Havoc - Verwüstung - Thriller
brauchten sie einige Sekunden, um sich neu zu formieren. Aber als sie den Motor des Kabinenkreuzers hörten, eröffneten sie sofort wieder das Feuer. Die Windschutzscheibe und die Seitenfenster explodierten und deckten Crenna mit einem Schauer aus Glasscherben ein, während ganze Stücke aus den Aufbauten des Bootes herausgerissen wurden. Es war ein Zufallstreffer, der die Klampe erwischte, die den Bug des Kreuzers mit der Schute verband. Das Boot löste sich sofort von der Schute, ehe Crenna das Ruder entsprechend herumbringen oder den Motor drosseln konnte. Die Belastung auf der hinteren Klampe wurde zu groß, und so gab sie nach, wobei sie gleich ein Stück des Spiegelhecks mit herausbrach.
Die Gangster setzten das Feuer fort, während die beiden Schiffe auseinanderglitten. Das Achterdeck wurde von dem Trommelfeuer zertrümmert, so dass Cali gezwungen war, in der Kabine Schutz zu suchen. Fettiger schwarzer Qualm stieg aus dem Maschinengehäuse hoch, und der Motor stotterte. Sobald Crenna sie außer Reichweite der Maschinenpistolen gebracht hatte, eilte Cali die vier Stufen zum Cockpit hinauf. »Wir müssen zurück.«
»Vergessen Sie’s, Lady. Dafür zahlen Sie mir nicht genug. Ich werde Billy auffischen und die Küstenwache benachrichtigen.«
»Mercer wird tot sein, wenn wir wieder herkommen.«
»Das ist sein Problem.«
Cali verfluchte sich dafür, dass sie die Beretta leergeschossen hatte. Sie hätte Crenna sicher nicht erschossen, aber sie
hätte ihm ganz gewiss damit gedroht. »Okay, ich setze Sie auf dem Kai ab, aber dann kehre ich gleich wieder zurück.«
»Nicht mit meinem Boot, kommt nicht in Frage. Es ist schon schlimm genug, dass ich vielleicht meinen Schlepper und sogar meinen Kran verliere, falls beide nicht auf Grund laufen.«
Cali explodierte vor Zorn. »Diese Kisten, die wir aus dem Fluss geholt haben, sind mit Plutonium gefüllt«, rief sie. »Wenn sie in die Hände einer Bande von Terroristen fallen, dann sorge ich dafür, dass Sie wegen Landesverrat angeklagt und erschossen werden.«
Er starrte sie an. In ihren Augen loderte die nackte Wut, und ihr Atem kam in heftigen, kurzen Stößen. Als er gerade im Begriff war klein beizugeben, wallte eine Wolke heißer Luft über sie hinweg. Sie fuhren gleichzeitig herum. Das Heck des Bootes war zu einer einzigen Flammenwand geworden. Eine Kugel hatte die Benzinleitung getroffen, und der Treibstoff hatte sich entzündet. »Mein Gott«, stöhnte Crenna. »Alle runter vom Boot! Sofort!«
Stan, Jesse und Crennas dritter Deckhelfer tauchten aus der Kabine auf. Als erfahrener Kenner der Materie erkannte der Deckhelfer sofort, dass das gesamte Boot bis zur Wasserlinie herunterbrennen würde, daher sprang er sofort über den Rand ins Wasser. Stan und Jesse sahen, dass Cali und der Kapitän durch die zertrümmerte Windschutzscheibe herauskrochen, und hechteten in den schnell dahinfließenden Strom.
Cali schnappte sich ein Paar Rettungsringe, die gleich unter der Windschutzscheibe hingen, und sprang ins Wasser. Crenna folgte ihr dichtauf. Das Ufer von Grand Island war nur hundert Meter weit entfernt, und sobald sie sich orientiert hatten und jeder sich an einem der Rettungsringe festhielt, schwammen sie los. Das Boot trieb an ihnen vorbei. Das
Feuer hatte sich schon bis zur Kabine ausgebreitet, Flammen schlugen aus dem Cockpit. Tränen der Hilflosigkeit und Enttäuschung brannten in Calis Augen. Wenn sie das Ufer erreicht und ein anderes Boot gefunden hätte, wäre es sicher schon viel zu spät.
Völlig ohne Deckung musste Mercer eine Strecke von etwa sieben Metern auf der Schute überwinden, um zu dem kleinen Schleppboot zu gelangen. Die Schützen hockten in sicherer Deckung und feuerten aus dem Schutz ihres Bootes auf ihn. Ihre einzige ungeschützte Flanke befand sich auf der Wasserseite, und da Sykes und sein Team noch immer flussaufwärts in einen heftigen Kampf mit dem anderen Boot verwickelt waren, konnten sie es sich leisten, geduldig abzuwarten. Mercer war im wahrsten Sinne des Wortes festgenagelt. Er musste noch immer versuchen, hinter ihren Plan zu kommen oder den letzten Angehörigen von Crennas Mannschaft zu finden. Die Zeit lief ihm unaufhaltsam davon. Die Schute war mindestens eine Meile von dem Punkt über der Wetherby abgetrieben, wo sie geankert hatte, und näherte sich zügig einer ganzen Serie von Stromschnellen.
Er konnte aber nicht länger auf Sykes warten. Er musste die Pattsituation beenden und zusehen, dass er auf den Schlepper
Weitere Kostenlose Bücher