Havanna für zwei
wollte Emma verlassen! Er hatte vor, mich mit nach Kuba zu nehmen, nicht Emma.«
»Mir ist egal, was dieser Scheißkerl vorhatte. Aber Emma ist mir wichtig. Ich weiß nicht, wie du aus der Nummer wieder rauskommen willst! Wunder dich nicht, wenn Emma nie wieder mit dir spricht.«
»Das ist mir egal!« Aber das stimmte nicht.
»Und was ist mit Mum und Dad? Was glaubst du, wie sie das aufnehmen?«
»Von mir erfahren sie es nicht, und ich wette, Emma sagt es ihnen auch nicht.«
Louise hasste es, wenn Sophie recht hatte. Emma würde ihre Eltern unter keinen Umständen aufregen.
»Sieh dich vor, Sophie! Diesmal bist du zu weit gegangen!«
Sophie legte auf. Sie hatte genug von Menschen, die nicht zu ihr standen.
Sie musste an Greg und an ihren Abschied von ihm vor zwei Tagen denken. Er war fantastisch, und sie hatte aufrichtig daran geglaubt, dass sie ihn lieben könnte.
Aber Greg war nicht mal besonders scharf darauf gewesen, ihren letzten Abend in Havanna mit ihr zu verbringen. Er hatte sie gehen lassen, um in aller Ruhe weiter mit dem langweiligen kleinen Kubaner sprechen zu können, und war danach nicht einmal zu ihr ins Hotel gekommen, wie sie es ihm vorgeschlagen hatte. Als er nur einen flüchtigen Blick auf ihre Visitenkarte warf, die sie ihm zum Abschied gab, war sie wütend auf sich selbst. Greg und José: zwei Männer auf Kuba, die sie behandelt hatten, wie sie noch nie behandelt worden war – und sich auch nie wieder behandeln ließe, wenn es nach ihr ginge.
Sie hatte plötzlich Lust, Dublin zu verlassen und etwas ganz Neues auszuprobieren. Vielleicht war das eine Flucht. Aber vielleicht blieb ihr gar keine andere Wahl mehr, wenn Emma das, was sie erfahren hatte, erst einmal richtig verdaut hätte.
Jack mühte sich ab, seinen Artikel noch vor der Deadline um sechs fertig zu kriegen, musste aber ständig an Aoife denken. Nachdem er sich am Abend zuvor mit Peter auf ein Bier getroffen hatte, war ihm klar geworden, dass er sich Louise ein für alle Mal aus dem Kopf schlagen musste. Aber das war leichter gesagt als getan.
Gerry, sein Boss, trat an Jacks Schreibtisch und legte ihm ein Memo hin. »Ich will, dass Sie raus zum Beaumont Hospital fahren und über den MRSA-Bazillus berichten. Können Sie das morgen Vormittag erledigen?«
»Klar.«
»Ich möchte, dass Sie William Fitzmaurice interviewen. Er soll dort für die Hygiene zuständig sein.«
Superspannend … Jack nickte schicksalsergeben und beugte sich wieder über seinen Laptop.
Ein Icon blinkte auf und signalisierte ihm den Eingang einer E-Mail. Sie war von Aoife.
Ich habe über alles nachgedacht und will dich eine Woche lang nicht sehen oder hören. Bitte melde dich nicht bei mir. Ich rufe dich an, wenn die Woche vorbei ist.
Aoife
Jack war überrascht, wie kühl ihre Nachricht klang. Seines Wissens war sie so noch nie zu jemandem gewesen. Aber er konnte nicht darauf antworten – er musste ihren Wünschen nachkommen. Louise konnte er auch nicht behelligen, denn bei seinem letzten Anruf schien sie viel um die Ohren zu haben. Und seine Familie sollte auch nicht wissen, dass er und Aoife Probleme hatten. Also musste er sich zusammenreißen und sich auf seine Arbeit konzentrieren.
Sophie kam fröhlich in die Firma geschneit. Ihre von der Sonne geküsste Haut verlieh ihr ein strahlendes Aussehen, doch schon nach wenigen Sekunden merkte sie, dass irgendwas nicht stimmte. Geraldine saß nicht wie sonst am Empfang, der Kaffeeautomat an der Wand war ausgestöpselt, und Harry war dabei, alle Papiere und persönlichen Sachen aus seinem Schreibtisch zu räumen. Als Sophie auf ihn zukam, ließ er sich nicht weiter stören.
»Was ist hier los?«, fragte sie entgeistert.
Harry blickte auf. »Sophie! Wie war dein Urlaub?«
»Er war super. Was geht hier ab?«
»Hast du es noch nicht gehört? Wir sind pleite. Rod hat sich mit dem letzten Firmengeld aus dem Staub gemacht. Wir kriegen nicht mal eine Abfindung.«
»Moment mal! Ist das ein Witz?«
»Siehst du mich lachen? Am Donnerstag haben wir alle eine E-Mail bekommen, in der stand, dass es das war. Dass die Firma in Konkurs geht und Rod das Land verlassen hat.«
Sophie eilte in ihr Büro und schaltete ihren Computer ein. Das durfte doch nicht wahr sein! Wie hatte alles so plötzlich zusammenbrechen können? Sie überflog ihre E-Mails und entdeckte die von Rod. Ihr wurde kotzübel, wenn sie daran dachte, wie viele Stunden sie in diese Firma investiert und wie hart sie gearbeitet hatte, um gute
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