Havanna für zwei
geht es schon seit Jahren nicht mehr gut. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann es uns zuletzt gut gegangen ist.«
Dieser neue Donal machte Louise schreckliche Angst. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Kannst du ernsthaft behaupten, dass du glücklich mit mir bist?«
»Aber natürlich! Was willst du damit sagen?«
»Ich dachte, da ich dir ein paar bittere Wahrheiten über deine Schwester gesagt habe, kann ich dir genauso gut auch welche über uns sagen. Fühlst du dich denn nie wie ein Hamster im Rad?«
Louise trank einen großen Schluck aus ihrem Glas. »Ich finde, zwischen uns läuft es gut.«
»Tja, es läuft vielleicht ganz gut, aber wo ist die Lebendigkeit in unserer Beziehung? Früher war es aufregender.«
»Das war, bevor die Kinder das Ruder übernommen haben.«
»Wir können nicht den Kindern die Schuld an allem geben. Versteh mich nicht falsch, wir haben ein schönes Leben, und ich bin glücklich mit dir, aber irgendwie prickelt es nicht mehr zwischen uns, und das hab ich mir nie eingestanden.«
Louise befürchtete, gleich in Tränen auszubrechen. Was sollte das jetzt auf einmal? »Mein Vater liegt im Krankenhaus, und ich hatte ein paar stressige Wochen. Sogar Monate! Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um dieses Thema anzuschneiden.«
»Wenn nicht jetzt, wann dann?«
Louise trank noch einen kräftigen Schluck. Sie wusste keine Antwort, und es machte ihr eine Heidenangst, dass ihr sonst so stiller Ehemann aus heiterem Himmel ein so ernstes Gespräch anfing.
»Ich gehe jetzt ins Bett«, wich sie aus.
»Schön, aber morgen früh müssen wir uns trotzdem mit unserer Beziehung auseinandersetzen, und auch am Morgen danach. Es sei denn, du möchtest deshalb etwas unternehmen?«
Louise antwortete nicht, sondern flüchtete in die Küche und holte sich ein Glas Wasser.
Dann lief sie schnurstracks nach oben, schlüpfte ins Bett und schaltete das Licht aus.
Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war Donals Seite des Bettes unberührt. Er hatte im Gästezimmer geschlafen.
Emma wollte die auf Spanisch verfasste E-Mail schon als unerwünschte Werbung löschen, als sie den Betreff Para cliente de Sol Meliá Varadero las. Zuerst dachte sie, sie käme von Dehannys, bis sie den Namen ganz am Ende las und Herzrasen bekam.
Emma, es tut mir leid, dass ich dich am Tag deiner Abreise nicht mehr gesehen habe. Ich hoffe, du hast deinen Aufenthalt auf Kuba genossen.
Vielleicht sehe ich dich eines Tages wieder. Es ist nicht leicht für mich, diese Nachricht zu schicken. Dehannys ist auch hier und lässt dich grüßen.
Dein Freund Felipe
Emma las sich die kurze Nachricht immer wieder durch. Auch ihr tat es leid, dass ihr Abschied so abrupt vonstattengegangen war.
Am liebsten hätte sie sofort mit ihm telefoniert. Sie sah auf die Uhr. In Kuba war es jetzt mitten in der Nacht. Hätte sie nur damals schon den Grund für Pauls Selbstmord gewusst! Es war, als hätte sich für sie ein Schleier gelüftet, seit sie erfahren hatte, was er in den Jahren vor seinem Tod getrieben hatte.
Sie brauchte jemanden zum Reden. Jemanden, der ihr vorurteilsfrei zuhörte. Sie nahm den Telefonhörer in die Hand.
Zwei Stunden später saß sie auf einem Barhocker in der Ely Wine-Bar. Wie vereinbart, kam um Punkt zwölf Donal durch die Tür. Es war eine gute Zeit, um vor dem großen Mittagsansturm noch einen Tisch zu ergattern.
Mit langen Schritten trat er auf sie zu.
Sie hielt ihm die rechte Wange hin, auf die er einen flüchtigen Kuss drückte.
»Wie war dein Urlaub? Du hast Farbe bekommen.«
»Gut. Sogar sehr gut, bis auf die Komplikationen mit Sophie ganz zum Schluss.«
Donal nickte wissend. »Willst du darüber mit mir reden?«
»Ach, Donal. Ich bin so durcheinander! Ich muss wirklich mit dir reden. Du bist der einzige normale Mensch, den ich kenne.«
»Ich bin immer für dich da, Emma.«
»Das kommt noch dazu. Du bist mir eher ein Bruder als ein Schwager.«
Donal lächelte. »Das hoffe ich.«
»Tja, bist du bereit?«
»Leg los.«
»Paul hatte eine Affäre mit Sophie. Das ging vor seinem Tod wohl schon eine ganze Weile so.«
»Wirklich?« Es war nicht leicht, Donal zu schockieren, aber das schockte ihn.
»Das sind alles nur Vermutungen, aber ich glaube, sie hat ihn unter Druck gesetzt, mich zu verlassen, und er war viel zu feige.«
»Vielleicht hat er dich auch zu sehr geliebt, um diese Entscheidung zu treffen.«
»Wenn er mich wirklich geliebt hätte, hätte er nicht mit meiner Schwester geschlafen.«
Der
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