Havoc - Verwüstung - Thriller
sturzbetrunken oder standen derart unter Drogen, dass sie von ihrer Umgebung kaum noch etwas mitbekamen. Und das hatte es für Sykes und seine kleine Gruppe verhältnismäßig einfach gemacht, sich Waffen zu beschaffen.
Auf der Straße von Rafai waren sie an einer improvisierten Straßensperre von vier Halbwüchsigen angehalten worden, die sich darauf verlegt hatten, jeden, der dumm genug war, sich in diese von Unruhen geschüttelte Gegend zu wagen, anzuhalten und auszurauben. Die Straßensperre befand sich an einer Stelle, wo die Straßenränder auf eine längere Strecke dicht mit Bäumen bestanden waren und die Fahrbahn sich derart verengte, dass kein Fahrzeug wenden konnte. Sie hatten
die Amerikaner gezwungen, aus dem Lastwagen zu steigen, und während einer der Jungen sie mit seinem AK-47 in Schach hielt, begannen die anderen damit, den allradgetriebenen Wagen zu durchwühlen, den Sykes in der Hauptstadt Bangui von dem Geld gekauft hatte, das Mercer ihnen für diese Mission zur Verfügung gestellt hatte.
Sykes war auf diese Situation vorbereitet, mehr noch, er hatte sogar gehofft, dass so etwas geschehen würde, denn er brauchte Waffen, wenn sie tiefer in den Busch eindrangen.
Der Junge, der die Delta-Force-Männer bewachte, war etwa sechzehn oder siebzehn Jahre alt, hatte tiefliegende, blutunterlaufene Augen und verzog geringschätzig den Mund. Er hielt sein Sturmgewehr mit lässiger Gleichgültigkeit im Anschlag. Zwar waren die drei Männer, die er in Schach hielt, von einer durchaus Achtung gebietenden Statur, jedoch hatte die Erfahrung ihn gelehrt, dass Gewehrkugeln körperlicher Größe stets überlegen waren. Er interessierte sich wesentlich mehr für die Zigarettenstangen und die anderen Gegenstände, die Sykes ganz bewusst für einen solchen Überfall in den Truck geladen hatte. Alles, was er mitgenommen hatte, war ausgewählt worden, um die Jungen zu animieren, den ramponierten Cherokee Jeep eingehender zu durchsuchen.
»Hey, hey«, rief einer der Jungen, die den Laderaum durchstöberten, aufgeregt. Er tauchte mit einem nagelneuen Fußball in den Händen auf und ließ ihn, wie Sykes vorausgesehen hatte, kurz mehrmals von seinem Knie hochspringen, ehe er ihn zu dem Jungen hinüberkickte, der Sykes bewachte.
Sykes beobachtete die Augen des Jungen. Sobald sie sich von den Gefangenen lösten und den Ball fixierten, wurden er und seine Männer aktiv. Sykes machte einen Satz, packte den Lauf des AK und stieß ihn nach oben. Bernie Cieplicki hatte eine Illustrierte fest zusammengerollt und darin einen
etwa fünfzehn Zentimeter langen Nagel versteckt, dessen Ende nadelspitz zurechtgeschliffen worden war. Er machte mit der Papierrolle eine Schleuderbewegung, so dass der Nagel wie ein Pfeil durch die Luft flog. Er traf den Jungen, der den Fußball gefunden hatte, in der Schulter und bohrte sich tief in sein Fleisch. Hätte Cieplicki es für nötig gehalten, so hätte er dem Jungen den Nagel durchs Auge ins Gehirn treiben können. So jedoch blieb es dabei, dass der Teenager schmerzerfüllt aufschrie.
Paul Rivers, mit einem Meter neunzig der größte der Elitesoldaten, schoss an dem verwundeten Afrikaner vorbei und setzte sein gesamtes Körpergewicht ein, um die Hecktür des Jeeps zuzuschlagen. Die beiden Jungen im Innern schafften es noch nicht einmal, auf den Angriff zu reagieren. Die schwere Tür brach - zusammen mit Rivers’ Gewicht - drei der vier Beine, die über die Stoßstange hinausragten.
Da das Gewehr nun harmlos in den Himmel zielte, versetzte Sykes dem Jungen mit dem Ellbogen einen Kinnhaken. Die Augen des Halbwüchsigen flatterten, und er sackte bewusstlos zu Boden. Bernie schickte den Jungen mit dem Nagel in der Schulter mit einem Karatetritt gegen den Kopf ins Land der Träume.
Der Gegenangriff hatte vier Sekunden gedauert.
Ehe sie ihre Mission fortsetzten, zog Cieplicki, der als Sanitäter des Teams fungierte, den Nagel aus der Schulter des Afrikaners, tupfte die Wunde mit einer antibakteriellen Lösung ab und versah den Einstich mit einem Verband. Für die gebrochenen Beine konnte er nicht mehr tun, als sie notdürftig zu schienen, den beiden Jungen Morphium zu injizieren und sie für zwei Stunden schlafen zu legen. Der Junge, den Book niedergeschlagen hatte, brauchte keine Drogen, um bewusstlos zu bleiben.
Booker Sykes untersuchte die Waffen mit kaum verhohlener Abscheu. Die Sturmgewehre waren funktionsfähig, allerdings erheblich verdreckt. Was er aber hasste, war die Waffe an sich.
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