Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Havelsymphonie (German Edition)

Havelsymphonie (German Edition)

Titel: Havelsymphonie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
Vom Netzwerk:
doch in Dortmund getroffen haben.“ Manzetti konnte noch nicht viel mit den Andeutungen seiner Gesprächspartnerin anfangen.
    „Ich glaube das einfach nicht. Mit der falschen Ortsangabe wollte er bloß etwas verschleiern.“ Ihr Kopfschütteln wurde nun heftiger. „Als er wiederkam, war er nämlich irgendwie verändert. Er sprach erst tagelang überhaupt nicht, schloss sich in seinem Arbeitszimmer ein und später begann er, Carolin sogar hinterherzuspionieren.“
    „Woher wissen Sie das?“
    „Weil er es wie ein Dilettant angestellt hat. Er ließ sogar die Rechnung der Detektei offen liegen, die er für die Schnüffelei engagiert hatte. Das ewige Kontrollieren konnte Carolin wohl irgendwann nicht mehr aushalten.“
    Manzetti musste schmunzeln, auch wenn er nicht so richtig wusste, worüber. „Wissen Sie noch, wie der Detektiv hieß?“
    „Nein“, sagte sie. „Aber es war einer aus Potsdam.“

    *

    Wieder zurück in Brandenburg, blätterte Manzetti im Telefonbuch von Potsdam. Beim Buchstaben D stoppte er den Seitenlauf mit dem rechten Daumen und ließ die Augen bis zum Stichwort „Detektei“ gleiten. Die ersten beiden sagten ihm nichts, bei der dritten erkannte er den Namen, konnte sich aber nicht an deren Arbeitsfelder erinnern. Erst über die vierte wusste er Bescheid und rief dort an.
    „Guten Tag“, meldete sich eine piepsige Mädchenstimme. „Detektei Wendland, was kann ich für Sie tun?“
    „Ist der Chef da?“, fragte Manzetti, ohne seinen Namen zu nennen.
    „Einen kleinen Augenblick“, sagte die piepsige Stimme, wohl daran gewöhnt, dass man ihr gegenüber nicht über die Probleme sprach, wegen der man die Hilfe eines Detektivs in Anspruch nehmen wollte. Wohl auch ein Hinweis auf Diskretion.
    „Wendland“, verkündete nach wenigen Augenblicken eine rauchige Männerstimme.
    „Ich habe gehört, dass Sie der Beste sein sollen.“ Manzetti verstellte seine Stimme.
    „Aha.“ Wendland reagierte sehr verhalten.
    Manzetti ließ einige Sekunden verstreichen, bis er mit seinem kräftigen Bariton forderte: „Finden Sie einen Optiker, der günstiger ist als Fielmann.“
    Wendland musste nur kurz überlegen, dann hatte er die Stimme erkannt. „Vergessen Sie’s. Außerdem arbeite ich nicht für die Bullen.“
    „Hallo, Michael“, eröffnete Manzetti nun ernsthaft das Gespräch.
    „Hi, Andrea. Ist schon wieder ein halbes Jahr rum?“
    Michael Wendland war bis vor fünf Jahren selbst Polizist gewesen, bis ihm ein „Missgeschick“ passiert war, das allerdings nur er so nannte und das Claasen keine andere Wahl gelassen hatte, als ihn zu feuern. Nach einem längeren Urlaub in Asien hatte er dann die Detektei Wendland gegründet und sofort großen Zulauf gehabt, nicht zuletzt wohl deshalb, weil er über eine solide Ausbildung bei der Polizei verfügte, und vielleicht auch, weil er tonnenweise amerikanische Detektivkrimis verschlang. Bei ihren halbjährlichen Treffen in irgendwelchen Kneipen warfen Manzetti und andere alte Freunde von Michael nicht nur Dartpfeile, sondern wurden mit Geschichten aus dem Detektivalltag versorgt. In ihnen gab Wendland zum Besten, mit welchen Methoden, die er bei Raymond Chandler oder Dashiell Hammett ausgeliehen hatte, er erfolgreich seine neuen Fälle gelöst hatte.
    „Ein halbes Jahr ist noch nicht rum, aber trotzdem könnten wir uns mal wieder treffen.“
    „Worum geht’s denn?“, fragte Wendland schon interessierter. „Du brauchst doch nicht wirklich einen billigen Optiker?“ Dazu lachte er lauthals und hustete auch gleich noch ein halbes Dutzend Zigaretten durch den Hörer.
    „Nein, ich möchte dich um einen anderen Dienst bitten.“
    „Der da wäre?“
    Manzetti zögerte noch einmal kurz. „Kannst du dich mal in eurer Szene umhören?“
    „In welcher Szene?“, fragte Wendland verdutzt.
    „Na, bei deinen Kollegen.“
    „Szene nennst du das?“ Wendland war hörbar pikiert. „Das ist übelstes Polizistendeutsch. Alles, wo nicht Polizei dran steht, ist für euch Szene. Hausbesetzerszene, Drogenszene, Kinderschänderszene, Hausfrauenszene und nun auch noch Detektivszene.“
    „So habe ich es doch gar nicht gemeint“, räumte Manzetti entschuldigend ein.
    „Gut“, gab Wendland nach. „Und was willst du nun genau?“
    „Kannst du herausfinden, wer von den Detektiven in Potsdam schon einmal für einen Vater ermittelt hat, der seine Tochter überwachen lassen wollte? Das Ganze ist etwa ein bis eineinhalb Jahre her.“
    „Andrea, was soll das denn?

Weitere Kostenlose Bücher