Havoc - Verwüstung - Thriller
das Kohlefasergewebe der Säcke von der NASA entwickelt worden und nahezu unzerstörbar sei. Es verkraftete den Aufprall einer aus nächster Nähe abgefeuerten Pistolenkugel und hielt jedem Angriff mit einem Messer stand.
Cali reichte Crenna ein Walkie-Talkie. Es war auf die Frequenz
des Tauchanzugs eingestellt, so dass sie während der Hebeaktion miteinander kommunizieren konnten. Der Wind hatte sich wieder gelegt, und die Sonne versuchte erneut, die Wolkendecke am Himmel zu durchdringen. Ein Bass-Boat mit starkem Außenbordmotor passierte den Kran. Die vierköpfige Besatzung studierte das Kranschiff, während das Boot zum nächstgelegenen Fischgrund weiterrauschte.
»Das Abendessen geht heute auf mich«, sagte Mercer, während er Cali dabei half, erneut ihre Tauchausrüstung anzulegen. Er sprach leise genug, so dass nur sie ihn hören konnte.
Sie grinste zu ihm hoch. »Ich nehme an, das Angebot schließt Jesse und Stan nicht ein.«
»Ich kaufe ihnen ein paar Buffalo Wings, ehe wir losziehen.«
»Dann bin ich einverstanden.«
Mercer hatte sie tatsächlich um ein Rendezvous gebeten. Er war dankbar, dass sie in genau diesem Augenblick ihren Helm wieder aufsetzte, so dass sie nicht hören konnte, wie er nervös ausatmete. »Stürzen wir uns wieder mal ins Abenteuer«, murmelte er, nicht ganz sicher, ob er so genau wusste, was er mit seiner Einladung in Gang gesetzt hatte. Aber gleichzeitig war er froh darüber, endlich den Mut zu diesem Schritt aufgebracht zu haben.
Jesse und Cali ließen sich ins Wasser fallen, während Crenna den Kran in Gang setzte. Er fuhr den Teleskopausleger aus, bis er fast über die gesamte Länge des gesunkenen Schiffes reichte. Die Schute neigte sich so stark, dass die Wellen die Verankerungen der vorderen Reling umspülten. Er rief seinen Helfern zu, die hydraulischen Anker zu justieren, um die Verschiebung des Schwerpunkts auszugleichen.
Mercer sah Calis und Jesses Luftblasen nur ein paar Sekunden lang, bis sie von der Strömung davongetragen wurden.
Da Crenna ihn erst auf die Schute lassen wollte, wenn die Kisten an Bord geholt worden waren, und nur ein einziges Funkgerät vorhanden war, um das Geschehen auf dem Grund des Flusses verfolgen zu können, gab es für ihn und Slaughbaugh nichts anderes zu tun, als zu warten. Stan hatte ein Diplom in Atomphysik erworben, daher konnten sich die beiden leicht über Mercers Theorie hinsichtlich der Herkunft des Plutoniums unterhalten.
Nach zehn Minuten begann Crenna, den Kranhaken ins Wasser hinunterzulassen. Cali und Jesse mussten den Frachtraum erreicht haben. Eine Minute später drehte sich der Kran um einige Grad, und weitere fünf Meter Stahlseil verschwanden im Fluss.
»Sie hängen wohl gerade die Kisten an«, sagte Mercer.
»Es wird nicht mehr lange dauern.« Als wollte er die Richtigkeit dieser Vermutung bestätigen, kam einer der Deckhelfer zur Reling herüber und beugte sich zu dem Kabinenkreuzer hinunter. »Wir können sofort anfangen zu heben. Ihr Boss meinte, wir sollten jetzt lieber die Gasmasken aufsetzen.«
»Ach ja.« Stan kramte in einer seiner Truhen und holte einen Armvoll NBC-Gasmasken heraus. Er warf sie zu dem Deckhelfer hinauf und hielt zwei weitere für sich und Mercer bereit.
»Was geschieht eigentlich, wenn wir die Kisten oben haben?«, fragte Mercer.
»Wir verpacken sie in Säcke und bringen sie zum Kai zurück. Dort wartet schon ein Speziallastwagen für Gefahrenstoffe.«
»Haben Sie nicht vor, die Menschen dieser schönen Stadt zu warnen, dass sie tausend Pfund Plutonium durch ihre Straßen fahren?«, frotzelte Mercer.
»Ich bitte Sie. An jedem beliebigen Tag sind doch einige Tonnen radioaktiven Materials auf den Straßen unterwegs. Der einzige Grund, warum es noch nie einen Unfall gegeben hat, ist allein der, dass wir das nicht an die große Glocke hängen und die Spinner darauf aufmerksam machen.«
Der Dieselmotor des großen Krans heulte auf, und Mercer sah, wie sich seine Kabeltrommel langsam zu drehen begann. »Sie haben sie.«
Er konnte sich Cal und Jesse in dem dunklen Frachtraum vorstellen, wie sie dafür sorgten, dass die Kisten nicht hängen blieben und gegen irgendein Hindernis prallten, während der Kran sie aus dem Wrack zog. Weitere fünf Minuten lang spulte der Kran in einem genau austarierten Gleichgewicht zwischen Maschinenleistung, Wind und Strömung immer mehr Kabel auf. Dann kam plötzlich alles zum Stillstand. Das konnte Mercer nicht verstehen. Er blickte zum Kran hinüber und
Weitere Kostenlose Bücher