Havoc - Verwüstung - Thriller
vor allem für ihre Brüste und ihren Unterleib interessierten. Ihre Mienen ließen wenig Zweifel daran, was sie mit ihr vorhatten, sobald Dayce mit seinen Gefangenen fertig wäre.
Zwei Männer blieben vor der Hütte als Wache zurück, während die anderen, begleitet von Schreien und Gewehrfeuer, weiterzogen und sich daranmachten, das kleine Dorf zu plündern.
»Ich glaube, uns wird nicht viel passieren«, flüsterte Mercer, nachdem er auf dem Lehmboden zu Cali hinübergekrochen war. Ihre Kleider waren triefnass, und er konnte spüren, wie sie trotz der tropischen Hitze zitterte.
»Haben Sie jetzt völlig den Verstand verloren?«, zischte sie mit weit aufgerissenen Augen. »In ein oder zwei Stunden werden Sie erschossen, und ich werde mindestens vergewaltigt.«
»Nein, hören Sie mir zu. Ich glaube, wir sind nicht allein. Der Junge, der in den Tagebaugraben gestürzt ist, wurde in den Rücken geschossen, und was den zweiten Guerilla betrifft, der zu Boden ging, kurz bevor wir den Graben erreichten, nun, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich den gar nicht getroffen habe. Ich glaube, da draußen gibt es noch irgendeine
andere Partei, die sie ausgeschaltet hat, irgendeine oppositionelle Gruppe oder vielleicht sogar Regierungstruppen.«
»Ich würde es ja gern glauben«, erwiderte sie, »aber ergibt es nicht mehr Sinn, dass sie von ihren eigenen Männern erschossen wurden? Bitte seien Sie für einen Moment still, und lassen Sie mich eine Sekunde lang nachdenken.«
Cali sollte ihre Sekunde nicht bekommen. Caribe Dayce zwängte seine wuchtige Gestalt in die mit Stroh gedeckte Hütte und schien deren Innentemperatur allein durch seine Anwesenheit um mindestens zehn Grad zu senken. Er nahm seine Sonnenbrille trotz des spärlichen Dämmerlichts in dem Rundbau nicht ab. Die Qualmwolken seiner Zigarre überdeckten den Gestank hoffnungsloser Armut.
Blut tropfte aus der Öffnung am Ende seiner Messerscheide und sammelte sich auf dem Lehmboden zu einer schwarzen Pfütze, während der Rebellengeneral in die Hocke ging, um seinen Gefangenen, die auf dem Boden saßen, in die Gesichter blicken zu können.
»Die CIA scheint mich nicht sehr wichtig zu nehmen, da sie nur zwei Agenten hergeschickt hat, und einer ist sogar noch eine Frau.« Dayce sprach mit einer tiefen, befehlsgewohnten Stimme Englisch.
»Wir gehören nicht zur CIA«, widersprach Cali hitzig, ehe Mercer ein wenig Zeit gewinnen konnte, um sich der französischen Sprache zu bedienen. »Ich komme von den Centers of Disease Control - CDC.«
»Ah«, sagte Dayce, als hätte er auch nur ein einziges Mal von dieser Organisation gehört. »Das ist die Abteilung der CIA, die sich mit Krankheiten befasst und sie unter den Menschen in Afrika verbreitet, indem sie so tut, als würde sie unsere Kinder impfen.«
»Nein. Sie gehören nicht zur CIA«, protestierte Cali wütend.
»Ich bin hier, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Ich habe die Hoffnung, Ihre Kinder retten zu können.«
Er schmetterte ihr mit einer lässigen Bewegung den Handrücken ins Gesicht. Mercer spannte sich und spürte plötzlich die kalte Mündung von Dayce’ großkalibriger Pistole zwischen den Augen. »Bei der nächsten Lüge nehme ich meine Faust. Ihr seid hier, um AIDS zu verbreiten und mich mit AIDS anzustecken, ganz genauso wie die CIA versucht hat, Bruder Fidel umzubringen, indem sie Kuba mit Schweinen überschwemmt hat.«
Mercer brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Dayce offenbar glaubte, dass die Schweinebucht-Operation tatsächlich eine Invasion durch eine Schweineherde gewesen war. In einer anderen Situation und an einem anderen Ort hätte er schallend gelacht.
»Ihr seid Attentäter, die hergeschickt wurden, um mich zu töten und meine Revolution zu beenden.« Er wandte sich wieder zu Cali um. »Du hast die Krankheit, nicht wahr? Ich soll wohl scharf auf dich sein, weil du eine Weiße bist. Und wenn wir fertig sind, sagst du mir, dass du mich angesteckt hast.«
»Jawohl«, erwiderte Cali in einer Demonstration von Tapferkeit oder Idiotie. »Wir sind hergekommen, um Sie mit einer Krankheit zu infizieren, die Jahre braucht, um ihre Opfer zu töten.«
»Nun zu dir.« Er drehte sich wieder zu Mercer um, ohne den Druck des Pistolenlaufs zwischen seinen Augen zu mindern. »Welche Krankheit hast du?«
In diesem Augenblick sah Mercer einen Weißen an der offenen Tür der Hütte vorbeigehen. Er war mit einem Kampfanzug bekleidet und trug eine Maschinenpistole unter dem
Arm.
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