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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Jackson
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Louise zu beschützen, damit ihre mittlere Schwester sie nicht gefährdete. Damals ahnte sie noch nicht, dass ihre jüngste Schwester das Familienmitglied war, auf das man am wenigsten aufpassen musste. Sie hatte das Talent, immer auf die Füße zu fallen und alles spielend zu erreichen, egal, was es war. Es sollte sich vielmehr herausstellen, dass Louise diejenige war, die am meisten Fürsorge brauchte. Emma würde den Tag nie vergessen, an dem sie das Häuschen betrat, in dem sie in Clontarf gemeinsam zur Miete wohnten, und Louise splitternackt, rittlings auf einem viel jüngeren Mann sitzend, auf einem Stuhl in der Küche ertappte – einem Mann, der nicht ihr Verlobter war.
    Aber wie es Emmas Art war, hatte sie Louise nicht verurteilt, sondern war für sie da gewesen, nachdem sie die verbotene Beziehung beendet hatte, weil sie mit der Situation nicht mehr klarkam. Für Emma war das eine Riesenerleichterung, weil sie die konservative Einstellung ihrer Eltern kannte und weil schon seit einem Jahr alles für Louises Hochzeit mit Donal arrangiert war. Louise war nicht der Typ, der einfach auf und davon gehen und Irland verlassen konnte. Sie war sehr heimatverbunden, da kam Durchbrennen für sie nicht in Frage. Emma fand, dass Louise das Richtige getan hatte, doch in letzter Zeit gab es Tage, an denen ihr ständiges Genörgel – besonders über Donal – ihr auf die Nerven ging.
    Emma mochte ihren Schwager sehr. Donal war ein Fels in der Brandung und nach Pauls Tod für kurze Zeit der Einzige gewesen, dem sie sich anvertrauen konnte.
    »Hola, Emma!«
    Als Emma sich umdrehte, sah sie Dehannys, die sich daran begab, das Frühstücksgeschirr vom Tisch zu räumen.
    »Hola! Muchas gracias por la cena.«
    »De nada« , lächelte sie. »Fernando möchte deinem Sohn gern einen Brief schreiben. Er hätte sehr gern einen Freund in Irland.«
    Emma nickte. »Na klar. Das wäre toll«, stimmte sie begeistert zu. Es wäre gut für ihren Sohn, etwas darüber zu erfahren, wie andere Menschen auf der Welt lebten, damit ihm klar wurde, dass nicht jeder kleine Junge eine PSP oder eine Wii hatte, mit der er spielen konnte.
    Sie verabschiedete sich von Dehannys, vergewisserte sich, dass sie sich beim Mittagessen sehen würden, und begab sich zu einer Ecke am Pool, wo sie ungestört arbeiten konnte. Ihr Held Martin stand kurz davor, sich in die Frau zu verlieben, in deren Fall er ermittelte, und sie fand, dass es an der Zeit war, dass ihre Figur wieder Gefühle zuließ. Schließlich war Martins Frau seit über fünf Jahren tot, und er verdiente es, wieder glücklich zu sein. Sie fühlte sich Martin sehr verbunden. Er war ihr sehr ähnlich, und sie glaubte fest an ihn. Inzwischen war ihre Vorstellung von ihm sehr klar, und Felipe, der Taxifahrer, hatte ihr geholfen, sein Gesicht zu finden.
    »Bist du dir auch sicher, dass es das nächste Hotel ist?«, fragte Emma, als sie die lange, gerade Straße entlangmarschierten und die Lichter immer weiter auseinanderzuliegen schienen.
    »Ja, absolut.«
    Emma wagte zu bezweifeln, dass Sophie den Weg kannte. Die Straße war sehr abgelegen, und sie hätte sich sehr viel wohler gefühlt, wenn sie sich ein Taxi gerufen hätten, um sich zum Tryp Hotel bringen zu lassen.
    »Schau, dort ist es! Das Tryp. Ich hab dir doch gesagt, da können wir zu Fuß hingehen!«
    Die Gartenanlagen waren so üppig wie im Sol, und das Empfangspersonal war beim Anblick von Europäern genauso zuvorkommend.
    »Wo ist die Pianobar?«, fragte Sophie die junge Frau an der Rezeption.
    »Die Treppe hinunter rechts, Madam«, antwortete sie in perfektem Englisch.
    Sophie und Emma stiegen die Treppe hinab und sahen sich suchend um, bis die sinnlichen Klänge von Josés Klavier sie den Rest des Weges führten.
    Emma blieb überrascht stehen: »Ich dachte, er spielt gut Gitarre, aber das Klavier ist eindeutig sein Ding.«
    »Er ist gut, was?«, meinte Sophie mit einem zufriedenen Grinsen und lief vor ihr her, bis sie José in seinem roten Hemd deutlich erkennen konnten.
    Bei Sophies Anblick wechselte José sofort zu dem Cole-Porter-Klassiker »I’ve Got You Under My Skin«. Nach ein paar Takten begann er zu singen. Sophie wusste, dass er es speziell für sie sang, und genoss jede Sekunde.
    Die Schwestern nahmen auf zwei Stühlen in Josés Nähe Platz, und sein Blick folgte ihren Bewegungen. Er sah sogar noch besser aus als in der bescheidenen Umgebung im Haus seiner Mutter.
    »Sei vorsichtig, Sophie«, warnte Emma sie.
    »Ich bin schon

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