Havoc - Verwüstung - Thriller
in der Nähe des Krans zu suchen. Beinahe stolperte er über die ausgestreckte Gestalt Brian Crennas. Er lag neben einem seiner Deckhelfer halb unter dem Kran.
»Was zur Hölle ist hier los?« Crenna verschaffte sich mit lauter Stimme über dem Rattern der automatischen Gewehre Gehör.
Mercer ignorierte diese unsinnige Frage. »Wo sind Ihre beiden Leute?«
»Billy ist über die Reling gesprungen.« Er deutete aufs Wasser hinaus. Mercer konnte einen Mann erkennen, der in Richtung Grand Island schwamm. »Er ist ein guter Schwimmer. Er wird es schon schaffen. Was mit Tom ist, weiß ich nicht.«
Das zweite Bass-Boat kam jetzt auf ihre Seite der Schute,
wobei Sykes’ Fischerboot versuchte, mit dem schnelleren und beweglicheren der Boote mitzuhalten. Während einer der Schützen auf das Bertram feuerte, beharkten zwei andere den Kabinenkreuzer. Mehrere Schüsse gingen daneben oder schlugen in die Stahlverstrebungen des Bordkrans ein und zwangen die Männer, sich noch tiefer zu verkriechen, so sehr, als wollten sie sich in die Stahlplatten eingraben.
»Hören Sie«, sagte Mercer, als der Außenbordmotor leiser wurde. »Ich decke Sie, und Sie steigen auf den Kabinenkreuzer um und sehen zu, dass Sie so schnell wie möglich von hier verschwinden.«
Er tauschte das halb leer geschossene Magazin gegen ein frisches aus, wartete einen Moment, damit sich Crenna und der Deckhelfer bereit machen konnten, dann ging er unter dem ausgefahrenen Kranausleger in die Hocke und schaltete die Schmeisser auf Dauerfeuer. Er beharkte die andere Seite der Schute vom Bug bis zum Heck, indem er den Lauf seiner Maschinenpistole gleichmäßig hin und her schwenkte. Die Schützen waren nirgendwo zu sehen, daher nickte er Crenna aufmunternd zu. Die beiden Männer starteten zu einem eiligen Trab und legten innerhalb von Sekunden die zehn Meter bis zum Rand der Schute zurück. Beide flankten über die Reling und landeten auf dem Deck des Kabinenkreuzers.
Noch während er sich auf die Suche nach einem möglichen neuen Ziel konzentrierte, bemerkte Mercer, dass sich das entfernte Ufer des Flusses minimal bewegte. Nachdem die letzte Kugel den Lauf seiner Waffe verlassen hatte, ging Mercer wieder unter dem Kran in Deckung und blickte, während er das Magazin wechselte, ein weiteres Mal zum Ufer. Die Vernunft setzte sich gegen das Adrenalin, das in seinen Adern kreiste, durch, und er begriff, dass sich das Land überhaupt nicht bewegte. Die hydraulischen Anker hatten gänzlich den
Geist aufgegeben, und die Schute war jetzt der Willkür des Niagara River ausgeliefert. Und in den wenigen Sekunden, die er brauchte, um die Schmeisser nachzuladen, stellte er fest, dass die Schute gerade schneller wurde. Der Wind hatte wieder eingesetzt, und er schätzte, dass sie mit einem Tempo von sechs Knoten unterwegs waren.
Mercer war sicher, dass der Kabinenkreuzer nicht über die ausreichende Leistung verfügte, um die Schute gegen die Strömung zu schleppen. Irgendwie musste er zu dem Schlepper auf der anderen Seite der Schute gelangen, wenn er sie alle davor bewahren wollte, über die Wasserfälle in die Tiefe zu stürzen. Falls ihm das jedoch nicht gelang, musste er wenigstens dafür sorgen, dass die Kisten Plutoniumerz irgendwie in die Spezialsäcke gelangten, damit sie nicht aufplatzten, wenn die Schute abstürzte.
»Cali!«, rief er. »Wir treiben ab. Sehen Sie zu, dass Sie von hier verschwinden!«
»Was ist mit Ihnen?«, rief sie zurück, ohne sich blicken zu lassen.
»Sykes kann mich aufgabeln.« Im Augenblick hatte Mercer jedoch keine Ahnung, wo sich sein Freund eigentlich aufhielt. Das Bertram und das Bass-Boat waren flussaufwärts verschwunden. Er würde wohl darauf vertrauen müssen, dass Booker Sykes die zweite Terroristenbande ausschaltete und zurückkehrte, ehe es zu spät war.
Cali und Crenna konferierten kurz miteinander, dann deckte sie ihn, während er zum Cockpit des Kabinenkreuzers kroch. Cali wollte, dass Crenna den Kabinenkreuzer benutzte, um die Schute ans Ufer zu schieben, daher gab er Vollgas und legte das Ruder scharf herum. Die Taue, die den Kreuzer mit der Schute verbanden, spannten sich, während der müde Motor aufheulte. Zu Mercers großer Freude schien es
so, als werde ihr Plan funktionieren. Die Neunhundert-Bruttoregistertonnen-Schute drehte sich träge und machte den Eindruck, als steuere sie auf die kanadische Seite des Flusses zu. Die Gangster auf dem Bass-Boat hatten nicht mit einer derart heftigen Gegenwehr gerechnet, daher
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