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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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uns ausschließlich hübsche Mädchen schickt?“
    „Es hätte ja nicht geschadet, das zu erwähnen“, murrte Jake, blickte aber zerknirscht zu Boden.
    „Das Dorf ist nur zwanzig Meilen von hier entfernt. Wenn dich das dringende Bedürfnis nach einer Frau überkommt, kannst du jederzeit hinuntergehen. Allerdings könnte dich dann der Rückweg bergauf umbringen“, scherzte Ian im Hinblick auf den sehr steilen Pfad, der zu seinem Haus heraufführte.
    „Ach was — Frauen.“ Jake hatte offenkundig seine Meinung geändert. Er grinste über das ganze gebräunte, wettergegerbte Gesicht. „Ich bin schließlich hier, um mich zwei Wochen lang beim Angeln und Faulenzen zu erholen, und was will ich mehr? Es wird sein wie in alten Tagen, Ian. Frieden und Ruhe und nichts weiter. Keine Weiber, die dir nachlaufen und auf deiner Türschwelle stehen. Keine hochnäsigen Dienstboten, die jedes Wort mithören. Keine Kutschen und keine kupplerisch tätigen Mamas.“
    Jake redete sich richtig in Fahrt. „Ich will dir mal was sagen, mein Junge. Über deinen Lebensstil im vergangenen Jahr möchte ich mich ja nicht beschweren, aber ich kann diese Dienstboten bei euch besseren Leuten nicht ausstehen. Deshalb komme ich dich auch so selten besuchen. Dein Butler auf Montmayne hält seine Nase so hoch in die Luft, daß es einen wundert, wie er da oben überhaupt noch Sauerstoff bekommt. Und dein französischer Koch hat mich praktisch aus deinen Küchen geschmissen. Jawohl, so hat er es gesagt:
    ". aus seinen Küchen.“
    Der alte Seemann sprach plötzlich nicht mehr weiter, und seine Miene veränderte sich drastisch. „Ian“, sagte er besorgt, „hast du während der Zeit, in der wir nicht beieinander waren, jemals kochen gelernt?“
    „Nein. Du?“
    „Nein, verdammt.“ Die Vorstellung, das essen zu müssen, was er selbst zubereitet hatte, verdarb Jake Wiley endgültig die Laune.
    ★
    „Lucinda“, sagte Elizabeth nun schon zum drittenmal innerhalb einer Stunde, „ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid mir das alles tut.“
    Vor fünf Tagen war Lucinda Throckmorton-Jones in dem Gasthof an der schottischen Grenze eingetroffen, um zusammen mit Elizabeth die Reise zu Ian Thorntons Landhaus anzutreten. Heute morgen hatte die Mietkutsche Achsbruch erlitten, und jetzt mußten die Damen mit einem Heuwagen vorliebnehmen, dessen Ladefläche sie sich mit ihren Reisetruhen und -taschen teilten. Elizabeth mochte gar nicht daran denken, wie es aussehen würde, wenn sie mit einem solchen Transportmittel bei dem Ungeheuer einträfe, das ihr Leben ruiniert hatte.
    „Wie ich Ihnen schon sagte, als Sie sich das letztemal entschuldigten, Elizabeth“, erwiderte die Anstandsdame, „ist es nicht Ihre Schuld und infolgedessen auch nicht Ihre Pflicht, sich für den beklagenswerten Mangel an Reisekutschen und vernünftigen Straßen in diesem heidnischen Land fortwährend zu entschuldigen.“
    „Ja, aber gäbe es mich nicht, wären Sie jetzt nicht hier.“ Lucinda seufzte ungehalten und hielt sich rasch an der Seitenwand des Heuwagens fest, weil dieser gerade besonders stark schwankte. Dann setzte sie sich wieder sehr aufrecht hin. „Wie ich bereits zugab, wären wir beide nicht hier, hätte ich mir von Ihrem Onkel nicht unter einem Vorwand Mr. Thorntons Namen entlocken lassen. Statt sich unausgesetzt zu entschuldigen, sollten Sie sich lieber innerlich auf diesen unglücklichen Umstand vorbereiten.“
    „Sie haben natürlich recht.“
    „Natürlich“, bekräftigte Lucinda. „Ich habe immer recht.“ Ärgerlich versuchte sie, den dichten Staub von ihren schwarzen Röcken zu klopfen. Es gelang ihr nicht. In diesem Moment rumpelte der Heuwagen zudem wieder ächzend über eine hohe Bodenwelle, und die beiden Passagiere auf der Ladefläche stießen unsanft aneinander.
    „So etwas wurde mir in meinem ganzen Leben noch nicht zugemutet!“ stieß Lucinda zornig hervor. „Sie können sich darauf verlassen, daß ich Mr. Thornton deutlich sage, was ich davon halte, wenn jemand zwei Damen in diese gottverlassene Wildnis einlädt, ohne zu erwähnen, daß es keine Kutsche gibt, die die letzten fünf Meilen der Reise durch dieses Land zurückzulegen imstande ist!“
    „Brr!“ rief der Bauer vorn auf dem Bock und zerrte an den Zügeln, bis Pferd und Wagen anhielten. „Das da oben auf dem Hügel ist das Thornton-Haus“, erklärte er.
    Lucinda warf einen Blick zu dem großen, anscheinend baufälligen Landhaus hinauf, das durch den dichten Baumbestand

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