Haut
lag.
Jemand hatte sich bemüht, ihn zu verstecken; Caffery musste sich bücken und Zweige zerbrechen, um an ihn heranzukommen. Er zog ihn ans Licht, stellte ihn aufrecht hin und schüttelte ihn kurz. Er wies eine Steuerplakette auf, und im Tank schwappte Benzin. Jakes hatte keinen Roller besessen, das wusste Caffery genau. Er nahm einen Stift aus der Tasche und drückte den Bremssattel zurück. An den Bremsscheiben befand sich kein Rost: Das Ding war in den letzten vierundzwanzig Stunden gefahren worden. Er legte es wieder auf den Boden, klopfte sich den Schmutz von den Händen und wollte gerade wieder zu seinem Wagen zurückgehen, als er noch etwas entdeckte.
Etwa drei Schritte weiter rechts von ihm hatte sich etwas Blauweißes an den Wurzeln eines Sommerfliederbuschs verheddert. Es war ein Stück Absperrband. Er ging hin und zog daran, und dann sah er ein Stück blaues Butyl, das am Boden lag. Es war ein Stückchen Schlauch, vielleicht fünfundzwanzig Zentimeter lang. Er hob es auf und betrachtete es. Im Abstand von sieben Zentimetern waren Buchstaben hineingestanzt: USU - Underwater Search Unit. Er kannte die Unterwasser-Sucheinheit und ihren Sergeant Flea Marley. Sie war Leiterin des Unterstützungsteams gewesen, als er die Razzia bei der Operation Norwegen durchgeführt hatte. Als Caffery hierher ins West Country gezogen war, hatte er einen Entschluss gefasst: Er hatte in London das eine oder andere Leben zerstört, und er würde es nicht noch einmal tun. Es würde in seinem Leben keine Frauen mehr geben. Nicht ohne dass er vorher ernsthaft darüber nachdachte. Aber er hatte sich nicht vorgenommen nicht mehr hinzuschauen, wenn jemand hübsch war.
Er zog sein Telefon heraus und rief in Kingswood an. DC Turnbull, einer der Männer, die Powers ihm zugeteilt hatte, meldete sich. »Ich wollte Sie gerade anrufen«, sagte der Constable eifrig. »Hab zwei Neuigkeiten für Sie. Zunächst mal: der Tansanier in der U-Haft, der uns dauernd erzählt, er heißt Johnny Brown. Wir haben einen Namen. Clement Chipeta. Interpol hatte ihn in Daressalam im Visier, bis er vor ungefähr einem Jahr von ihrem Radarschirm verschwand. Muss da ziemlichen Ärger gehabt haben, nicht bloß mit der Polizei, sondern auch mit der Bande, für die er arbeitete.«
»In welcher Branche?«
»Illegale Dealerei. Sie haben Zutaten für die traditionelle Medizin verkauft, die hauptsächlich von gefährdeten Arten stammten, aber teilweise auch von Menschen. Deshalb hatten die Muppets von der Operation Norwegen wahrscheinlich auch Verwendung für ihn, als er hier aufkreuzte.«
»Haben Sie die Kollegen im Zellentrakt informiert?«
»Natürlich.«
»Okay.« Er wandte sich vom Steinbruch ab und steckte einen Finger ins Ohr, damit er bei der miserablen Verbindung besser hören konnte. »Passen Sie auf, Turnbull, Sie müssen dreierlei für mich tun. Machen Sie eine Computeranfrage zu folgendem Kennzeichen, ja?«
Er nannte ihm die Nummer des Motorrollers und hörte, wie Turnbull sie in den Computer eintippte.
»Und wenn Sie das erledigt haben, gehen Sie online, und finden Sie was für mich raus. Schon mal was von Freediving gehört?«
»Freitauchen? Sorry, Boss, ich bin aus Birmingham. Wir machen nichts mit Meer und Wasser und Flüssen. Wir lieben unseren Beton.«
»Googeln Sie, wenn wir hier fertig sind. Ich will wissen, wie lange jemand den Atem anhalten, wie lange man unter Wasser bleiben kann.«
»Freediving...« Er konnte fast hören, wie Turnbull die Stirn runzelte. Der Computer piepste. »Ihre Anfrage. Der Roller ist als gestohlen gemeldet.«
»Wann?«
»Letztes Wochenende. Aus einer Einfahrt drüben in Bradley Stoke. Mehr hab ich nicht.«
»Okay. Sie können ihnen sagen, dass ich ihn gefunden habe. Und dann sprechen Sie mit jemandem von der Unterstützungseinheit. Stellen Sie fest, was das Unterwasser-Suchteam in Steinbruch Nummer acht gemacht hat, in der Gegend von Elf's Grotto.«
Schweigen.
»Sind Sie noch da, Turnbull? Rufen Sie da jemanden an.«
»Das brauch ich nicht, Boss. Ich kann Ihnen sagen, was das Suchteam da gemacht hat. Sie haben eine Vermisste gesucht. Gestern.«
»Und, haben sie sie gefunden?«
»Nicht im Steinbruch. Aber inzwischen woanders. Das war das Zweite, weshalb ich Sie anrufen wollte. Sie sind nicht weit von ihnen weg. Acht Minuten, wenn Sie sich an die Verkehrsordnung halten. Vier, wenn nicht.«
7
Lucy Mahoney wurde seit drei Tagen vermisst. Nach dem Zustand ihrer Leiche zu urteilen, war sie davon die
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