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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Jackson
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wollen. Wir bewahren sie füreinander auf. Ich schließe mich immer aus.«
    »Danke«, sagte Emma und folgte der Frau in einen verdreckten Flur, in dem Bierdosen und Gläser herumlagen. Die Wohnung hatte einmal dem höchsten Standard entsprochen, war inzwischen aber heruntergekommen.
    »Bitte schön«, murmelte die Frau und reichte Emma einen vereinzelten Schlüssel.
    Als Emma aufschloss, brannte in allen Zimmern Licht. Schon bevor sie das Schlafzimmer betrat, wusste sie, dass etwas Schreckliches passiert war. Mit einem Glas Orangensaft am Bett und immer noch in dem roten Kleid vom Abend zuvor lag Sophie leblos auf der Bettdecke.
    Felipe stürzte zu ihr, um sie wachzurütteln, doch sie rührte sich nicht. Er versuchte vergeblich, ihren Puls zu fühlen.
    »Ruf den Notarzt.«
    Emma stand da wie angewurzelt. Es war genau wie im letzten August. Sie brachte es nicht fertig, Sophie zu berühren, um festzustellen, ob sie schon kalt war, weil sie sich nur allzu lebhaft daran erinnerte, wie klamm sich Pauls Haut angefühlt hatte.
    »Schnell, Emma!«, beschwor Felipe sie.
    Emma holte ihr Handy heraus und wählte 999.
    »Notrufzentrale. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Einen Krankenwagen. Custom House Square.«
    Felipe war kein Experte, aber er versuchte jetzt entschlossener, Sophie wachzurütteln. Sie zeigte keine Reaktion, aber da sich ihre Stirn noch lauwarm anfühlte, gab er die Hoffnung nicht auf.
    »Nimm ihre Hand und sprich mit ihr. Sie muss vertraute Stimmen hören!«, drängte er sie.
    Emma setzte sich zu Sophie ans Bett. Wie konnte sie das jetzt fertigbringen? Sie nahm Sophies kalte Hand in ihre und drückte sie fest.
    »Sophie! Bleib bei uns! Geh nicht! Atmet sie?«
    »Ja.«
    Emma war hundeelend. Die Sekunden zogen sich wie Minuten, und sie war überzeugt, dass das Leben aus Sophies Körper schwand. »Bitte Sophie, bleib bei uns!«
    »Was sind das für Medikamente? Neben dem Bett?«
    Emma warf einen Blick auf zwei Tablettenflaschen und eine Schachtel Paracetamol.
    Es klingelte.
    »In der Küche«, wies sie Felipe an. »Da ist ein Knopf an der Tür. Lass sie rein.«
    Felipe kam ihrer Bitte nach, während Emma weiter die Hand ihrer Schwester hielt.
    Die Krankenwagenbesatzung eilte herbei und begann sofort mit der Wiederbelebung.
    »Was hat sie genommen?«, wollte einer wissen.
    Emma reichte ihm die Medikamente.
    »Wir brauchen eine Polizei-Eskorte«, sagte der Notarzt, der Sophie reanimierte, eindringlich zu den Sanitätern.
    Sie hoben Sophie auf eine Tragbahre und legten ihr einen Ambu-Beutel an, um sie mit Sauerstoff zu versorgen.
    »Wird sie wieder gesund?«, fragte Emma.
    »Wir tun, was wir können. Fahren Sie im Krankenwagen mit?«
    »Natürlich.«
    Felipe ging zu Emma und drückte beruhigend ihre Hand. Wenigstens musste sie diesmal nicht allein mit in die Klinik fahren.
    »Ich bin in fünf Minuten dort«, versicherte Louise und legte auf.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Alice.
    »Es ist Sophie! Sie hat eine Überdosis genommen. Emma ist mit ihr in die Uniklinik gefahren.«
    »Ach du liebe Güte! Das ist ja schrecklich!«
    »Könntest du auf die Kinder aufpassen, Alice?«
    »Aber natürlich. Soll ich Maggie anrufen?«
    »Nein! Tu erst mal gar nichts.«
    »Ich finde aber doch«, entgegnete Alice ernst. »Ihr Mädchen könnt eure Mutter nicht ein Leben lang beschützen. Sie ist siebzig und kein kleines Kind.«
    Louise seufzte. »Na gut, dann ruf sie an und sag es ihr, aber ich fahre auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus.«
    Louise rannte mit ihrer Handtasche und den Autoschlüsseln nach draußen. Ihr Herz hämmerte. Sie konnte sich so lebhaft vorstellen, wie Sophie bewusstlos dalag, dass sie die Tränen unterdrücken musste. Jetzt bereute sie es, so hart zu ihr gewesen zu sein. Vielleicht war ihre Verzweiflung nach Pauls Tod echt gewesen. Sie hatten offensichtlich alle mit Problemen zu kämpfen, und diesmal könnte es zu spät sein, das wieder in Ordnung zu bringen.
    Jack hatte nicht viel zu packen. Er wollte nur ein paar Fotos und Andenken an Aoife mitnehmen. Er konnte kaum glauben, dass er schon bald wieder in New York wäre. Den Großteil des Krempels auf seinem Schreibtisch beförderte er in den Mülleimer. Sein Laptop zeigte ihm zwei eingegangene Nachrichten an. Er sah zweimal hin, als er entdeckte, dass eine von Aoife war.
    Lieber Jack,
    es tut mir leid, wie es zwischen uns geendet hat. Ich glaube, du tust das Richtige. Du passt besser nach New York als nach Dublin. Es ist lieb von dir, mir Bescheid zu

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