Havenhurst - Haus meiner Ahnen
allerdings zu sehen war, und wandte sich dann an den unglücklichen Bauern. „Sie irren sich, guter Mann. Und jetzt wenden Sie freundlicherweise und fahren Sie uns ins Dorf zurück, so daß wir dort noch einmal nach dem rechten Weg fragen können. Bei der ersten Auskunft hat es ganz offensichtlich ein Mißverständnis gegeben.“
Sowohl der Bauer als auch sein Pferd drehten den Kopf zu der Sprecherin um, und beide hatten ungefähr den gleichen ärgerlichen Gesichtsausdruck. Das Pferd schwieg, aber der Bauer hatte jetzt endgültig genug von den ewigen Nörgeleien, die er sich zwanzig Meilen lang hatte anhören müssen.
„Hören Sie, gute Lady“, begann er, doch Lucinda unterbrach ihn sofort.
„Reden Sie mich nicht mit Lady an. ,Miss Throckmorton-Jones reicht vollkommen.“
„Von mir aus. Also wer immer Sie auch sind, ich jedenfalls bringe Sie nur bis hierhin und nicht weiter. Und das da oben ist das Thornton-Haus.“ Der alte Bauer sprang vom Bock und lud einfach die Truhen und Taschen vom Wagen.
Der Mann tat Elizabeth leid, und sie half ihm beim Abladen, was Lucinda mit tadelndem Blick beobachtete. „Was machen wir, wenn niemand daheim ist?“ fragte sie.
„Dann kommen wir wieder hierher herunter und warten auf einen anderen Bauern, der so freundlich ist, uns mitzunehmen“, sagte Elizabeth zuversichtlich.
„Damit würde ich aber nicht rechnen“, meinte der Bauer, während Elizabeth ihm eine Münze in die Hand drückte. „Danke schön, Mylady, recht schönen Dank.“ Er tippte sich an die Kappe und lächelte der jungen Dame zu, die ihm mit keiner einzigen Klage den Tag verdorben hatte.
„Weshalb sollten wir nicht damit rechnen?“ fragte Lucinda streng.
Der Bauer kletterte auf den Bock zurück. „Weil hier erst in ein, zwei Wochen wieder jemand langkommt. Oder noch später. Wenn überhaupt. Wir kriegen nämlich Regen. Morgen oder übermorgen, schätze ich. Und dann kommt hier kein Wagen mehr durch.“
Er bekam Mitleid mit der jungen Miss, die ein bißchen blaß geworden war. „Aber sehen Sie mal, da oben kommt Rauch aus dem Schornstein. Also wird jemand zu Hause sein.“ Er schlug mit den Zügeln und fuhr los.
Minutenlang standen Elizabeth und Lucinda in einer Staubwolke und blickten ratlos drein. Dann beschloß Elizabeth, die Sache in die Hand zu nehmen. „Lucy, wenn Sie das Ende dieser Truhe hier fassen, greife ich auf der anderen Seite zu, und wir können sie zum Haus hochtragen.“ Lucinda wollte heftig protestieren, aber ein Blick in Elizabeths Gesicht sagte ihr, daß ein Streit jetzt nicht angezeigt wäre. Also faßte sie mit an.
Der Pfad hügelan war steil, und die Truhe schien mit jedem Schritt schwerer zu werden. Kurz vor dem Haus setzten die beiden Damen sie ab, um sich ein wenig zu verschnaufen. Dann faßte Elizabeth wieder den Griff an ihrer Seite.
„Sie gehen jetzt bitte zur Haustür, Lucy“, sagte sie um die Gesundheit der älteren Frau besorgt, „und ich werde die Truhe einfach hinter mir her schleifen.“
Miss Throckmorton-Jones schaute ihre arme, keuchende und staubbedeckte Schutzbefohlene an, und die Wut stieg in ihr auf über das, was man ihnen beiden zumutete. Wie ein zorniger General zog sie sich die Handschuhe straff, machte kehrt, marschierte zur Haustür, hob ihren Regenschirm und schlug mit dem Griff energisch gegen das Holz.
Drinnen rührte sich nichts.,Aufmachen!“ rief sie, hob ihren Schirm und schlug wieder zu. Leider öffnete sich in diesem Moment die Tür, und die Krücke traf den Kopf eines nicht mehr ganz jungen Mannes.
Fluchend rieb sich Jake den Schädel und starrte benommen die reizlose Frau mit der schiefsitzenden Kappe auf dem grauen Haar und dem erhobenen Regenschirm an, die ihn ihrerseits ebenfalls anstarrte.
„Sie sollten sich gelegentlich die Ohren waschen!“ fuhr sie ihn an und zog Elizabeth, die inzwischen herangekommen war, einen Schritt ins Haus. „Wir werden hier erwartet.“
Jake betrachtete die staubigen, leicht aufgelösten Frauen. In seinem buchstäblich angeschlagenen Zustand hielt er sie für die Dorfbewohnerinnen, die zum Saubermachen und Kochen heraufgekommen waren. Sofort änderte sich seine ganze Haltung, und ein Lächeln zog über sein Gesicht. Die Beule auf seinem Kopf war vergessen.
„Willkommen, willkommen“, sagte er mit einer weit ausholenden Armbewegung in Richtung Zimmer. „Womit wollt ihr anfangen?“
Lucinda überhörte diese rüde Anrede. „Mit einem heißen Bad und einem anschließenden Imbiß“,
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