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Havanna für zwei

Havanna für zwei

Titel: Havanna für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Jackson
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liegenden Augen vor. Ihre gemeinsame Zeit in Havanna wäre vielleicht anders verlaufen, wenn sie damals schon so schlau gewesen wäre wie heute.
    An ihrem letzten gemeinsamen Tag hatten Felipes Stärke und Fürsorge sie beeindruckt, und sie spürte die Erinnerung an jenen Kuss im Mondschein noch auf ihren Lippen. Sie kramte den Zettel aus ihrer Handtasche, auf dem er ihr seine Adresse und Telefonnummer notiert hatte. Sie hätte wahnsinnig gern seine Stimme gehört; sein Tonfall, wie er ihren Namen aussprach, klang ihr noch im Ohr.
    Stattdessen überflog sie die bereits geschriebenen Kapitel. Ihr Protagonist Martin war ein guter Mensch, dessen Leben ohne sein Zutun einen schwierigen Verlauf genommen hatte. Sie musste seine Lebensumstände ändern, damit er doch noch mit der Frau zusammenkommen konnte, die für ihn bestimmt war. Emma hatte das Gefühl, dass diese Figur das Potenzial hatte, den Verlauf der Handlung zu ändern; nur wie, wusste sie noch nicht so recht. Irgendetwas musste geschehen. Sie brauchte ein Omen, etwas Monumentales, das ihr helfen würde, für ihre Charaktere die richtigen Entscheidungen zu treffen.
    Ihr Handy klingelte. Sie suchte hektisch danach, falls es Neuigkeiten über ihren Vater gab.
    Es war Louise.
    »Emma?«
    »Hallo, Louise. Schon was Neues?«
    »Gute Nachrichten. Die Operation ist erfolgreich verlaufen, aber er ist noch nicht aus der Narkose aufgewacht.«
    »Gott sei Dank. Wann fährst du zu ihm?«
    »Ich bin schon in der Klinik, aber sie haben mir gesagt, ich soll nach Hause fahren und morgen früh wiederkommen.«
    »Schön.«
    »Wie geht’s Mum?«
    »Liegt mit Kopfschmerzen im Bett.«
    »Das war ja klar.«
    »Ich will heute Abend ein bisschen schreiben.«
    »Freut mich zu hören. Ich ruf dich morgen früh wieder an.«
    »Danke, Louise.«
    Emma wandte sich wieder ihrem Laptop zu. Sie wollte der Realität entfliehen und sich in ihre eigene imaginäre Welt flüchten, in der Martin, ihr fiktiver Held mit Felipes Gesicht, tun würde, was sie wollte.
    Donal kippte seinen Ruhesessel im Wohnzimmer nach hinten und schloss genüsslich die Augen. Jetzt, wo die Kinder im Bett lagen, war es wohltuend still im Haus. Er hoffte, dass Louise bald eintrudelte. Er sah es nicht gern, wenn sie abends allein mit dem Auto unterwegs war. Vorhin hatte sie ihn aus dem Krankenhaus angerufen und ihm mitgeteilt, dass der Zustand ihres Vaters nach der Operation stabil wäre und sie nicht mehr lange wegbliebe.
    Er hatte plötzlich Lust auf einen Drink, was völlig untypisch für ihn war, wenn er am nächsten Tag arbeiten musste. Er schlenderte zur Hausbar und holte eine ungeöffnete Flasche Connemara Whiskey heraus, die er von einem Klienten zu Weihnachten bekommen hatte. Als die Glasflasche beim Einschenken klirrend an sein Becherglas stieß, hörte er seine Frau durch die Tür kommen.
    »Hallo«, rief sie ihm schon vom Eingang aus zu. »Ich bin völlig fertig! Mixt du mir bitte einen Gin Tonic?«
    »Klar«, rief er zurück und drehte den Verschluss von der Ginflasche. Dann nahm er die Flasche mit dem Tonic Water aus der Hausbar und schüttelte sie, um festzustellen, ob noch Kohlensäure drin war. »Wie geht’s deinem Dad?«
    »Dem geht’s gut.«
    Louise holte sich in der Küche noch schnell ein Glas, in das sie ein paar Eiswürfel aus dem Gefrierfach plumpsen ließ, bevor sie sich zu ihrem Mann ins Wohnzimmer gesellte.
    »Die letzten Tage waren der helle Wahnsinn! Danke für deine Unterstützung.«
    »Ich bin schließlich dein Mann.« Er nahm ihr das Glas aus der Hand und füllte es mit Gin auf.
    »Ich weiß nicht, wie ich ohne dich klargekommen wäre«, sinnierte sie. »Ich fühle mich zum ersten Mal im Leben wie ein Einzelkind.«
    »Dann weißt du ja jetzt, wie es mir ergangen ist!« Er nickte wissend.
    »Tut mir leid, wenn ich mit dir geschimpft habe, als du vor dem Tod deiner Mutter so oft zu ihr gefahren bist, um nach ihr zu sehen. Dieses Verantwortungsgefühl war mir bisher fremd. In Krisensituationen ist bis jetzt immer Emma eingesprungen. Zum Glück ist sie wieder zu Hause.«
    Donal füllte sein Whiskeyglas auf und ließ sich wieder in seinem Sessel nieder. »Emma hat es ungeheuer schwer gehabt.«
    »Ich weiß. Wie sie die letzten Monate überstanden hat, ist mir ein Rätsel.«
    »Sie hatte eine große Bürde zu tragen.«
    »Wenigstens konntest du ihr mit den Formalitäten und dem Testament helfen.«
    Donal holte tief Luft. Dieser Zeitpunkt war genauso passend wie jeder andere, um seiner Frau reinen

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