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Hausverbot

Hausverbot

Titel: Hausverbot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariola Brillowska
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du ihr schon mitteilen, was spioniert man denn so aus. Rufe Lola bei ihrem Onkel an.
    Die Passagiere dieses Fluges nach Frankfurt, das waren alles Männer in den Dreißigern, die offenbar geschäftlich unterwegs waren. Sie trugen alle Anzüge. Außer den Stewardessen war ich die einzige Frau an Bord. Ich schaute mir die Männer genauer an. Na also. Was trauerte ich dem Anton überhaupt nach? Der war doch kein richtiger Mann. Männer sahen anders aus. Ich hatte jetzt Beweise. Ich tröstete mich zwar noch damit, dass wir abgemacht hatten, dass er nach Deutschland nachkommen würde, sobald ich Fuß gefasst hätte. Aber ich glaubte das alles nicht richtig. Ich glaubte nicht, dass Anton es ohne meine Energie schaffen würde, sich einen Pass und ein Visum zu besorgen. Leider war er mir nicht egal. Ich wurde sehr pessimistisch, weil ich mir auf einmal doch ziemlich unsicher wurde, ob es richtig war, die Heimat zu verlassen. Die Heimat, die mich nicht liebte, den Mann, der mich betrog. Wohin ich jetzt ging, da wollte ich nicht dasselbe erleben.
    Sobald der Flieger die Wolken durchstoßen hatte, schien die Sonne, als wäre die Maschine erst jetzt im Himmel angekommen. Ich deutete das natürlich symbolisch. Raus aus dem grauen Osten. Willkommen im sonnigen Westen. Das gute Wetter hielt sich auch, nachdem das Flugzeug in Frankfurt gelandet war. Ich ging zum Ausgang mit meinen zwei normalen kleinen Koffern, die eine Frau ganz alleine tragen kann. Ich dachte die ganze Zeit daran, ob mein Onkel noch auf mich wartete oder ob er wegen der Verspätung schon abgehauen war. Ich hatte Glück: Er wartete noch. Er nahm mir die Koffer aus der Hand. Wir gingen zum Fahrstuhl. Wir stiegen ein. Wir fuhren nicht hoch. Wir fuhren runter, sehr, sehr lange, vom Gefühl her in die zehnte Unteretage. Wir stiegen in der Tiefgarage aus, wo mein Onkel sein Auto geparkt hatte. Alles war sehr ungewöhnlich für mich. Weder angenehm noch unangenehm. Einfach fremd.
    Wir fuhren auf der Autobahn, ich zum ersten Mal in meinem Leben. Mein Onkel wollte sofort wissen, was ich eigentlich in Deutschland vorhatte. Er fragte auch direkt, ob ich in Deutschland bleiben wollte. Ich sollte ihm hoch und heilig versprechen, dass ich nach Polen zurückkehren würde, weil er sonst irgendwelche Schwierigkeiten mit den Behörden bekäme. Ich fragte ihn, woher denn die Behörden wissen sollten, dass ich mich bei ihm aufhielte. Er meinte, dass es in Deutschland Meldepflicht gebe, er müsse mich an- und abmelden. Aha, davon hatte ich noch nicht gehört. Ich glaubte ihm aber nicht richtig. Ich vermutete, dass er mir Angst einjagen wollte, damit ich bloß nicht wagen würde, in Deutschland zu bleiben. Als wäre es sein Land. Dabei wanderten doch alle aus. Alle hauten ab. Alle gingen nicht mehr zurück. Alle machten das, und keiner von ihnen berichtete darüber, dass es strafbar wäre, bei jemandem ohne behördliche Anmeldung zu wohnen. Deutschland war doch nicht Russland, nicht die DeDeEr. Ich konnte mir das wirklich nicht vorstellen, dass das so war. Wenn es so gewesen wäre, hätten doch alle nicht nach Deutschland gewollt. Der Onkel erzählte mir einfach Blödsinn. Nein, mein Onkel war kein Philanthrop. Ich sagte ihm aber nicht die Wahrheit, weil ich ahnte, dass er mich vor die Tür setzen würde, wenn ich ihm meine ehrlichen Pläne verriete. Ich wollte ihm noch nicht sagen, dass ich genau das vorhatte: in Deutschland zu bleiben, mich einbürgern zu lassen oder Asyl zu beantragen. Oder zu heiraten. Na ja, dafür hätte ich mich erst mal scheiden lassen müssen, aber alles war machbar, wenn man es nur wollte. Bis Weihnachten wollte ich so tun, als hätte ich vor, wieder zurückzureisen.
    Wir kamen bei meinem Onkel zu Hause an. Er wohnte gar nicht in Frankfurt. Er wohnte in einem Vorort, in dem sich kleine niedrige Häuser aneinanderreihten. Vor jedem Haus stand ein geschmückter Tannenbaum, wohl als Zeichen des Wohlstands. Ich machte mir Sorgen. Diese Tannenbäume versprachen nichts Gutes. Ich hatte mir das anders vorgestellt. Ich dachte, dass mein Onkel in einer Großstadt wohnte, in der ich jungen, kulturinteressierten Gleichaltrigen begegnen könnte, um sie nach der nächsten Kunstakademie zu fragen. Mein Onkel schloss die Tür seiner Wohnung auf. Ich hatte sofort die Schuhe auszuziehen und bekam karierte Schlappen. Mein Onkel versuchte, gastfreundlich zu wirken, was ich aber als unhöflich empfand. Er betonte die ganze Zeit, dass er gleich zur Arbeit gehen müsse und dass

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