Havanna für zwei
und immer noch Gefühle für sie zu hegen, derer er sich nicht einmal bewusst gewesen war, ängstigte ihn, und jetzt jagte ihm auch der Gedanke, Aoife zu verlieren, eine Heidenangst ein.
»Bitte, können wir die Hochzeit nicht einfach verschieben und uns wieder auf das Wesentliche besinnen? Es ziemt sich nicht, in einer Zeit, in der so viele Menschen ihre Arbeit verlieren und die Wirtschaft am Boden liegt, eine protzige Hochzeit zu feiern.«
Aoife holte tief Luft. »Ich packe jetzt ein paar Sachen und fahre für einige Tage nach Hause. Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Es ist nicht gerade fair von dir, mich so plötzlich damit zu konfrontieren.«
»Ich weiß. Du kommst doch zurück?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.«
Plötzlich wurde Jack klar, was er angerichtet hatte. »Dann geh nicht! Es tut mir leid, Aoife. Ich will dich nicht verlieren.«
Aoife unterdrückte nur mit Mühe die Tränen. »Ich habe das Gefühl, dass zwischen uns etwas zerbrochen ist. Ich habe dich so sehr geliebt! Ich war mir so sicher, dass ich den perfekten Partner gefunden habe.«
»Das bin ich auch – du bist es – wir sind es«, beharrte Jack.
»Wenn du so empfinden würdest wie ich, müssten wir dieses Gespräch nicht führen.«
Sie hatte recht, und Jack hatte es sich selbst zuzuschreiben.
»Was muss ich tun, um es wiedergutzumachen?«
»Du kannst nicht ungeschehen machen, was du gesagt hast. Ich halte es für das Beste, zu meinen Eltern zu fahren. Wenigstens für ein paar Tage.«
Jack nickte. Er brauchte Zeit, das, was er ins Rollen gebracht hatte, zu verdauen. Er musste sich sicher sein, was er wirklich wollte.
»Es waren mindestens drei kleine Mistkerle, die Dad zusammengeschlagen haben«, verkündete Louise empört und knallte ihre Handtasche auf den Küchentisch.
»Geht’s dir auch gut?«, fragte Donal. »Erzähl es mir noch mal, aber schön langsam.«
Louise zitterte, aber sie wusste Donals Fürsorge zu schätzen.
»Dad ist in meiner Anwesenheit von der Polizei befragt worden, und er hat ausgesagt, dass es junge Kerle mit Kapuzenjacken waren. Sie können nicht älter als fünfzehn oder sechzehn gewesen sein.«
»Ist er sich da sicher? Das klingt sehr jung.«
Louise nickte. »Die Polizei hat es bestätigt. Sie fahnden nach einer Gruppe junger Männer aus anständigen Familien in Raheny, die alte Menschen terrorisieren und bestehlen und sie dann zusammenschlagen. Sie halten es nicht mal für nötig, sich zu vermummen. Die Polizei sagt, dass es aufgrund ihres Alters schwierig ist, sie zu fassen, und noch schwieriger, sie zu verurteilen. In was für einer Welt leben wir eigentlich, Donal?«
Donal kratzte sich ratlos am Kopf. »Das ist wirklich schlimm.«
»Sie hätten ihn umbringen können und hätten es bestimmt auch getan, wenn Mum sie nicht überrascht hätte.«
»Ganz sicher?«
»Donal, sie haben ihn mit Stöcken geschlagen, und ihren Opfern körperlichen Schaden zuzufügen scheint ihnen richtig Spaß zu machen. Vor ein paar Wochen haben sie fast einen jungen Mann umgebracht, der um acht Uhr abends mit seiner Freundin auf dem Weg nach Hause war. Ich konnte nicht glauben, was die Polizei mir erzählt hat.«
»Wenigstens ist dein Dad auf dem Wege der Besserung.«
»Es hat ihn ganz schön mitgenommen, und sein Herz bereitet ihnen Sorgen. Sie sagen, es sei sehr schwach.«
»Rührt das von dem Überfall her?«
Louise zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht genau. Der Überfall war vielleicht der Auslöser, aber eine Schwäche war schon vorher vorhanden. Drei seiner Herzklappen sind verstopft.«
»Was haben sie mit ihm vor?«
»Sieht so aus, als bräuchte er einen Dreifach-Bypass.«
»Das ist nicht gut, vor allem in seinem Alter.«
Louise nickte. Ganz ihre Meinung.
»Haben sie irgendwas mitgehen lassen?«
»Seine Geldbörse, aber er hatte nur zwanzig Euro drin. Nur Mums Schmuck hätte von Wert für sie sein können, aber sie waren nicht lange genug dort, um ihn zu finden.«
»Das ist alles so sinnlos.«
»Allerdings. Aber als ich in der Klinik saß, habe ich mich gefragt, ob es nicht Glück im Unglück war. Wenn mit seinem Herzen etwas nicht stimmt, könnte ihm diese Operation das Leben retten. Wenn er nach dem Einbruch nicht zur Beobachtung ins Krankenhaus eingeliefert worden wäre, hätten wir nie davon erfahren.«
Donal zog die Augenbrauen hoch. »Das wäre eine seltsame Laune des Schicksals.« Seine Miene wurde panisch. »Moment mal. Was passiert mit deiner Mutter, wenn er
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