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Havenhurst - Haus meiner Ahnen

Titel: Havenhurst - Haus meiner Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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gar nicht, auf Ian Thorntons Anwesen in Schottland zwei Wochen früher als vorgesehen und dazu noch mit Berta statt mit Miss Lucinda Throckmorton-Jones einzutreffen.
    Die einzige Lösung bestand darin, zu dem Gasthof zu fahren, wo die unerschütterliche Anstandsdame mit ihr Zusammentreffen sollte, und dort wohl oder übel bis zu deren Ankunft auszuharren.
    „Nach Carrington, Aaron“, rief sie dem Kutscher zu. „Wir werden dort auf Miss Throckmorton-Jones warten.“
    Sie wandte sich zu Lord Marchman um, lächelte ihn mit echter Zuneigung an und reichte ihm die Hand durchs offene Wagenfenster. „Ich danke Ihnen“, sagte sie scheu, aber sehr ernst und aufrichtig. „Ich danke Ihnen dafür, daß Sie so sind, wie Sie sind, Mylord.“
    Bei diesem Kompliment errötete John Marchman vor Freude und Verlegenheit. Er trat zurück und schaute der Kutsche hinterher. Danach kehrte er ins Haus zurück und ging in sein Arbeitszimmer. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und betrachtete die Note, die er an Elizabeths Onkel geschrieben hatte. „Ich glaube schon“, hatte Elizabeth auf die Frage geantwortet, ob sie sicher sei, Belhaven von seiner Heiratsabsicht abgebracht zu haben ...
    Lord John Marchman, Earl of Canford, faßte einen Entschluß. Er nahm einen neuen Bogen Papier, spitzte eine neue Feder an und schrieb eine neue Note an Julius Cameron. Wie immer, wenn es ums Freien ging, verließ ihn auch jetzt wieder seine Beredsamkeit, und so lautete seine Note nur: „Falls Belhaven sie haben will, dann will ich sie zuerst.“

9. KAPITEL
    Ian Thornton stand in dem schottischen Landhaus, in dem er zur Welt gekommen war und das er jetzt nur noch als Jagdhütte benutzte. Trotzdem war dies für ihn ein Ort, zu dem er immer flüchten und an dem er Frieden finden konnte.
    „Jedesmal wenn ich hierher zurückkomme, scheint mir das Haus ein wenig kleiner zu sein als früher“, sagte er zu dem älteren, rotgesichtigen Mann, der mit Beuteln voller Lebensmittel bepackt zur Tür hereinkam.
    „Alles sieht größer aus, wenn man klein ist.“ Jack Wiley stellte die Packstücke auf die staubbedeckte Anrichte, zog die Pistole aus seinem Gürtel und legte sie auf den Tisch. „Ich bringe jetzt die Pferde in den Stall.“
    Ian nickte geistesabwesend, denn mit den Gedanken war er in der Vergangenheit. Er konnte die tiefe Stimme seines Vaters und das fröhliche Lachen seiner Mutter hören. Dort drüben war die alte Feuerstelle gewesen, wo die Mahlzeiten zubereitet worden waren, bevor ein richtiger Kochherd installiert wurde. Dort standen die beiden hochlehnigen Sessel noch heute, auf denen seine Eltern abends vor dem Feuer gesessen und sich im Flüsterton unterhalten hatten, damit Ian und seine kleine Schwester oben in ihren Schlafzimmern nur ja nicht davon aufwachten. Den Sesseln gegenüber stand das alte, mit robustem grünen Stoff bezogene Sofa.
    Alles war noch genau wie früher, auch der Tisch, in den er als Dreijähriger die Anfangsbuchstaben seines Namens geritzt hatte. Das hatte ihm heftige Schelte eingetragen, bis seine Mutter seine Begabung erkannt und ihm fortan Unterricht erteilt hatte. Als ihr nicht unerhebliches Wissen erschöpft war, übernahm sein Vater die Lehrerrolle und brachte ihm Geometrie, Physik und alles andere bei, das er selbst in Eton und Cambridge gelernt hatte.
    Als Ian vierzehn Jahre alt war, wurde Jake Wiley als männliches Mädchen für alles in den Haushalt aufgenommen, und von ihm erfuhr Ian aus erster Hand alles über das Meer, über Schiffe und über ferne Länder.
    Etwas später begab er sich zusammen mit Jake auf die Reise, um sich diese Weltgegenden selbst anzuschauen und sich dabei seine Ausbildung zunutze zu machen.
    Als er drei Jahre später zurückkehrte und sich auf das Wiedersehen mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester freute, mußte er erfahren, daß sie alle wenige Tage zuvor in einem Feuer umgekommen waren, das in dem Hafengasthof ausgebrochen war, in dem die Familie auf Ians angekündigte Heimkunft gewartet hatte.
    Sein Vater war ein stolzer Mann, der seinem Adelserbe den Rücken gewandt und die Schwester eines armen schottischen Vikars geheiratet hatte. Das hatte für ihn den Verlust eines Herzogtums bedeutet, was er jedoch nie bereut hatte. Sein ganzes Vermögen hatte aus einem kleinen Beutel Goldmünzen bestanden, und die hatte er Ian zu dessen sechzehntem Geburtstag für die erste Seereise geschenkt.
    Inzwischen waren zwölf Jahre vergangen. Eine große Schiffsflotte segelte unter

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