Havoc - Verwüstung - Thriller
Startblöcke und fraßen die Distanz regelrecht. Der charakteristische Knall der Pistole hatte ein gespenstisches Abbrechen des Gewehrfeuers hinter ihnen ausgelöst. Die Feuerpause dauerte gerade lang genug, damit Mercer und Cali weitere dreißig Meter zurücklegen konnten, ehe die Rebellen anfingen, in ihre Richtung zu schießen.
Sie schafften im Laufschritt noch weitere zehn Meter, ehe die Schützen sich zusammenrissen, um genauer zu zielen. Hornissenschwärme wütender 7,62-Millimeter-Geschosse durchsiebten die Luft rund um das fliehende Paar und stanzten faustgroße Krater in das Erdreich unter ihren Füßen. Eine Kugel traf auf etwas Solides in Calis Rucksack, und die Wucht des Aufpralls rettete ihr das Leben. Sie stolperte und stürzte zu Boden, während ein halbes Dutzend Geschosse dort durch die Luft sirrte, wo sich kurz zuvor noch ihr Kopf befunden hatte.
Mercer kam nicht aus dem Tritt, als er sie auf die Füße hochzog und in den Graben stieß, der jetzt noch etwa einen Meter entfernt war. Sie rollte ein Stück weit und verschwand dann in der Erdrinne, während Mercer über sie hinwegsetzte, von der gegenüberliegenden Wand des knapp drei Meter breiten Grabens aufgehalten wurde und schließlich ins stinkende Wasser rutschte.
»Alles okay bei Ihnen?«, fragte er hustend und spuckte einen Mundvoll Wasser aus.
Cali nahm den Rucksack ab und brauchte nur ein paar Sekunden, um das Einschussloch zu untersuchen. Sie warf ihn sich wieder über die Schulter und nickte wortlos. Ihre Wangen waren gerötet, ihr Atem kam keuchend und unregelmäßig.
»Kommen Sie weiter.« Mercer nahm ihre Hand und begann durch das Wasser zu waten, das ihm bis zu den Oberschenkeln reichte. Die Rebellen würden weniger als eine Minute brauchen, um bis zu der Tagebau-Mine zu gelangen. Mercer und Cali mussten sich erst einmal in dem Labyrinth verstecken und dann später irgendwie wieder herausfinden.
Halb rannten, halb schwammen sie, wobei ihre Füße immer wieder auf dem glitschigen Morast auf dem Grund des
Grabens ausrutschten. Mercer führte seine Begleiterin ins Innere des Labyrinths, so dass mögliche Schützen am Rand des Geländes sie nicht so leicht entdecken und ins Visier nehmen konnten. Sie hatten keine Ahnung, wie viele von Dayce’ Männern sich hier einfinden würden, wahrscheinlich alle - doch bei einer Fläche von vier Morgen, auf denen die Gräben sich verteilten, würde der Rebellenführer wohl kaum genug Leute haben, um den gesamten Minenbereich lückenlos zu umstellen.
Die Lehmwände waren glatt, alle Kanten wirkten noch einigermaßen scharf und unversehrt. Von dem bleifarbenen Himmel konnten sie nur noch schmale rechteckige Streifen erkennen, als wanderten sie durch die Wolkenkratzerschluchten von Manhattan. Mercer hatte die Mine keiner eingehenderen Prüfung unterzogen, um sich den Ausweg einzuprägen, aber sein Orientierungsgefühl war in den Jahren, die er ständig in den dreidimensionalen Schacht- und Stollensystemen von Kohle-, Gold- und Diamantbergwerken gearbeitet hatte, ziemlich geschärft worden. Und während sich die Sonne hinter Gewitterwolken versteckte, konnte er ihre Position trotzdem erkennen, seine eigene mit ihrer Hilfe bestimmen und seine Marschrichtung beibehalten.
Zwei Minuten nachdem sie in den Graben gesprungen waren, schätzte Mercer, dass sie ein Viertel des Weges durch die Tagebau-Mine hinter sich gebracht hatten. Er hörte Stimmen hinter sich, weit genug entfernt, um zu wissen, dass die Männer soeben erst den Rand der Grube erreicht hatten, aber immer noch nahe genug, dass er unwillkürlich seinen Schritt beschleunigte. Ein Soldat feuerte das bananenförmige Magazin seines AK-47 halb leer. Seine Gefährten johlten begeistert. Die Rebellen hatten keine Ahnung, wohin ihre Beute verschwunden war.
»Wissen Sie eigentlich, wo Sie hinwollen? Kennen Sie den Weg?«, fragte Cali nach einer weiteren Minute.
»Nicht genau«, gab Mercer zu. »Aber wir müssen weg vom Fluss. Dort am Hauptgraben hat Dayce sicherlich Soldaten aufgestellt. Ich denke, unsere Chancen stehen am besten, wenn wir irgendwie zur anderen Seite der Mine in die Nähe des Urwalds gelangen. Vielleicht schaffen wir es ja, uns in dieser Richtung aus dem Staub zu machen.«
»Dann nichts wie los, großer Meister.«
Einige der Gräben waren lange, gerade Galerien, während andere plötzlich als Sackgassen endeten oder sich in zahllose Seitenkanäle verzweigten. Während er rannte, behielt Mercer die Ränder der Gräben über sich
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