Havoc - Verwüstung - Thriller
kam. Daher überprüfte er seinen Munitionsvorrat. Das Magazin in der Schmeisser war voll, und er hatte noch zwei weitere in den Taschen. Also feuerte er erst eine kurze Salve ab, um die Terroristen in Deckung zu halten, und sprintete dann in Richtung des 44-Fuß-Schleppers los. Während er noch rannte, hielt er schon Ausschau nach allem, was sich bewegte. Und sobald einer der Gegner über den Rand der Schute blickte, reagierte er mit einer kurzen Salve. Die Kugeln gingen
zwar daneben, doch der jeweilige Terrorist tauchte sofort weg und stellte vorübergehend keine Gefahr mehr dar.
Mercer brauchte nur noch ein paar Schritte zurückzulegen, als die Schute Grundberührung hatte, weil das Flussbett anstieg. Er wurde von den Füßen gerissen, und die Schute rotierte um ihre Mittelachse, schrammte über den verborgenen Felsen im Flussbett, bis sie von der Strömung weitergetragen wurde. Die Kisten Plutoniumerz, die immer noch vom Kranausleger herabhingen, schwangen bedrohlich hin und her, stürzten jedoch nicht ab.
Mercer raffte sich im gleichen Augenblick auf, als sich die Terroristen von ihrem Schreck erholten und sofort wieder aus ihren Kalaschnikows feuerten. Er ließ sich von der Schute einfach auf das Deck des kleinen Schleppers hinunterfallen, während um ihn herum die Kugeln einschlugen. Für einen kurzen Moment lag er ausgestreckt da und blickte zu den Schützen hinüber, als das Feuer abbrach. Einer von ihnen richtete sich auf. Eine lange Röhre ruhte auf seiner Schulter. Es war eine RPG-7, die ehrwürdige Panzerabwehrkanone aus russischer Produktion. Die Rakete schoss eine Sekunde später aus dem Rohr, ihr Motor sprang an, und sie jagte quer über die Schute. Mercer legte sich die Hände schützend auf den Kopf, als die raketengetriebene Granate ins Steuerhaus des Schleppers einschlug. Die Explosion zertrümmerte die große Windschutzscheibe, so dass der größte Teil des Drucks von Mercer weggeleitet wurde, doch die Druckwelle, die sich nach allen Seiten ausbreitete, wirkte wie eine erdrückende Last, die ihm die Luft aus der Lunge zu saugen schien und ein Klingeln in seinen Ohren erzeugte. Danach konnte er das Donnern der Niagarafälle nur ein oder zwei Meilen flussabwärts nicht mehr hören.
Mercer richtete sich langsam auf und blickte sich um. Er
war von keinem Trümmerteil getroffen worden, aber das gesamte Steuerhaus war ein einziger Trümmerhaufen. Es war völlig unmöglich zu verhindern, dass die Schute in die Tiefe stürzen würde - und er hatte nur noch wenige Minuten Zeit, um die Kisten in die Schutzsäcke zu packen. Er blickte den Fluss hinunter. Von der kanadischen Seite ragte irgendeine Konstruktion ins Wasser hinaus. Es waren die Einlasstore eines riesigen Wasserkraftwerks. Die Schute befand sich zu nahe am amerikanischen Ufer, um vom Sog der Einlasstore erfasst und in ihre Richtung gezogen zu werden. Stattdessen trieb sie auf die Stromschnellen zu, die den größten Wasserfällen Nordamerikas vorgelagert waren.
Mercer fiel eine Bewegung auf. Er konnte einfach nicht glauben, was er sah. Ein Mann in einem schwarzen Overall war soeben mitten auf der Schute gelandet. Sein Fallschirm blähte sich auf, ehe er seine Schnüre durchtrennte. Ein zweiter Mann landete einen Moment später. Über ihnen schwebte ein dunkler Helikopter, der zur Schute herabsank. Die Schützen mussten annehmen, dass Mercer den Tod gefunden hatte, als der Schlepper getroffen wurde, denn sie brachen in lauten Jubel aus und rannten los, um einen ihrer Kameraden zu umarmen. Der zweite Fallschirmspringer, offenbar ein Weißer und kein Araber, eilte sofort zu den Kisten hinüber.
Mercer legte seine Maschinenpistole auf den Rand des Schleppers, um sie zu stabilisieren, zielte sorgfältig und feuerte. Seine Kugeln schlugen in die Gruppe ein. Einer der Fallschirmspringer wurde in die Hüfte getroffen und brach mit einem lauten Schmerzensschrei zusammen, während das Blut aus seiner Oberschenkelarterie sprudelte. Zwei Terroristen fingen sich Treffer in der Brust ein, weil der Lauf der Schmeisser mit jeder Kugel, die ihn verließ, ein kleines Stück weiter hochruckte, ganz gleichgültig wie sehr Mercer sich
auch bemühte, sein Ziel im Visier zu behalten. Der letzte Terrorist und der erste Fallschirmspringer ließen sich von der Schute ins Bass-Boat fallen. Mercer ließ ihnen keine Zeit, sich zu orientieren. Er stürmte laut brüllend über das Deck. Er hatte die Hälfte des Weges bereits hinter sich, als die Schute abermals einen
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