Havanna für zwei
bis zu dunklem Schokoladenbraun, die Haarfarbe von blond bis pechschwarz. Aber Rhythmusgefühl und Leidenschaft zeichneten sie alle aus.
Als sie sich einer kleinen Brücke näherten, kam eine stattliche Reihe aus grandiosen Häusern im Kolonialstil in Sicht. Sie waren stark renovierungsbedürftig, und von den Mauern blätterte kalkige Farbe. In der Ferne tauchten noch andere kleine, unterschiedlich konstruierte Brücken auf, manche flankiert von Säulen, andere aus Metall und im Design eher industriell als ästhetisch. Eine Kirche im Kolonialstil erhob sich über die niedrigen Dächer und warf einen romantischen Schatten über die Stadt. Emma war noch nie an einem Ort wie diesem gewesen. Er hatte eine Ursprünglichkeit, die Charakter und Charme ausstrahlte.
»Haben Sie die Adresse?«, fragte der Fahrer.
Emma kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Notizblock. »Ja, ich hab sie hier. Verzeihung, wie hießen Sie noch gleich?«
»Felipe«, antwortete der Fahrer.
Was für ein fabelhafter Name, dachte Emma. »Danke, Felipe. Ich bin Emma, und das ist Sophie.«
»Erfreut, Sie kennenzulernen, Emma und Sophie«, lächelte er.
»Die Adresse lautet Cavadonga y Carnet . Oder so was in der Art.«
Felipe nickte. »Kenne ich. In der Straße wohnt mein Cousin.«
Sophie stieß einen spitzen Schrei aus, als Felipe den Wagen in eine Straße steuerte, die auf beiden Seiten von schlichten, aber einladenden Haziendas gesäumt war.
»Das sind gute Häuser«, beteuerte Felipe, und Emma merkte, dass er es ernst meinte. »Nach dem Hurrikan war es schwierig, an Zement zu kommen, um die Schäden zu beheben, aber inzwischen ist es besser.«
Die meisten Häuser hatten winzige Vorgärten mit schmiedeeisernen Toren und wild wachsenden Blumen, und der Anstrich in allen Nuancen von Grün, Blau und Creme ließ die Häuser fröhlich aussehen.
Felipe stoppte den Wagen jäh vor einer türkisgrünen Tür.
»Dieses paladar ist sehr gut.« Er drehte sich zu den Frauen um. »Wann soll ich Sie wieder abholen?«
Emma sah Sophie fragend an und erkannte an ihrer Miene, dass sie nicht lange bleiben würden. »Wann kommen Sie denn von Havanna zurück?«
»Etwa in drei Stunden.«
»Das klingt gut. Danke, Felipe.« Emma griff in ihre Tasche und kramte 20 CUC hervor. Die kubanische Touristenwährung war von Kubanern heiß begehrt, um Sachen zu kaufen, die es sonst nur für Touristen gab.
»Danke«, murmelte Felipe mit einem Nicken und stieg aus dem Wagen, um ihr die Tür zu öffnen.
»Bis später dann«, sagte Emma lächelnd.
Sophie sah mit einer Mischung aus Belustigung und Ungeduld zu. Als Felipe wegfuhr, wandte sie sich stirnrunzelnd an ihre Schwester. »Dir ist hoffentlich klar, dass das Trinkgeld, das du ihm gegeben hast, zwei Monatsgehälter beträgt!«
Jetzt war es an Emma, die Stirn zu runzeln. »Ich finde, er hat es verdient. Immerhin hat er uns hergebracht, obwohl er nicht musste!«
»Es lag direkt auf seinem Weg!«
»Sophie, warum kannst du nicht einfach dankbar sein, wenn jemand so hilfsbereit ist? Die Welt dreht sich nicht nur um dich.«
Sophie verdrehte die Augen und ließ ihre Schwester vorgehen. Sie hätte im Hotel bleiben sollen.
»Das ist köstlich«, schwärmte Emma und schnitt ein Stück von ihrem Schweinebraten ab.
»Es heißt cerdo asado , und die Bohnen und der Reis sind moros y cristianos «, erklärte Dehannys.
»Was heißt das: moros y cristianos ?«
»Die schwarzen Bohnen stehen für die Mauren und der weiße Reis für die Christen.«
Emma lachte. »Das gefällt mir!«
»Cerveza?« , fragte Dehannys ’ Vater, der aufsprang und eine leere Flasche hochhielt. Er lächelte fröhlich und rieb sich den Bauch unter seinem knallgrünen Hemd. Er war lustig und geradezu entzückt, gemeinsam mit Frau und Tochter die Gäste zu bewirten.
»No, gracias, Alberto« , antwortete Emma und klopfte sich auf den Bauch, um ihm zu zeigen, wie satt und zufrieden sie war. Es war schwierig, sich mit jemandem zu unterhalten, der kein Wort Englisch sprach, sich aber ein Bein ausriss, nett und gastfreundlich zu sein.
»Mami, puedo jugar ahora?« , fragte der kleine Fernando seine Mutter.
»Sí.« Dehannys sah ihrem Sohn nach, der sich durch die Küche im hinteren Teil des Hauses aus dem Staub machte.
»Dein Sohn ist mucho guapo . Er ist wie meiner!«, sagte Emma.
» Gracias , Emma«, antwortete Dehannys stolz. »Er ist ein guter Junge.«
Emma interessierte brennend, wo der Vater des Jungen abgeblieben war, sie wusste aber nicht so
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