Havoc - Verwüstung - Thriller
fing sich Treffer in die Brust ein.
Im Augenblick des Angriffs war Poli weit genug von der Masse der Rebellensoldaten entfernt gewesen, um einer schnellen Entdeckung entgehen zu können. Anstatt zu rennen und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ging er langsam in die Hocke und bewegte sich fast kriechend zum Flussufer, wobei er sich so langsam bewegte, dass er im schwindenden Tageslicht als nicht viel mehr erschien als eine leichte Brise, die durch das Unterholz weht. Als er die steile Anhöhe erreichte, rollte er sich langsam über die obere Kante und rutschte auf der ungeschützten Seite abwärts. Dabei hielt er Arme und Beine gespreizt, um das Tempo des Rutschens kontrollieren zu können. Anschließend ließ er sich ins Wasser gleiten, ohne auch nur das leiseste Plätschern zu verursachen,
pumpte erst so viel Luft in die Lungen, wie er konnte, und dann schwamm er unter Wasser zum gegenüberliegenden Ufer hinüber.
Er kam in der Nähe eines umgestürzten Baumes an die Oberfläche und schob sich wie ein Krokodil, das ein Beutetier belauert, aus dem Wasser. Obgleich völlig ungeschützt, bewegte er sich langsam und gleichmäßig, da er wusste, dass ihn ein Scharfschütze mit Nachtsichtgerät sofort entdecken und ausschalten konnte. Er erreichte jedoch unbehelligt die Uferkante und verschwand im Dschungel. Als das Gewehrfeuer im Dorf verstummte, hatte er bereits fast einen Kilometer hinter sich gebracht und entfernte sich nun mit jedem Schritt weiter vom Ort des Geschehens.
Mercer hatte Cali nichts von den schattenhaften Gestalten, die das Dorf umzingelten, erzählt, da er sich nicht sicher war, ob er sie wirklich gesehen hatte. Sie waren wie Gespenster, eher so etwas wie eine undeutliche Bewegung in der Dunkelheit und kaum als fest umrissene Gestalten zu erkennen. Er hatte nicht schon wieder falsche Hoffnungen in ihr wecken wollen. Seine Absicht, das Kommando zum Feuern selbst zu geben, war nichts anderes als ein Versuch gewesen, seinen Rettern, falls sie wirklich existierten, bei ihrem Plan zu helfen.
Sobald die ersten Kugeln das Erschießungskommando trafen, ließ er sich nach hinten fallen und versuchte sich als Ziel so klein wie möglich zu machen. Er konnte Cali bei dem Lärm des Maschinengewehrfeuers nichts zurufen, erkannte jedoch, dass sie seinem Beispiel gefolgt war. Sie hatte es sogar geschafft, ihre Gliedmaßen derart zu verrenken, dass sie flach auf dem Boden lag.
Das einseitige Gefecht dauerte weniger als fünf Minuten und ließ schnell nach, als die unbekannte Streitmacht die letzten Rebellen, die in die Nacht geflohen waren, systematisch
ausschaltete. Insgesamt waren hundertachtundvierzig bewaffnete Rebellen niedergemäht worden. Die geheimnisvollen Angreifer hatten damit erledigt, was die Armee der Zentralafrikanischen Republik oder die UN niemals hätten erreichen können.
Als es vorbei war, kam Mercer schwankend auf die Beine. Er hatte zwar inständig gehofft, dass so etwas geschehen würde, doch nun fühlte er sich wie ausgebrannt. Cali machte sich gar nicht erst die Mühe aufzustehen. Sie saß auf dem Boden, lehnte sich an ihren Marterpfahl und hatte die Augen geschlossen.
»Wussten Sie, dass diese Leute da draußen waren?«, fragte sie schließlich.
»Ich hatte es vermutet.«
»Und warum haben Sie es mir nicht gesagt?«
»Ich dachte, Sie würden mir nicht glauben.«
»Da haben Sie recht. Ich hätte angenommen, es sei nur ein lahmer Versuch, den Kavalier zu spielen, und ich wäre mit der Überzeugung gestorben, dass Sie ein frauenfeindlicher Mistkerl sind.«
»Und jetzt?«
Sie sah ihm in die Augen. »Nun, Sie sind wohl doch kein Frauenfeind.« Und dann belohnte sie ihn mit einem müden Lächeln.
Ein paar Sekunden später spürte Mercer, wie sich ihm von hinten jemand näherte. Er erstarrte vor Schreck, bevor er erleben durfte, wie ein Messer den Strick durchtrennte, mit dem seine Hände gefesselt waren. Als er sich zu seinem Retter umdrehen wollte, hielten kräftige Hände seinen Kopf so fest, dass er ihn nicht rühren konnte.
»Sehen Sie nicht hierher.« Die Stimme war leise und ausdruckslos, als wollte ihr Besitzer einen verräterischen Akzent
unterdrücken. Schlüssel klirrten dicht neben Mercers Ohr. »Diese hier befanden sich in Dayce’ Hosentasche. Die beiden Männer, die er losgeschickt hat, um Ihren Wagen zu suchen, wurden ausgeschaltet. Befreien Sie Ihre Frau, und verschwinden Sie von hier. Kommen Sie nie wieder an diesen Ort zurück.« Der Mann drückte Mercer noch ein
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