Hautnah: Sinnliche Begegnungen (German Edition)
Schläfen.
„Brauchst du ein Aspirin?“, ertönte es hinter mir. Ich erstarrte. Mit einem tiefen Atemzug versuchte ich mich zu sammeln und drehte mich um. Lässig im Türrahmen lehnend, nur mit einer Jeans bekleidet stand er da. Die oberen Knöpfe waren nicht geschlossen und ich starrte auf die feine Linie schwarzen Haares, das sich vom Bauchnabel abwärts in der Hose verlor. Seine Füße waren nackt, genauso sein Oberkörper. Gut proportionierte Brustmuskeln, ein Sixpack und sehnig muskulöse Oberarme rundeten das Gesamtbild ab. Er lächelte mich an, wobei nur ein Mundwinkel seines schön geschwungenen Mundes nach oben zeigte. Seine Augen waren blau, und als er den Blick ein wenig senkte, warfen die langen, schwarzen Wimpern Schatten auf seine Wangen, die von leichten Bartschatten überzogen wurden. Er hatte feine und dennoch männliche Gesichtszüge. Seine Haare waren ein wenig zu lang und standen verstrubbelt vom Kopf ab.
Ich schluckte hart, als mein Blick auf seine Hände viel. Kurz musste ich die Augen schließen und die tausend Schmetterlinge wegatmen, die mir bei den Gedanken daran, was diese Hände mir für Lust verschafft hatten, in den Magen geflogen waren.
„Ja, ein Aspirin wäre nicht schlecht!“ brachte ich mühsam hervor.
„Komm mit. Dazu bekommst du eine Tasse Kaffee, das wirkt Wunder.“ Er drehte mir den Rücken zu und erwartete wohl, dass ich ihm folgen würde. Es dauerte ein paar Sekunden, bevor meine Beine gehorchten und dann war ich versucht, einfach Reißaus zu nehmen. Aber was würde das bringen? Wenn ich wissen wollte, was gestern Nacht passiert war, musste ich mich dem hier stellen. Ich folgte ihm den langen Flur hinunter, alles Blütenweiß gestrichen. Teuer und minimalistisch eingerichtet. Der Flur endete in einer Küche, die auch in einem ‚Schöner Wohnen’ Magazin hätte abgebildet sein können.
Ich setzte mich an die Küchentheke und beobachtet ihn, wie er mit geschmeidigen Bewegungen Kaffee für zwei machte und das Aspirin aus dem Medikamentenschrank holte. Dann kam er zu mir herüber und schob mir eine Tasse entgegen. Er setzte sich mir gegenüber und sah mich nur an. Ich nahm als Erstes die Tablette und trank dann einen Schluck von dem heißen Milchkaffee. Woher wusste er, dass das mein Lieblingsgetränk war? Ich räusperte mich.
„Was ist gestern Nacht passiert? Ich weiß gar nichts mehr!“, fiel ich mit der Tür ins Haus.
„Nun ja, wir hatten einen feuchtfröhlichen Abend im Imax. Haben auch einige Joints geraucht. Du und ich verstanden uns immer besser. Irgendwann haben wir herumgeknutscht. Wir sind dann zu mir gefahren und haben uns die ganze Nacht geliebt“, beantwortete er meine Frage.
Ich musste die aufsteigende Übelkeit erneut herunterschlucken. „Du hast schon gestern mit mir ...“, das Wort wollte mir nicht so recht über die Lippen, „... geschlafen?“
Mein Gegenüber, an dessen Namen ich mich immer noch nicht erinnern konnte, nickte. „Ja. Wir haben schon gestern miteinander geschlafen!“ Bei seiner Antwort sah ich ein ärgerliches Blitzen in seinen Augen.
Ich schüttelte den Kopf. „Das kann alles nicht wahr sein. Nein! Nein! Nein! Das darf alles nicht war sein!“ Ich war aufgesprungen, setzte mich aber mühsam beherrscht wieder hin. „Ich bin nicht ... schwul!“ Bei diesen Worten sah ich ihn nicht an, sondern stützte den Kopf auf die Hände und blickte nach unten. Unsere Knie berührten sich unter dem Tisch. Ich zuckte zusammen.
„Das weiß ich. Du hast es mir gestern Nacht schon gesagt.“ Seine Stimme war sanft und das brachte mich zum Explodieren.
„Warum hast du dann mit mir geschlafen? Verdammt noch mal!“, schrie ich, während mich jetzt nichts mehr auf dem Stuhl hielt. Mein Gegenüber stand ebenfalls auf. „Weil du es wolltest. Du wolltest es.“ Immer noch war seine Stimme ruhig. Als ich ihn wütend ansah, konnte ich in seinen blauen Augen keine Anzeichen von Lüge erkennen. Er stand da wie die Sünde selbst und schob mir die ganze Verantwortung zu.
„Das kann nicht sein. Niemals. Du hast mich irgendwie dazu überredet, dazu gebracht!“, zischte ich ihn an.
„Überreden brauchte ich dich nicht. Du hast regelrecht darum gebettelt, von mir genommen zu werden!“ Die Wahl seiner Worte brachte mich aus dem eh nicht vorhandenen Gleichgewicht. Von ihm genommen zu werden! Ha, warum sollte ich darum betteln? Ärgerlich versuchte ich, das Ziehen in meinen Eiern zu ignorieren.
„Ich möchte dir Einzelheiten
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