. Splash! Blut ränne aus mir. Blubb! Ich stürbe zuerst. Heul… Adam sofort nach mir… Flenn… Der alarmierte Krankenwagen käme zu spät. Tatütata! Die versammelten Gaffer weinten um uns. Seufz… Schluchz…
Schneeflocken erweckten mich wieder zum Leben. Ich stand immer noch vor dem Danziger Flughafen für ein Taxi an. Nur noch zehn Menschen waren vor mir. Ich schaute auf die Uhr. Schon seit einer Stunde wartete ich. Es wurde langsam Zeit. Meine Ohren, Hände, Zehen froren. Mein Herz klirrte. Ich klapperte mit den Zähnen. Ich fröstelte am ganzen Körper. Innerlich zitterte ich. Ich hatte Muffensausen. Gleich sollte ich den Mann wiedersehen, der die einzige Person in meinem bisherigen Leben war, bei der ich mich geborgen gefühlt hatte.
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