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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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Es ist doch Montag, und montags habe ich immer einen Kosmetiktermin, wissen Sie?«
    Konnte man ihr böse sein? Eigentlich nicht, und so war er ihr gegenüber nur zu einem einzigen Gefühl in der Lage. Und das war Mitleid.
    »Nein, Sie können dann gehen. Aber vielleicht machen Sie vorher noch einen Kaffee?«
    »Selbstverständlich«, beschied Hasi und strahlte übers ganze Gesicht, als sie auf den Flur trat. Dabei gab sie der wartenden Journalistin die Klinke in die Hand.
    Manzetti erkannte die Frau sofort.
    »Frau Schneider. Nehmen Sie doch Platz.«
    Inka Schneider wartete einige Sekunden, dann ließ sie sich zu einem kurzen und trotz ihres schmalen Mundes sehr breiten Lächeln hinreißen. »Danke, Herr Manzetti. Es ist immer wieder schön, hier bei Ihnen zu sein.«
    Er nickte. »Können wir uns das sparen?«
    Ohne in der Bewegung innezuhalten, ging sie auf seine Bitte ein. »Wenn Sie es wünschen.«
    Inka Schneider. Wenn er Werner glauben durfte, dann war Inka in der Stadt so etwas wie die meist gehasste Journalistin. Jung, dynamisch, hartnäckig und durch den Aufenthalt in einigen hochkarätigen Betten mit ihren achtundzwanzig Jahren schon stellvertretende Chefredakteurin des Märkischen Kuriers, und nicht von der BRAWO oder der MAZ, wie Hasi es vermutet hatte.
    »Was wollen Sie wissen?«, fragte er trocken.
    Inka Schneider setzte sich vor ihn auf den Stuhl, auf dem sonst Menschen saßen, die sie als Gesocks bezeichnet hätte, auch Mörder gehörten dazu. Sie schlug die Beine übereinander, wobei sie einen mittelgroßen, weißen Ringblock in der einen Hand hielt und einen Montblanc-Kugelschreiber in der anderen. Mit ihrer Antwort musste sie allerdings warten, denn es klopfte an der Tür und wenige Augenblicke später stand Hasi wieder im Zimmer. Manzetti hatte es befürchtet, aber trotzdem nicht wahrhaben wollen. Hasi hielt nur eine einzige Tasse in der Hand.
    »Kann ich jetzt gehen?«
    »Ja«, sagte er und schob den Kaffee vor Inka Schneider.
    Die erneuerte das bereits eingestellte Lächeln und steckte sich die blonden Haare mit einer braunen Lederspange hoch, die sie zwischendurch mit den Zähnen hielt. Dabei präsentierte sie glatt rasierte Achselhöhlen und straffe Oberarme, die zu ihr passten, wie ein glänzend gestriegelter Araberhengst zu einem Porsche.
    Als Hasi zur Kosmetik geflüchtet war, holte Inka Schneider ihre noch ausstehende Antwort auf seine Frage nach, was sie denn wissen wolle. »Herr Manzetti, was können Sie mir über die Toten vom Bohnenländer See erzählen.«
    Damit hatte er rechnen müssen. Die Presse musste früher oder später auf die Geschichte aufmerksam werden, auch wenn der Polizeieinsatz wegen der Abgeschiedenheit am Stadtrand fast unbeobachtet geblieben war. Aber er hätte lieber mit einem anderen Journalisten darüber gesprochen und nicht mit Inka Schneider. Die war zwar jung und unerfahren, aber sie war für ihre Hartnäckigkeit bekannt, weshalb Werner sie immer wieder mit einem Ameisenbär verglich, dessen klebrige Zunge im kleinsten Loch züngelte. Davon zeugte schon ihr heute erschienener Artikel.
    Sind Polizei und Staatsanwaltschaft überlastet? Nach dem Tod eines Berliner Ehepaares leben die Brandenburger in Angst und Schrecken, weil Polizei und Staatsanwaltschaft vorschnell von Suizid ausgehen. Bleibt deshalb ein grausamer Mörder auf freiem Fuß?
    »Was genau wollen Sie wissen, Frau Schneider?«
    »Alles«, sagte sie kurz und schmerzlos. »Und bitte wiederholen Sie nicht die Geschichte vom Suizid. Das hat Claasen schon versucht.«
    Diese Steilvorlage schickte der Himmel. Die konnte er sich auf keinen Fall entgehen lassen. »Mehr als mein ehrenwerter Direktor weiß ich aber auch nicht«, ergriff er den rettenden Strohhalm.
    Nach einem schnellen Blick auf ihren Hals, wo die bebende Schlagader anzeigte, dass ihr Puls bereits in Fahrt kam, lehnte er sich zufrieden zurück. »Sie wissen doch am besten, wie mediengeil unser Direktor ist. Solche Dinge will er allein wahrnehmen und da hat er uns wie immer einen Maulkorb verpasst.«
    Sie strich noch einmal über ihre seidig glänzenden Haare, dann sah sie ihn hochkonzentriert an. »Ehrlich?«, fragte sie, was ein wenig provokant klang.
    »Ja«, sagte Manzetti, wohl wissend, dass er sie damit nicht los war. Jedenfalls nicht auf Dauer. Aber es schaffte vorerst ein wenig Luft, die momentan jeder in der Abteilung gut gebrauchen konnte.
    Wortlos stöckelte Inka Schneider zur Tür, wobei ihr kurzer Rock großzügig über die braunen

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