Haveljagd (German Edition)
Sonja keine Rücksicht mehr nehmen, denn sie hatte gerade vor dem Blockhaus angehalten. Außerdem sollte er sich nicht so haben, es war ihr Auto, und damit konnte sie aufsetzen, wo sie wollte.
Er war längst herausgesprungen und stand bereits auf der Terrasse. »Wo bleibst du denn?«
»Kannst du mich bitte nicht so rumkommandieren. Du hast doch frei.«
Aber er war schon ein paar Schritte weiter. Als sie ihm endlich folgte, sah sie, wie er mit der rechten Hand andeutete, dass sie ihre Waffe aus dem Holster nehmen sollte. Sie tat es und schloss zu ihm auf.
»Mein Gott«, sagte Sonja, als sie neben ihm im Wohnzimmer auftauchte, »wie sieht’s denn hier aus?«
Der Fußboden war über und über mit Büchern zugeschüttet, denn das Regal war vollends leer geräumt, vielmehr leer gekippt.
»Mist«, fluchte er.
»Was heißt Mist? Du musst es doch nicht aufräumen.«
»Das nicht, aber die Botschaft ist weg.«
Manzetti hatte nicht damit gerechnet, dass sie hier auf Werner treffen würden, aber bis vor einer Minute hatte er noch geglaubt, dass er wenigstens die volle Botschaft entschlüsseln könnte. Daraus wurde nun nichts mehr.
»Da scheint dein Journalist ja auf einem eigenartigen Trip zu sein.« Sonja schob mit dem Fuß einige Bücher zur Seite.
»Das war er nicht.«
»Woher willst du das wissen? Du hast mir doch selbst gesagt, dass er noch mal hierher gefahren ist. Vielleicht hat er bei den Pornos mit seinem Kumpel gemeinsame Sache gemacht und nun alle Spuren verwischt.«
Manzetti blieb bei seiner Einschätzung. »Er war es nicht.«
Sonja sah ihn an. »Und was macht dich da so sicher?«
Er zeigte auf den Boden. »Die Bücher. Werner würde nie und nimmer so mit Büchern umgehen. Er liebt sie mehr als Menschen.«
Dann ließ er seinen Blick im Zimmer schweifen. Werner, wo bist du?, fragte er sich. Und warum meldest du dich nicht? Als er in die Küche sah, erstarrte er.
»Was ist?«, fragte Sonja.
»Da«, er ging in die Küche und hob ein paar Schuhe hoch, die vor einem Schrank standen. »Das sind Werners Schuhe.«
Er winkte Sonja, ihm nach draußen zu folgen, und stieg wieder ins Auto. »Nach Klein Kreutz«, kommandierte er, als sie den Zündschlüssel umdrehte.
***
Kurz hinter Brandenburg klingelte sein Telefon. Er drückte auf die grüne Taste und meldete sich mit seinem Namen.
Sonja sah zwar hin und wieder zu ihm rüber, konnte aber nichts von dem Gespräch aufschnappen, denn Manzetti machte immer nur »hm« und der Anrufer sprach zu leise, um etwas verstehen zu können. Erst als er das Handy wieder einsteckte, fragte sie ihn. »Wer war das?«
»Bremer. Er hat einen Auftrag erledigt, und ich glaube, wir werden jetzt so etwas wie ein großes Finale erleben.«
Am Biohof lenkte Sonja ihr Auto in eine der Parknischen und Manzetti sprang schon raus, als sie noch rollten. Sie hatte Mühe, ihm zu folgen.
»Im Streifendienst müsste man sein, dann könnte man auch während der Arbeitszeit einkaufen«, sagte sie mit einem Blick auf den Funkwagen, der direkt neben dem Hofladen stand.
»Auf Wiedersehen!«, verabschiedete sich einer der beiden Streifenbeamten gerade von Christian Höppner und winkte den beiden Kriminalisten zu. Als er auf Manzettis Höhe war, steckte er seinen Kugelschreiber in die Brusttasche und setzte die Sonnenbrille auf. »Seid ihr schon wegen des Kleinen da?«
»Welches Kleinen?«, wollte Manzetti wissen.
»Das Kind der Bäuerin. Es ist seit ein paar Stunden spurlos verschwunden.«
»Was?«, brüllte Manzetti. »Verschwunden? Was heißt verschwunden?«
»Na weg«, erklärte der zweite Beamte und zeigte am Haus vorbei in Richtung Feld. »Er ist nach dem Frühstück diesen Weg da langgefahren und nicht zurückgekommen. Als seine Mutter nachsehen ging, fand sie nur noch den Rollstuhl.«
»Na ja«, sagte wieder der erste Beamte. »Darum könnt ihr euch ja jetzt kümmern. Wir schreiben unseren Bericht und legen ihn euch ins Fach. Adieu, meine Herrschaften.«
Manzetti ging in den Laden und traf dort auf Nina Becher, die von Karin tröstend in den Arm genommen wurde. Um ihre Beine schlich das kleine schwarze Kätzchen.
»Frau Becher, wo ist Tim?«
Nina sah nur kurz auf und sank dann wieder schluchzend in sich zusammen.
»Sie weiß es doch auch nicht«, antwortete Karin. »Lass sie erst einmal in Ruhe. Du kannst ihr später Fragen stellen.«
»Später? Was soll das heißen, später? Es geht um das Leben von Tim.«
Er hatte das letzte Wort noch nicht ausgesprochen, da heulte Nina
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