Havanna für zwei
dich sehen.«
»Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich dich sehen will!«
»Aoife, was ich gestern zu dir gesagt habe, tut mir sehr leid.«
»Warum hast du es dann gesagt, wenn du es gar nicht so meinst?«
»Ich hab’s ja so gemeint. Aber es klang irgendwie falsch.«
»Von deiner Seite besteht ein großer Erklärungsbedarf, Jack Duggan.«
»Ich weiß. Können wir uns treffen?«
Aoife seufzte. »Ich komme nach Howth. Ich muss mich unbedingt umziehen.«
»Lass uns einen Spaziergang um die Klippen machen. Es ist ein herrlicher Tag.«
»Ich bin völlig kaputt. Ich war gestern erst spät im Bett.«
»Ach so.« Jack fragte sich, mit wem sie den Abend verbracht hatte. »Okay. Wir können hier in der Wohnung reden. Ich bin schon dort.«
»Gut«, sagte Aoife und legte abrupt auf.
Während der Fahrt brodelte die Angst in ihr wie in einem Schnellkochtopf. Sie hatte nicht den Nerv gehabt, ihren Eltern von dem Streit zu erzählen. Sie wussten nur, dass sie mit Cathy einen überfälligen Frauenabend veranstaltet hatte. Sie schämte sich viel zu sehr, ihnen von den verletzenden Dingen zu erzählen, die Jack ihr an den Kopf geworfen hatte.
Die Tore zu den St. Lawrence’s Quay Apartments öffneten sich, und sie parkte den Wagen. Ihre Hände zitterten, und daran war nicht der Alkohol vom Abend zuvor schuld.
Die Fahrt im Aufzug war kurz. Sie stand vor der Wohnungstür und steckte ihren Schlüssel ins Schloss, doch bevor sie ihn umdrehen konnte, hatte Jack schon aufgemacht.
»Hallo«, begrüßte er sie verlegen.
Als sie seine jungenhaften blauen Augen und seine feinen Züge sah, schmolz sie dahin. Sie liebte ihn über alles, doch im Moment hatte sie sich selbst gegenüber die Pflicht, es sich nicht anmerken zu lassen.
»Ich hole nur was aus dem Schlafzimmer. Ich komme gleich wieder, und dann reden wir.«
Sie drängte sich an ihm vorbei und pfefferte ihre Handtasche auf die Couch. Sobald sie im Schlafzimmer war, knallte sie die Tür hinter sich zu, ließ sich aufs Bett fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass etwas Schreckliches geschehen würde. Sie ertrug den Gedanken nicht, ihren Eltern erzählen zu müssen, dass die Hochzeit verschoben würde – oder noch schlimmer: abgesagt.
Sie musste sich zusammenreißen! Sie zog sich um und ließ Jack voller Unruhe draußen auf dem Wohnzimmersofa warten, während sie sich schminkte und kämmte. Sie überprüfte ihr Aussehen im Spiegel und fühlte sich jetzt besser gewappnet, ihrem Verlobten gegenüberzutreten.
»Also, worüber willst du mit mir reden?«, fragte sie und stellte sich herausfordernd auf den langflorigen Teppich.
»Komm und setz dich zu mir.«
Sie rührte sich nicht. »Danke, ich stehe lieber.«
»Aoife, das ist das Schwierigste, was ich je tun musste.«
»Tja, für mich ist es auch ganz schön schwierig. Ich finde, du solltest mir einfach sagen, was du zu sagen hast.«
Jack stand auf, um mit seiner Verlobten auf gleicher Augenhöhe zu sein.
Sie wich ein paar Schritte zurück.
Er trat vor und streckte die Hand aus, um ihr Gesicht zu streicheln, doch sie zuckte zusammen.
»Ich finde, wir sollten die Hochzeit verschieben.«
Aoife schnappte nach Luft. »Hast du eine andere?«
»Es gibt keine andere«, antwortete er, zu hastig, um überzeugend zu klingen.
»Das ist es doch, stimmt’s? Du hast eine Affäre!«
Jack schüttelte entschieden den Kopf. »Ich habe keine Affäre, glaub mir das bitte, und ich will, dass wir weiter zusammenleben. Aber es ist alles außer Kontrolle geraten. Deine Familie, die Hochzeitspläne, die Flitterwochen … Mir wäre es lieber, wir würden es klein und schlicht halten. Nur wir beide.«
»Aber das hast du mir nie gesagt.«
»Es ist einfach ausgeartet. Zuerst wollten wir nur die Familie einladen und dann ein paar Freunde und dann noch ein paar Kollegen, und bevor wir’s uns versahen, hatten wir alle eingeladen, die wir kennen, und du brauchst jetzt ein Designer-Hochzeitskleid und … Die Liste wird immer länger.«
»Jede Frau träumt von ihrer Hochzeit, und ich will, dass sie was ganz Besonderes wird.«
»Ich doch auch, aber es muss um den Bund zwischen zwei Menschen gehen und nicht um die Hochzeit als solche.«
Aoife sah ihn ernst an. »Das dachte ich auch!«
Jack gelang es nicht, ihr seine wahren Gefühle zu vermitteln, weil er nicht aufrichtig zu ihr war. Die Vorstellung, den Rest seines Lebens nur mit einer einzigen Frau zu verbringen, machte ihm Angst. Louise wiederzusehen
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