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Haveljagd (German Edition)

Haveljagd (German Edition)

Titel: Haveljagd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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geschlagen. »Die hat doch einen Biobauernhof mit einem gemütlichen Laden.« Sie zeigte mit dem Finger auf das Frühstücksei. »Was meinen Sie denn, wo das her ist? Ich setze doch meinen Gästen keine Eier vor, die aus einer Legebatterie kommen.«
    »Und da haben Sie Kurt getroffen?«
    Lotte räumte die Wurstplatte vom Tisch und nahm auch den Brötchenkorb an sich. Nur den Teller mit den Rumtörtchen konnte er vor ihrem Zugriff sichern.
    »Eher seine Frau. Die half doch der Tochter oft im Hofladen und stand dort hinterm Tresen. Eine reizende Person.«
    »Und Kurt? Haben Sie den nun auch gesehen, oder nicht?« Allmählich wurde Michaelis ungeduldig.
    »Gelegentlich ... Aber in letzter Zeit nicht mehr«, sagte sie und schüttelte wie zur Bestätigung mit dem Kopf. »Früher spielte er immer mit dem Enkelkind oder las ihm vor. Übrigens ein reizender Junge und so freundlich.« Noch mit Wurstplatte und Brötchenkorb auf dem Weg zum Kühlschrank, drehte sie sich wieder zu ihm um. »Der sagt sogar noch Guten Tag und Auf Wiedersehen.«
    Michaelis trank seinen Kaffee aus und goss sich noch einmal nach, bevor Lotte wieder zum Tisch kommen und ihn auch von der Getränkezufuhr abschneiden würde. Dann dachte er nach. Was hatte sie gesagt? In letzter Zeit nicht mehr. Das deckte sich mit seiner eigenen Wahrnehmung, da Kurt ja auch für ihn wenig Zeit gehabt hatte.
    Als Lotte die Kaffeekanne bereits in der Hand hielt, schob sie ihre Hüfte um die Tischecke herum und setzte sich an die Stirnseite.
    »Ich glaube, dass er ein guter Opa war.«
    »Aber woher? Wenn Sie nie mit ihm geredet haben und ihn in letzter Zeit nicht mal mehr gesehen haben, woher kommt dann die Überzeugung, dass Kurt ein prima Opa war und nichts mit Kinderpornographie zu tun hatte?«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte mit seitlich gelegtem Kopf in die Zimmerecke schräg gegenüber. »Ja, warum?« Dann fand sie offensichtlich ein zweites Ei des großen Seefahrers und nahm die Arme wieder runter. »Ja richtig, wegen der Frau«, sagte sie. »Die war doch immer so nett. Wer solch eine Frau hat, der kann doch kein böser Mensch sein.«
    Natürlich nicht, dachte Michaelis und musste unweigerlich an die reizende Frau Kabelitz denken. Eine fleißige Redakteurin beim Kurier, die den ganzen Tag lächelte, nur eben montags nicht, wenn die Fußballmannschaft ihres Mannes verloren hatte. Dann trug sie eine riesige Sonnenbrille, die sie selbst im dunklen Archivkeller nicht absetzte.
    Wer eine nette Frau hat, kann eben nicht böse sein.
    »Wo liegt denn der Hof?«, fragte er und tastete nach langer Zeit mal wieder an sein eigenes Veilchen.
    »Draußen in Klein Kreutz. Mit dem Auto nicht mal eine Viertelstunde.«

    ***

    Zehn Minuten später stand Michaelis mit Lottes Autoschlüssel und einem Einkaufszettel vor dem Hof. Die Luft hatte sich in der Nacht durch den Regen abgekühlt, war seit langem wieder mal sehr klar, und als er drei Schritte gemacht hatte, nahm er mit Wohlwollen zur Kenntnis, dass ihm vorerst keine Rinnsale den Rücken hinunterliefen.
    Etwas schneller als erlaubt hatte er den Käfer, Baujahr 1972, über den Grillendamm angetrieben und, wie Lotte es angekündigt hatte, wirklich nur eine Viertelstunde gebraucht, bis das Ortsschild von Klein Kreutz an ihm vorbeihuschte. Als selbständiges Dorf einst direkt an der Havel errichtet, war der winzige Ort heute durch Brandenburg geschluckt, nannte sich jetzt Ortsteil, denn jeder Bürger zählte, wenn auch manchmal nur als statistische Größe.
    An der ersten Kreuzung war Michaelis abgebogen, so wie Lotte es ihm geraten hatte, und nach einigen hundert Metern an ein einzeln stehendes Gehöft gelangt. Der Biohof der Bäuerin Becher, wie es ein kunstvolles Holzschild verriet.
    Als er aus dem Auto stieg, strahlte ihn der Himmel in herrlichsten Blautönen an und bunte Blumen boten der Sonne ihre noch feuchten Oberflächen dar, bis ihre Strahlen in spätestens einer Stunde alles abgetrocknet haben würde. Ansonsten gab es hier draußen nur noch eines, und das war absolute Ruhe.
    Er ging um das Auto herum und scheuchte eine Handvoll weißer Hühner auf, die zuvor auf der Rasenfläche gepickt hatten, unentschieden, ob sie nun gackern oder lieber doch lautlos scharren sollten. Da kein Hahn in der Nähe war, sparten sie sich das Gackern auf, ihre vereinzelten Laute waren nicht mehr als dezentes Glucksen.
    Michaelis blieb stehen und ließ seinen Blick über den Innenhof schweifen. Unter dem Vordach parkten ein

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