Havoc - Verwüstung - Thriller
übersät, dass sie kaum noch als Menschen zu erkennen waren. Er berichtete weiter, dass viele Mütter ihren Kindern die Kehle aufgeschlitzt hätten, um ihr Leiden zu beenden, und sich dann selbst das Leben nahmen.«
Verwirrt schüttelte Cali den Kopf. »Wenn ein Gebiet derart verstrahlt wird, müsste es doch später noch wochen-, wenn nicht gar monatelang radioaktiv sein.«
Ahmad zuckte die Achseln. »Ich bin Historiker und kein Atomwissenschaftler. Ich kann nur das weitergeben, was ich von dem Alambic weiß. Vielleicht haben die Techniker Alexanders des Großen mit dem Erz irgendetwas angestellt, so dass die Wirkung nur von kurzer Dauer war. Was das gewesen sein soll, kann ich allerdings nicht sagen.«
»Oder die Stadt wurde eben gründlich verseucht«, sagte Mercer, »was vielleicht der Grund dafür ist, dass es heute einen Ort namens Qumfar gar nicht mehr gibt.«
»Es könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass Alexander so jung gestorben ist«, fügte Cali hinzu.
»Eines weiß ich jedoch mit Sicherheit«, sagte Ahmad. »In den falschen Händen ist der Alambic wesentlich gefährlicher als das Erz, mit dem sich Feines heute aus dem Staub machen konnte.«
»Was geschah denn weiter mit dem Alambic?«
»Nach Skanderbegs Tod war den Generälen klar, dass sie Murads Armee irgendwann unterliegen würden. Sie verfügten zwar nach wie vor über den Apparat, doch die treibende Kraft der Revolte war tot - und es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Soldaten ihren Kampfeswillen verloren. Anstatt das Risiko einzugehen, dass der Alambic in osmanische Hände fiel, beschlossen sie, ihrem Anführer und seinem Namensvetter eine Ehre zu erweisen und das zu tun, was Alexanders Männer hatten tun wollen. Nämlich den Alambic in sein Grab zu legen.«
»Und haben sie es getan?«
Ludmilla näherte sich mit Tellern voller Rührei und mit Kaffee aus den bescheidenen Proviantvorräten, die den Absturz des Hubschraubers überlebt hatten. Es war die erste Nahrung, die Mercer seit dem Flug von Deutschland nach Samara angeboten wurde, und auch wenn die russische Armeeverpflegung
nicht gerade zu den Delikatessen dieser Welt zählte, stürzten er und Cali sich hungrig auf den Imbiss.
»Also haben sie nun den Alambic in Alexanders Grab zurückgebracht?«, fragte Cali mit vollem Mund.
Ahmad lächelte sie strahlend an. »Oh, das haben sie tatsächlich getan.«
»Wissen Sie, wo er ist?«
Ahmad ließ sich mit einer Antwort auf Mercers Frage einige Sekunden Zeit. »Sie wären in Afrika umgekommen, wenn wir nicht erschienen wären. Desgleichen in Atlantic City. Sie haben es geschafft, Chester Bowies Kisten ausfindig zu machen und dafür zu sorgen, dass sie Poli Feines nicht in die Hände fielen. Aber das war eine ziemlich knappe Angelegenheit, nicht wahr?« Mercer nickte. »Und jetzt sind Sie hergekommen, um das restliche Erz, das die Russen zu Tage gefördert haben, einzusammeln, und trotzdem konnte Feines mit zwei Fässern entkommen. Und es gab zahlreiche Tote. Sehen Sie, Dr. Mercer, selbst wenn ich wüsste, wo sich das Grab Alexanders des Großen befindet, ich würde es Ihnen nicht verraten.«
»Demnach wissen Sie nicht, wo es liegt?«
»Nein, Miss Stowe. Ich weiß es nicht. Jedes Kind lernt in der Schule, dass es sich irgendwo in Ägypten befinden soll, aber wir halten seine Lage schon dadurch geheim, dass wir sie selbst gar nicht kennen. Die Janitscharen halten jeden auf, der danach sucht, ehe er auch nur in seine Nähe gelangt.«
»Woher wissen Sie denn, wenn sich ihm jemand nähert?«, fragte Mercer mit kaum verhohlenem Zorn.
»Es gibt bestimmte Anzeichen. Was meinen Sie denn, wie ich von Feines erfahren habe?«
»Na?«
»Er beging den gleichen Fehler wie Sie, Doktor, nur machte
er ihn viel früher. Ich bin weltweit der einzige Experte, was Skanderbeg und seine Zeit betrifft. Jeder, der sich für ihn interessiert, muss zuerst zu mir kommen. Und so wie ich die Stelle meines alten Mentors einnahm, wird zu gegebener Zeit der junge Devrin hier zum Wahrer der Geheimnisse Skanderbegs. Und jeder, der sich mit den Sagen und Märchen beschäftigen will, die sich um den Alambic ranken, hat keine andere Wahl, als sich an ihn zu wenden.«
»Demnach hat Poli Sie angerufen.«
»Wir haben uns sogar getroffen«, gab Ibriham Ahmad zu.
Mercer war fassungslos. »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, als sie ihm ausreichend Informationen gaben, die ihn zu der Erzmine in Afrika führten?«
»Leider wusste er längst
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