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Haut, so weiß wie Schnee

Haut, so weiß wie Schnee

Titel: Haut, so weiß wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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wieder in Schweigen.
    Seit einem halben Jahr hörte Dukie die Villa ab. Nach und nach hatte er alle Räume mit Wanzen, Parabolmikrofonen oder ferngesteuerten Handys versehen. Nichts, was die Bewohner und deren Gäste sagten, entging ihm.
    Erstens war Dukie ein Technikfreak, und zweitens war das Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater Kai Saalfeld, dem Vorstandsvorsitzenden des Pharma- und Kosmetikkonzerns Stayermed, völlig zerrüttet.
    Solange Jonah denken konnte, hatten Dukie und sein Vater sich bekämpft. Die beiden Jungen waren praktisch zusammen aufgewachsen, denn Jonahs Eltern gehörten zum Personal: Sein Vater kochte für die Saalfelds, und seine Mutter organisierte den Haushalt. Je älter Dukie wurde, desto schärfer wurden die Auseinandersetzungen mit seinem Vater. Als Kindergartenkind hatte er über Monate hinweg immer wieder Klebstoff auf dem Parkett der Villa verteilt. Am Tag seiner Einschulung hatte er die teuren Koi-Karpfen aus dem Gartenteich geangelt. Später hatte er bei Geschäftsessen in der Villa den Strom abgestellt. Jetzt waren sie beide sechzehn Jahre alt und beim Abhören angelangt. Was wohl danach kommen würde? Jonah hatte Dukies Aktionen manchmal etwas übertrieben gefunden. Aber Dr. Saalfeld war ja auch nicht sein Vater. Vielleicht musste man so reagieren, wenn einen der eigene Vater konsequent mit Nichtbeachtung strafte. Jonah konnte sich nicht daran erinnern, dass Dr. Saalfeld sich je mit ihnen beschäftigt hätte, als sie klein gewesen waren. Sein eigener Vater hingegen hatte mit ihnen Fußball gespielt, Baumhäuser gebaut und natürlich gekocht.
    »Es klappt!« Dukie klopfte triumphierend auf die Anlage.
    »Du hattest einen klaren Auftrag«, war die wütende Stimme Dr. Saalfelds zu hören.
    »Ja, stimmt.« Ein kleinlauter, missmutiger Wim Tanner.
    »Du solltest nur herausfinden, was das Mädchen macht, wie sein normaler Tagesablauf ist. Es gab keinen Grund, dass du deine Fledermaus auf sie loslässt.«
    »Ja.«
    »Und wenn das Mädchen dich gesehen hat?«
    »Hat sie nicht.«
    »Ich will keine Alleingänge mehr! Hast du mich verstanden?!«
    »Ja.«
    »Warte mal, ich krieg den Empfang bestimmt noch besser hin«, sagte Dukie.
    »Ist doch völlig in Ordnung …«
    »Das ist ja eine ganz schöne Abreibung.« Dukie lachte zufrieden, während er auf seinen Armaturen herumtippte. Weder Jonah noch Dukie mochten Wim Tanner besonders. Der Mann war Chefgärtner bei der Familie Saalfeld wie auch beim Konzern. Außerdem war er der persönliche Assistent von Dr. Saalfeld. Seit Jonah denken konnte, ging Wim Tanner im Haus ein und aus. Dabei benahm er sich, als gehörte die Villa ihm. Und wenn man ihm über den Weg lief, konnte man froh sein, wenn er einen nicht mit einem fiesen Tier ärgerte. Irgendeins trug er immer mit sich herum: Schlangen, Echsen, Insekten, Würmer und was man sich sonst noch alles nicht wünschte.
    »… und dann dieser Falke!«, blaffte Dr. Saalfeld. Er hatte sich in Rage geredet. »Was sollte diese Nummer mit dem Falken?«
    »Ich verstehe das auch nicht.«
    »Falken jagen nachts nicht!«
    »Dieser schon.«
    »Eben.«
    »Wie ›eben‹?«
    »Vielleicht hat er jemandem gehört. Vielleicht ist er für so etwas trainiert worden«, überlegte Dr. Saalfeld gereizt.
    »Kann sein.«
    »Vielleicht hat jemand den Falken extra auf die Fledermaus angesetzt.«
    »Kann sein.«
    »›Kann sein, kann sein‹« , äffte Dr. Saalfeld ihn nach. »Ich hoffe nur …« Er verstummte abrupt.
    Das Scheppern von Geschirr war zu hören. »Carmen ist mit dem Essen reingekommen«, flüsterte Dukie. Dann erklang die Stimme der Hausangestellten: »Als Vorspeise serviere ich Wolfsbarsch mit Garnele in Vanilleduft. Ich wünsche guten Appetit!« Eine Tür klappte. Carmen war wieder draußen.
    »Worum geht’s denn da?«, fragte Jonah.
    »Keine Ahnung. Wäre besser gewesen, mein Vater hätte Wim Tanner als Zoodirektor eingestellt«, lästerte Dukie. »Jetzt macht er also auch noch in Falken. Seine Fledermäuse vermehren sich wie die Karnickel, dann die Babypuffotter für meinen Vater, und gestern kam eine Lieferung tropischer Ameisen an. Na super. Aber wenigstens funktioniert das hier.« Dukie klopfte auf einen seiner Apparate. »Nicht schlecht, was?«
    »Was?«
    »Wie ich das verwanzt habe!«
    »Wir haben nicht mal gehört, wie Carmen reingekommen ist.« Jonah wusste, wie er Dukie ärgern konnte.
    »Sehr witzig.« Eine Weile sagte Dukie nichts. Aber dann fragte er versöhnlich: »Hast du Hunger?«
    Jonah

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