Havanna für zwei
Chan« begonnen hatte, fand Emma, dass die Gelegenheit günstig war.
»Dehannys, darf ich dich nach Fernandos Vater fragen?«
»Schon gut – er ist schon lange nicht mehr da.«
»Ist er tot?«
Dehannys nickte. » Sí . Wir waren jung und sehr verliebt. Er hat mit meinem Papa in der Havana-Club-Fabrik gearbeitet. Er hatte Unfall mit großer Maschine.«
»Wart ihr verheiratet?«
Dehannys schüttelte den Kopf. »Fernando kommt tres meses , nachdem wir ihn begraben.«
»Tut mir sehr leid, das zu hören. Der arme kleine Fernando hat seinen Vater nie gesehen!«
Plötzlich war sie sehr erleichtert und kam sich sehr privilegiert vor, die vielen Fotos und Filmaufnahmen von Paul mit Finn zu haben. Sie musste zwar erst noch den Mut aufbringen, sich die Videoaufnahmen anzusehen, doch die Fotos waren ihr spätnachts eine große Hilfe, wenn sie sich daran erinnern wollte, wie er ausgesehen hatte.
»Aber Fernando hat meinen Vater. Er liebt ihn sehr. Er nimmt ihn mit zum Fischen.«
»Und José?«, schlug Emma vor.
Dehannys lachte. »Niemand hat José – José hat nur José.«
»Ich hoffe, Sophie geht es gut!«, murmelte Emma, trank einen großen Schluck von ihrem Mojito und lehnte sich zurück, um weiter die Musik zu genießen.
Kapitel 8
»Mum, kannst du bitte Molly und Tom für mich von ihrem Ferienkurs abholen? Ich bleibe nicht lange weg.« Louise hätte ihre Mutter nicht angerufen, wenn sie nicht wirklich in der Klemme gesessen hätte. Seit ihre Kinder auf die Grundschule gingen, hatte sie das nur vier- oder fünfmal getan und jedes Mal eine ähnliche Reaktion erhalten.
Selbst kurz nach der Geburt der Kinder hatte Maggie von Louise erwartet, dass sie ohne jede Hilfe von ihr mit dem neuen Baby klarkam.
»Ich hab euch drei Mädels auch ganz allein großgezogen«, hatte sie zu Louise gesagt, als diese erst wenige Tage aus der Geburtsklinik wieder zu Hause war. »Nur mit Hilfe eures Vaters. Meine Mutter ist nur für zwei Tage aus Cork gekommen, und Larrys Mutter hat uns bloß ein selbst gestricktes Jäckchen für Emma geschickt und für mich eine Schachtel Karamellbonbons. Sie hat sich erst bei uns blicken lassen, als Emma sechs Monate alt war.«
Louise kannte diese Leier nur allzu gut, und am Ende der Litanei versicherte sie ihrer Mutter immer, wie dankbar sie ihr dafür war, dass sie so viel aufgegeben hatte, um sich so gut um ihre drei Mädchen zu kümmern. Auch Emma besänftigte ihre Mutter oft, indem sie Lobeshymnen auf sie sang. Sophie hingegen gab ihr nie nach. Aber Sophie gab nie jemandem nach.
Auch jetzt schnalzte Maggie missbilligend mit der Zunge und seufzte. »Na schön! Ich kann meine Golfstunde verschieben, aber bleib nicht länger weg als bis drei, ja?«
Ein besserer Kompromiss ließe sich nicht herausschlagen.
»Danke, Mum«, seufzte Louise erleichtert und legte auf. Sie fragte sich, wie ihre Mutter es schaffte, dass ihr Mann sie so vergötterte, obwohl sie meist so unvernünftig und fordernd war. Manchmal hatte sie Angst, so zu werden wie sie. Sie bat ihre Mutter nur selten um etwas, und normalerweise auch nur, wenn keine ihrer Freundinnen, die normalerweise in Notfällen einsprangen, zur Verfügung stand.
Immerhin konnte sie sich jetzt mit Jack treffen. Jetzt, wo die Kinder versorgt waren, musste sie sich nur noch mit der Kleiderfrage befassen. Alles, was sie im Schrank fand, waren Twinsets und schicke, taillierte Blusen, die neben ebenso schicken, taillierten Hosen hingen, und reihenweise Schuhe. In den Schubladen waren ihre bequemen Klamotten und die Trainingsanzüge verstaut, die sie bei ihren Morgenspaziergängen trug und die dem Dresscode einer Hausfrau und Mutter entsprachen. Ohne dass sie es selbst wahrgenommen hätte, hatte sich ihre Garderobe in die ihrer Mutter verwandelt.
Da heute ein milder Frühlingstag war, konnte sie anziehen, was sie wollte. Letztlich entschied sie sich für ihre einzige Bluejeans, eine taillierte Nadelstreifenbluse (sie hatte eine lange Halskette, die gut dazu passte) und für ihren Regenmantel. Obwohl es nicht nach Regen aussah und für heute auch keiner angekündigt war.
Sie bekam Herzrasen, als sie sich die Augen mit ihren Lieblingsprodukten von Mac schminkte.
Die Nachricht von Jack war aus heiterem Himmel gekommen. Nach der peinlichen Begegnung am West Pier war sie richtiggehend geschockt, als sie plötzlich eine SMS von ihm bekam, in der er sie um ein Treffen in dem neuen Quay-West-Fischrestaurant in Howth bat.
Sie legte einen Hauch von ihrem neu
Weitere Kostenlose Bücher