Havanna für zwei
und sie verstand nicht, warum.
Larry zitterte vor Anstrengung, als er versuchte, den Wagen rückwärts in eine schmale Parklücke an der Eccles Street zu zwängen. Sein Brustkorb schmerzte noch von der Operation, aber er musste zu Sophie.
Als sein Handy klingelte, war Louise dran, die ihn zur richtigen Station lotste.
»Dad, bist du schon hier?«
»Ich bin jetzt im Flur.«
»Gut. Ich halte Ausschau nach dir.«
Nachdem Larry diverse Flure abgeklappert hatte, war er erschöpft und erleichtert, Louise von weitem zu sehen.
Sie eilte ihm entgegen, um ihm über den Gang in das Zimmer zu helfen, in dem Sophie an komplizierten Apparaturen hing. So schwer es für sie auch sein mochte, Sophie so zu sehen, für ihren Vater musste es noch viel schlimmer sein.
»Wo ist Emma?«, fragte Larry.
»Sie ist vor ein paar Minuten gegangen.«
»Natürlich. Sie hat ja ihren Freund zu Besuch.«
»Das ist nicht der Grund. Aber bevor Sophie wieder zu sich kommt, können wir nichts für sie tun.«
Larry schüttelte fassungslos den Kopf. »Was kann so schlimm gewesen sein, dass sie sich das angetan hat?«
Louise brachte es nicht übers Herz, es ihm zu sagen, und es stand ihr auch nicht zu. Das war eine Sache zwischen Emma, Sophie und Paul. Wenn ihre Eltern davon wüssten, wäre niemandem geholfen, und Larry wäre so empört über Sophie, dass ihre Beziehung daran zerbrechen würde. Louise war plötzlich froh, die mittlere Schwester zu sein. Sie hatte nichts zu verbergen – jetzt nicht mehr.
Felipe und Emma saßen schweigend auf dem Rücksitz des Taxis, dessen Fahrer sie auf dem Parkplatz des Internationalen Finanzzentrums absetzte.
»Möchtest du eine Kleinigkeit zu Mittag essen?«, fragte Felipe.
Emma schüttelte den Kopf. »Mir ist der Appetit vergangen.«
Als sie auf die Uhr sah, war es zwei, und Felipe kam bestimmt fast um vor Hunger.
»Tja, vielleicht sollten wir wirklich einen Happen essen. Wir können in ein Restaurant ein Stück weiter in diese Richtung gehen. Da gibt es gute Mittagsgerichte.«
Im Harbourmaster war es an Wochentagen meist voll, aber heute war Samstag, und sie waren spät dran. Deshalb hatten sie die freie Auswahl und suchten sich einen Tisch mit Blick auf den Kanal.
»Was musst du bloß von den Iren halten, Felipe!«
Felipe lächelte. »Die Menschen sind überall gleich. Ihnen sind dieselben Dinge wichtig. Ihre Familie, ihre Kinder, ihre Gesundheit und ihr Glück.«
»Aber Familien wie meine gibt es nicht viele!«
»So anders seid ihr gar nicht. In Kuba gibt es viele ähnliche Fälle. Wir genießen zwar nicht so viele Freiheiten und haben nicht so viel Geld, aber wir kämpfen mit denselben Problemen.«
»Tut mir leid, dass du ausgerechnet jetzt hier sein musstest, wo meine Familie so viele davon hat.«
Felipe legte seine Hand auf ihre. »Ich bin froh, dass ich jetzt in Irland bin. Ich wollte deine Familie sehen. Ich will sie kennenlernen.«
»Tja, gesehen hast du sie ja jetzt – ganz ungeschminkt!«
Felipe sah sie fragend an.
»Das heißt, mit all ihren Fehlern«, erklärte sie. »Ich bin auch froh, dass du jetzt hier bist. Deine Unterstützung hat mir sehr gutgetan, und wenn wir nicht in die Stadt gefahren wären, hätte ich nie bei Sophie nach dem Rechten gesehen. Dass wir sie rechtzeitig gefunden haben, hat sie dir zu verdanken.«
»Ich hoffe sehr, dass sie sich noch bei mir bedanken wird!«
Emma lächelte. »Ich hoffe auch, dass sie wieder zu sich kommt und sich bei dir bedanken kann.«
»Aber du musst mir versprechen, deiner Schwester zu verzeihen. Heute hast du sie angefleht, am Leben zu bleiben, und jetzt musst du ihr eine gute Schwester sein.«
»Felipe, das ist vielleicht zu viel verlangt.«
»Bitte! Tu es für mich. Wir beide haben einander. Wir haben großes Glück.«
Da musste Emma ihm zustimmen. Das hatten sie wirklich.
Donal stand im Yachthafen, als er sein Handy piepsen hörte. Er wühlte in seinem Seesack und holte es heraus.
Sophie in Uniklinik. Überdosis. Kannst du kommen & auf Kinder aufpassen? Louise
Donal musste sich die Nachricht noch ein zweites Mal durchlesen. Es fiel ihm schwer, die wenigen Worte zu verarbeiten, die so viel beinhalteten.
»Trinken wir noch ein Bier, Donal?«, fragte Kevin ihn mit breitem Grinsen. Sie waren heute als Erste ins Ziel gekommen – ein großartiger Start der Serie.
»Ich kann nicht. Probleme daheim.«
»Gott, außer dir kenne ich niemanden, der am Wochenende so oft seine Kinder hütet, obwohl er die ganze Woche
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