Hautnah: Sinnliche Begegnungen (German Edition)
spürte ich erst, als ich mich neben Arne in die Kissen drückte. Ohne zu Abend zu essen hatten wie sofort das Bett aufgesucht.
Auch wenn seine Atemzüge regelmäßig kamen und er sich nicht bewegte, wusste ich, dass Arne nicht schlief.
Wir lagen nebeneinander, berührten uns aber nicht.
Eigentlich hätten wir jetzt ein Gespräch führen müssen, aber ich wollte nur noch schlafen. Nicht mehr denken, nicht mehr unnötig Sorgen machen. Alles würde ins Lot kommen, dachte der Optimist in mir und verbot dem Pessimisten die Zukunft schwarz zu sehen.
Tatsächlich fiel ich auch ziemlich schnell in einen traumlosen Schlaf, aus dem ich am nächsten Morgen nur ungern erwachte.
Arne lag schwer zur Hälfte auf mir. Sein Arm umfing meine Taille, sein Kopf war auf meine Brust gebettet. Es war schön so zu erwachen, jedenfalls kurz. Denn seine Anwesenheit hatte mit einer todbringenden Krankheit zu tun. Sonst würde Arne wohl eher im Bett eines anderen Mannes liegen.
Arne!
Was bedeutete mir dieser Mann? Ich brauchte nicht lange in mich hineinzuhorchen. Auch wenn er Schwächen besaß, war er mein Traummann, der mit dem ich gerne alt werden wollte.
Alt werden!
Etwas, was in Anbetracht dieser heimtückischen Krankheit vielleicht nicht möglich war.
Das Hier und Jetzt auskosten!
Ja, genießen, dass mir genau diese Krankheit Arne wieder näher gebracht hatte. Die Worte des Arztes kamen mir wieder in den Sinn. Bewusst leben, gesund leben, auf sich Acht geben. Dafür wollte ich sorgen, nicht nur um Arnes Gesundheit zu wahren, nein auch ich sollte mehr auf meinen Körper achtgeben. Einen Aidstest hatte ich am Vortag schon in der Praxis machen lassen. Das Ergebnis würde ich in ein paar Tagen erhalten.
Vorsichtig löste ich mich aus Arnes Umarmung. Die Zeit saß mir mal wieder im Nacken und so sprang ich unter die Dusche und bereitete für uns beide ein gesundes Frühstück. Die Tabletten legte ich ihm auch parat, da Arne ein kleiner Chaot war.
Gerade bei der Einnahme durfte er nicht schlampen.
Kurz bevor ich die Wohnung verließ, weckte ich meinen Ex, von dem ich hoffte, dass er wieder mein Lebensgefährte sein würde, ganz so, wie er es vor dem Arzt behauptet hatte.
Ich bewies mir selbst, dass ich für unsere Liebe kämpfen wollte, indem ich meine Lippen auf seine legte. Die vermeintliche Krankheit ignorierend.
Es fühlte sich gut an. Und der verschlafene Blick, den Arne mir zuwarf wärmte mich von innen.
„Ich muss los, nimm deine Tabletten, vergiss es nicht, sie sind wichtig. Frühstück steht bereit, bis nachher“, verabschiedete ich mich. Hoffend, dass er überhaupt aufnahm, was ich ihm erzählte und noch mehr hoffend, dass er am Nachmittag noch bei mir sein würde.
Er war da und er blieb es. Wenn er ging, dann nur um sich mit frischer Wäsche einzudecken. Die Zeit die wir jetzt zusammen verbrachten, gestaltete sich äußerst intensiv. Gespräche führen, gemeinsam Kochen, zusammen fern sehen, alles Dinge, die eine Beziehung ausmachten.
Kein um die Häuser ziehen, wie vorher, immer auf der Suche nach einem geilen Fick.
Dieses Verhalten hatte Arne schließlich in Charlys Arme getrieben.
Den hatten wir angezeigt. Arne sträubte sich erst, willigte dann aber doch ein. Die Ermittlungen gegen den Mann liefen. Seine anfängliche Weigerung Charly anzuzeigen konnte ich nicht verstehen. Wenn ich an den verantwortungslosen Kerl dachte, beschleunigte sich mein Puls sofort. Am liebsten hätte ich Flugblätter ausgeteilt, auf denen alle vor ihm gewarnt wurden.
Arne dagegen zog sich zurück und konnte mir diesen Rückzug auch erst nicht erklären. Scham Aufgrund der Situation nannte er mir und als ich weiter bohrte, gestand er mir Angst vor dem Makel, der zweifelsohne auch an ihm kleben würde, zu haben. Sein Name im gleichen Atemzug mit HIV bereitete ihm einfach Unbehagen. Würde je wieder jemand Interesse an ihm zeigen, wenn die Gefahr einer Infektion bestand?
Ich erwartete nicht, dass Charly jedem ein Dokument vor die Nase hielt, dass ihn als HIV positiv kennzeichnete, aber er durfte einfach nicht auf Kondome verzichten, niemals!
Die vermeintliche Krankheit hatte Arne und mich wieder näher zusammen geführt. Auch wenn mich seine Aussage ein wenig verletzte, so brachten seine offenen Worte mir seine Gedanken nahe. Arne war nun mal so. Er brauchte die Selbstbestätigung, die eine neue Eroberung mit sich brachte. Sollten wir ein Paar werden, musste ich mit gelegentlichen Abenteuern leben. Dieses und
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