Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Jackson
Vom Netzwerk:
Achseln. »Manchmal besuche ich meine Mutter in Pinar del Río.«
    Er führte sie die Treppe hinab zu einem roten Buick-Kabrio.
    »Ist das Ihrer?«, fragte sie erstaunt.
    Felipe nickte. »Mein Vater und ich haben ihn aus verschiedenen Autoteilen zusammengesetzt. Der Motor ist von Lada, aber er läuft gut.«
    Emma ließ sich von Felipe die Tür öffnen und ließ sich voll Spannung und Vorfreude auf die heißen Ledersitze gleiten.
    Felipe setzte sich eine schwarze Sonnenbrille auf und warf den Motor an. Die Abgase eines gigantischen Camello -Busses wehten zu ihnen in den Wagen, doch das störte Emma nicht. Das war die stilvollste Art, um in Kuba umherzureisen.
    Die Straße war nicht markiert, genau wie alle Straßen, über die sie bisher auf Kuba gefahren war. Es war wunderbar, das geschäftige Treiben in Havanna von einem romantischen Oldtimer aus zu betrachten. Sie warf Felipe einen Blick zu, und auch er wirkte wie verwandelt. Ohne seine Taxifahrerkluft sah er authentischer aus. Emma spürte, dass unter der Oberfläche dieses rätselhaften Mannes eine Menge interessanter Facetten schlummerten. Er war nicht wie die anderen Kubaner, die in den Hotels und Bars arbeiteten, und auch anders als Dehannys und ihre Familie. Sie wusste nicht genau, was es war, aber seine Verschlossenheit stachelte ihre Neugier an.
    »Sind Sie heute Morgen von Matanzas hergefahren?«
    »Ich habe bei meinem Cousin in Vedado übernachtet, und mein Vater ist heute mit dem Wagen dorthin gekommen, weil er seine Schwester besuchen will.«
    »Freut mich, das zu hören. Ich würde Ihnen nur ungern Umstände machen.«
    »Es ist schön, den Tag auf diese Weise zu verbringen. Ich mag Hemingway.«
    Emma war überrascht. »Ach, Sie haben ihn gelesen?«
    »Nur zwei seiner Romane. Hier ist es schwierig, an Bücher zu kommen, die nicht von der Revolution handeln.«
    »Ich könnte Ihnen welche schicken. Auf Spanisch. Ich kann sie über Amazon besorgen.«
    Felipe lächelte. »Danke. Aber lieber auf Englisch. Dann kann ich üben.«
    »Sobald ich wieder zu Hause bin, besorge ich ein paar Hemingway-Bücher und schicke sie Ihnen.«
    Sie fuhren durch die Randbezirke der Stadt, wo die Straßen noch holperiger waren als in Havanna. Als sie zu einer schmaleren Straße kamen, ging es leicht bergauf, und in der Ferne konnte Emma das Hinweisschild auf die Finca Vigía sehen.
    Sie stiegen die paar Stufen hinauf, die zum Eingang des Hauses führten, und Emma hatte das Gefühl, ins Jahr 1960 zurückversetzt zu werden, als Hemingway zum letzten Mal dort gewesen war.
    Neben dem Lieblingssessel des Schriftstellers standen noch halb volle Flaschen Alkohol, die Wände waren von Jagdtrophäen gesäumt, und sie und Felipe blieben stehen, um die wunderschöne Gazelle zu betrachten, die Hemingway in Afrika erlegt hatte und den weiten Weg über den Atlantik hatte herschaffen lassen.
    »Es ist so grausam, aber ein wesentlicher Aspekt seines Charakters«, sinnierte Emma.
    »Kommen Sie«, winkte Felipe sie weiter.
    Sie betraten Hemingways Arbeitszimmer, wo Tausende von englischsprachigen Büchern die Wände säumten. Emma betrachtete die Buchrücken und sehnte sich danach, die Bände anzufassen und die Finger über die Worte gleiten zu lassen, die den großen Mann höchstpersönlich inspiriert haben mussten, doch der Museumsdirektor ließ sie nicht aus den Augen. Hemingways abgenutzte Schreibmaschine stand erhöht auf einem dicken gebundenen Buch, was es ihm ermöglicht hatte, im Stehen zu schreiben.
    »Gefällt es Ihnen?«, fragte Felipe.
    »Ach, es ist wunderbar! Schöner, als ich es mir je erträumt hätte. Vielen Dank, dass Sie mich hergebracht haben.«
    »Mir gefällt es hier. Ich liebe Bücher, aber nach der Universität konnte ich für einige Zeit keine mehr sehen.«
    »Was haben Sie denn studiert?«
    »Jura.«
    »Haben Sie Ihr Studium abgeschlossen?«
    » Ja . Ich habe sogar als Anwalt praktiziert, aber vor zwei Jahren damit aufgehört. Jetzt verdiene ich mehr Geld.«
    »Sie haben Ihren Anwaltsberuf aufgegeben, um Taxi zu fahren?«
    Emma war platt, dass Felipe einen angesehenen Beruf aufgegeben hatte, um Touristen durch die Gegend zu kutschieren, damit er besser verdiente. Aber sie hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass in Felipe mehr steckte, und fühlte sich bestätigt.
    Felipe hatte sich bisher mit Informationen zurückgehalten, aber jetzt fand er es in Ordnung, ihr persönliche Dinge zu erzählen. Aufgrund seiner schlechten Erfahrungen vertraute er Menschen nicht allzu

Weitere Kostenlose Bücher