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Hausverbot

Hausverbot

Titel: Hausverbot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariola Brillowska
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meinte er. Am liebsten wollte er nach wie vor Taxifahrer werden. Ohne Führerschein ging das aber nicht. James nahm Romek manchmal mit, wenn er die Fahrräder auf dem Sperrmüll aufsammelte. Ab und zu ließ er Romek ans Steuer. Das machte den Jungen richtig glücklich. Der Deal dafür war, dass Romek James bei seinen Renovierungsjobs beim Anstreichen half. Kurz darauf fing Romek an, sich selber über Kleinanzeigen Malerarbeiten zu suchen. Zu diesem Zwecke fälschte ich ihm einen Brief als Malergeselle, den er angeblich aus Polen mitgebracht hatte. Mit dem Brief verdiente er zwei Mark mehr pro Stunde. Ich integrierte Romek in meinem Leben, wie ich nur konnte. Ich hatte mich auch auf diese Weihnachtsfeier bei unseren Eltern eingelassen, weil das Romeks großer Wunsch war. Dass er sich nun einfach aus dem Staub machte, nachdem er von Beatas Tod erfahren hatte, bewies allerdings, dass bei Romek tatsächlich Hopfen und Malz verloren war. Ich deutete das als Zeichen. Ich musste mich von dieser Familie ein für alle Mal abkapseln. So ging das nicht mehr weiter. Sie schenkte mir nichts als Ärger, Sorgen und Kummer. Seit dem Tod von Beata schien sie mich noch tiefer in den Sumpf ziehen zu wollen. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich nahm Gina auf den Arm. Ich spannte James in seinen Wagen ein. Wir bretterten los. Ich wusste noch nicht, was genau vorgefallen war, aber ich konnte es mir ungefähr vorstellen. Eines war klar: Beata lebte nicht mehr, und ihre Leiche schwamm im Formalinbad der gerichtsmedizinischen Abteilung der Akademia Medyczna in Danzig. Ich musste sie da rausholen. Ich musste sie befreien. Ich musste sie begraben. Damit ich mich von dieser Familie verabschieden, distanzieren und für immer und ewig lösen konnte.
    Beim Staatsanwalt holte ich mir die Erlaubnis für Beatas Bestattung. Er las mir ihre Akte vor: Beata B. befand sich am 31 . Dezember 1989 in der Wohnung von Zdzisław K., in der Ulica Polanki 37 / 4 . Zdzisław K. hielt sich ebenfalls in der Wohnung auf. Sonst war niemand in der Wohnung anwesend. Beata B. und Zdzisław K. tranken Alkohol. Zdzisław K. gab zu Protokoll, dass er und Beata B. zwei Flaschen Wodka getrunken hätten. Zdzisław K. konnte nicht sagen, wie viel jeder Einzelne getrunken hatte. Gegen Mitternacht klingelte es an der Tür. Zdzisław K. fragte durch die Sprechanlage, wer da sei. Es meldete sich Henryk Z., der Ehemann von Beata B. Henryk Z. wollte seine Frau nach Hause holen. Beata B. sagte in die Sprechanlage, dass sie nicht nach Hause gehen wolle. Zwischen Henryk Z. und Beata B. entzündete sich ein Streit. Zdzisław K. stellte die Klingel ab. Zwischen Zdzisław K. und Beata B. entzündete sich ebenfalls ein Streit. Beata B. heulte. Sie ging zum Fenster. Sie riss es auf. Sie rief nach ihrem Ehemann. Sie kletterte auf die Fensterbank. Sie sprang runter. Zdzisław K. lief aus der Wohnung. Er klingelte bei dem Nachbarn Bolesław G. Zdzisław Z. fragte, ob er telefonieren dürfe. Bolesław G. ließ Zdzisław K. in seine Wohnung rein. Zdzisław K. rief die Polizei und den Krankenwagen an. Inzwischen war es nach Mitternacht. Der Krankenwagen tauchte am 1 . 1 . 1990 um null Uhr zweiunddreißig vor Ort auf. Der Krankenpfleger Kazimierz R. untersuchte Beata B., die draußen vor dem Haus auf dem Bauch mit dem Gesicht zur linken Seite lag. Um den Kopf und den Bauch von Beata B. bildete sich je eine Blutlache. Kazimierz R. stellte fest, dass Beata B. nicht mehr atmete. Ebenfalls stellte Kazimierz R. bei Beata B. weder Puls noch Herzschlag fest. Kazimierz R. diagnostizierte den sofortigen Tod nach Aufschlag. Die Polizei erschien in derselben Nacht um null Uhr zweiundfünfzig. Die Beamten Krzysztof J. und Mieczysław D. sicherten die Spuren. Mieczysław D. bestellte den Leichenwagen der gerichtsmedizinischen Abteilung der Akademia Medyczna. Der Leichenwagen kam am gleichen Datum um ein Uhr siebzehn. Der Leichenpfleger Bronisław W. bestätigte die Todesfeststellung. Er lud den Leichnam von Beata B. am selbigen Datum um zwei Uhr drei in den Wagen …
    Ich hörte dem Staatsanwalt schon länger nicht mehr zu. Als er endlich fertig war, fragte er mich, ob ich eine Strafanzeige gegen ZdzisławK. erstatten wolle, weil es nicht sicher sei, ob Beata freiwillig gesprungen sei oder ZdzisławK. ihr geholfen oder sie gar dazu gezwungen habe. Wenn ich aber eine Strafanzeige stellte, könnte Beata vorerst nicht bestattet werden. Weil der Leichnam bis zur Klärung als Beweismittel in der

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