Hautnah: Sinnliche Begegnungen (German Edition)
aber für eine Beziehung waren wir anscheinend beide nicht tauglich. Kleinigkeiten reichten aus, um zu heftigen Reibereien zu führen. Arne hatte nie zu den Kostverächtern gehört und wollte gern eine offene Beziehung führen. Seine kleinen Abenteuer zwischendurch vertrugen sich allerdings nicht mit meiner Eifersucht.
Der Alltag, der nach nur vier Monaten noch keiner hätte sein dürfen, fraß uns auf. Bevor die Gefühle füreinander starben, beendeten wir unsere Beziehung. Was blieb, war eine enge und vertraute Freundschaft, die nicht selten im Bett endete.
Jetzt saß meine heimliche große Liebe vor mir und erschreckte mich irgendwie. Aufmunternd musterte ich ihn, forderte ihn mit Blicken auf, mir sein Problem zu schildern.
Er holte tief Luft, öffnete den Mund schloss ihn dann aber wieder, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben.
Das hier würde länger dauern und die halbe Stunde, die ich zur Verfügung hatte, wäre schneller vorbei als mir lieb war.
„Arne, was ist los? Du machst mir ehrlich gesagt etwas Angst.“ Ich griff nach seiner Hand und drückte sie. Dieser Mann, der mich sonst mit seiner Stärke gefangen nahm, hing kraftlos in der Ecke meiner breiten Couch.
Wieder holte er Luft, öffnete den Mund und versuchte sich zu artikulieren.
„Ich hab Angst, Thorsten. Wahnsinnige Angst.“ Ein Blick in seine grünen Augen bestätigte mir seine Aussage. Ich wartete, dass er mir den Grund seiner Furcht nannte.
„Du kennst doch Charly oder?“, begann er stockend und ich nickte, um ihn zum weiterreden zu bewegen. Die Zeit lief mir davon. „Ich hab ein paar mal mit ihm gefickt“, erklärte er und auch diesmal nickte ich. Eifersüchtig hatte ich Arne einige Male mit dem Afrikaner abschieben sehen.
Der Kerl erfreute sich äußerster Beliebtheit, was mit seinen enormen Abmessungen zusammenhing.
‚Komm zum Punkt, Arne!‘, dachte ich bei mir. Die Uhr tickte unaufhörlich in meinem Kopf.
„Er ist HIV positiv!“, die Worte verließen nur geflüstert seinen Mund. Trotzdem schienen sie Lärm so laut wie Baumaschinen zu hinterlassen. Ich starrte ihn entgeistert an. „Ja und? Hast du etwa ohne Gummi mir dem rumgefickt?“, meine Stimme klang schrill und ich erkannte mich selbst nicht wieder.
Nur mit Mühe widerstand ich dem ersten Reflex von Arne abzurücken. Meine Hand zuckte und auch dort musste ich mich arg zusammenreißen, nicht sofort loszulassen.
Ein komisches Kribbeln erfasste mich. Unangenehm kroch es meinen Rücken hinunter. Arne wagte es nicht, mich anzusehen. „Ich war so geil, hab's eben einfach vergessen“, gab er kleinlaut zu.
Aufgebracht sprang ich auf. Wie beschränkt konnte man eigentlich sein? Niemals ohne Gummi, niemals! Eine eiserne Regel, an die zumindest ich mich hielt. So geil konnte ich gar nicht sein, dass ich die vergessen würde.
Arne vermied weiterhin Blickkontakt und ich versuchte mich zu beruhigen. Mit meinem Verhalten half ich meinem Ex gerade überhaupt nicht, ganz im Gegenteil.
„Was mach ich den jetzt?“, flüsterte Arne fast weinerlich. Arne, der immer cool, immer witzig, draufgängerisch und durch und durch männlich war, saß auf meinem Sofa und wimmerte wie ein Mädchen.
In meinem Kopf arbeitete es. Plötzlich sehr rational denkend klammerte ich blitzschnell alle Emotionen aus.
„Wann hast du mit ihm geschlafen? Seit wann weiß er, dass er positiv ist? Warst du schon beim Arzt?“, bombardierte ich ihn mit Fragen.
Verstört versuchte er sich zu sammeln, fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn. „Wir haben gestern ohne Gummi gefickt, davor mit! Er hat es mir nicht gesagt, sondern Wenke, der Türsteher, und der weiß es wohl schon eine Weile. Wenke hat mich eben angerufen und mich gefragt, ob ich über Charly's Krankheit bescheid wüsste. Bin gleich zu dir, wusste nicht wohin sonst.“ Relativ flüssig antwortete er mir. Nachdem er sich dazu sogar aufgerichtet hatte, sackte er nun wieder in sich zusammen.
Dieses Dreckschwein von Charly! Anscheinend störte es diesen Wichser nicht, trotz HIV-Infektion ohne Gummi rumzuvögeln. Seine Sexpartner im Ungewissen über seine todbringende Infektion zu lassen, war unverantwortlich und gehörte angezeigt. Meine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an. Arne musste zügig zu einem Arzt.
Meinen wichtigen Termin hatte ich total vergessen. „Komm Arne, wir fahren jetzt zu einem Arzt. Sofortmaßnahme einleiten und dann zur Polizei!“, bestimmte ich, griff nach seiner
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