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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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die Dame in einem Gewächshaus getroffen und wurde zur Belohnung in den Arm geschossen.“
    „Wollen Sie damit andeuten, ich hätte Sie ins Gewächshaus eingeladen?“ fragte Elizabeth wütend. „Leugnen Sie etwa, daß Sie mir eine Note geschickt hatten?“ „Selbstverständlich leugne ich das.“
    „Was hatten Sie dann im Gewächshaus zu suchen?“
    „Ich leistete Ihrer schriftlichen Aufforderung Folge“, antwortete er scheinbar gelangweilt. „Übrigens empfehle ich Ihnen, an Ihrer Handschrift zu arbeiten. Sie ist beinahe unleserlich. Und nun legen Sie die Pistole aus der Hand, bevor Sie sich damit verletzen.“
    Elizabeth hob die Waffe höher. „Bei jeder unserer Begegnungen haben Sie sich wie ein Schuft benommen und mich beleidigt und gedemütigt. Wäre ich ein Mann, stünde mir das Recht zu, Genugtuung zu verlangen. Und als Frau weigere ich mich auf dieses Recht zu verzichten.“
    „Sie sind ja närrisch.“
    „Schon möglich“, entgegnete Elizabeth sehr sanft. „Aber außerdem bin ich eine ausgezeichnete Schützin. Wollen Sie mir jetzt also nach draußen folgen, oder wollen wir die Angelegenheit gleich hier erledigen?“
    „Auf etwas derartig Lächerliches gehe ich nicht ein.“ „Dann verlange ich auf der Stelle Ihre Entschuldigung.“ „Wofür?“
    „Zunächst dafür, daß Sie mich mit Ihrer Note ins Gewächshaus gelockt haben. Dann dafür, daß Sie mich in einer Waldhütte zu verführen versucht haben, und schließlich dafür, daß Sie meinen Ruf... ruiniert haben.“
    „Ian!“ rief Jake erschüttert. „Die Handschrift einer Dame zu beleidigen, das ist die eine Sache. Eine ganz andere Sache ist es, den Ruf der Dame zu ruinieren. So etwas kann ja ihr ganzes Leben zerstören!“
    Ian warf ihm einen ironischen Blick zu. „Vielen Dank, Jake, für diese höchst brisante Information. Möchtest du der Dame nun vielleicht auch noch dabei helfen, den Finger um den Abzug zu legen?“
    Elizabeths Empfindungen schwankten zwischen Wut und Erheiterung, als ihr das Groteske dieser ganzen Szene bewußt wurde. Da stand sie nun mit einer Pistole in der Hand, mit der sie einen Mann in dessen eigenem Haus bedrohte, während die arme Lucinda einen zweiten Mann mit vorgehaltenem Regenschirm in Schach hielt, und dieser Mann versuchte vergeblich, die Lage zu entspannen, indem er unbeabsichtigt noch Öl in die Flammen goß.
    Mit einmal erkannte sie, wie sinnlos das alles war, und ihre Erheiterung verschwand restlos. Wieder einmal war es diesem unmöglichen Menschen gelungen, sie so weit zu bringen, daß sie sich selbst zur Närrin machte. Diese Erkenntnis entfachte ihre Wut aufs neue.
    Trotz seiner scheinbaren Gleichgültigkeit hatte Ian Elizabeth genau beobachtet, und so entging es ihm nicht, daß sie auf einmal noch wütender war als zuvor. Er deutete mit dem Kopf auf die Waffe in ihrer Hand.
    „Ich glaube, Sie sollten einiges bedenken, bevor Sie sie benutzen“, sagte er mit vollkommen ausdrucksloser Stimme. „Erstens müssen Sie sehr schnell sein, wenn Sie mich erschießen und nachladen wollen, bevor Jake Sie erwischt. Zweitens müssen Sie bedenken, daß ziemlich viel Blut fließen wird. Wahrscheinlich werden Sie Ihr hübsches Kleid hinterher nicht mehr tragen können. Drittens wird man Sie natürlich hängen. Überlegen Sie es sich, ob es das wert ist. Allerdings dürfte es nicht annähernd so unangenehm sein wie der Skandal, dem Sie zuvor ausgesetzt sein werden.“
    Stolz hob Elizabeth das Kinn. „Zu Ihrem Glück bin ich nicht so unerzogen wie Sie, Mr. Thornton, und deshalb greife ich auch niemanden an, der schwächer ist als ich. Dies aber würde ich tun, wenn ich auf einen Unbewaffneten schösse. Und jetzt habe ich wirklich genug von Ihnen. Lucinda, wir gehen.“
    Sofort verließ Lucinda würdevoll das Haus. Elizabeth wollte es ihr nachtun, wandte sich jedoch an der Tür noch einmal zu Ian um. „Sollten Sie erwägen, sich Ihre Waffe zu holen, um mir zu folgen und mich zu töten, bedenken Sie vorher Ihren eigenen ausgezeichneten Rat und überlegen Sie, ob es das wert wäre.“
    Sie drehte sich um, machte einen Schritt und schrie dann auf, denn ein harter Schlag hatte ihren Unterarm getroffen, so daß ihr die Pistole aus der Hand flog, und im nächsten Augenblick wurde ihr der Arm auf den Rücken gedreht.
    „Jawohl“, sagte Ian mit furchteinflößender Stimme dicht an ihrem Ohr. „Ich glaube, das wäre es wert.“
    Elizabeth befürchtete, ihr Arm würde sofort brechen, doch da bekam sie einen Stoß,

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