Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
meine.«
    Aber auf gewisse Art und Weise hatte Harry damit durchaus recht gehabt, und seine Worte hatten gewirkt. Mercer marschierte nämlich weiter. Vielleicht hatte das, was er in seinem bisherigen Leben gesehen und getan hatte, seinen einst so klaren, fest umrissenen Glauben erschüttert und ihn gezwungen, nach neuen Wegen zu suchen, aber sein Innerstes war doch unangetastet geblieben, diese Fähigkeit, in allem Schlechten den guten Kern zu finden und sich ausschließlich daran zu orientieren, während sich alles andere im Laufe der Zeit in Wohlgefallen auflöste.
    Nun spürte er, dass sich Cali der gleichen Taktik bediente. In einer Woche oder einem Monat würde sie sich an eine Episode ihres gemeinsamen Abenteuers erinnern, vielleicht an ihre verzweifelten Bemühungen, siebenundzwanzig triefnasse Schafe auf den Lastwagen zu laden - und sie würde lächeln. Gleichzeitig würde sie sich gewiss auch an die Panik erinnern, die sie in dem Dorf empfunden hatte, und das Lächeln würde verblassen, aber genauso nähme auch die Intensität ihrer Angst ab. In sechs Monaten oder auch vielleicht
erst in einem Jahr mochte der Gedanke an die Schafe immer noch ein Lächeln bei ihr auslösen, und was den Rest betraf, so verspürte sie vielleicht nur noch ein leises Unbehagen.
    Um all das zu schaffen, brauchte sie Distanz, Distanz zu Afrika und auch zu Mercer. Dafür hatte er Verständnis, und während sie mit ihm am Schalter der US Airways wartete, tauschten sie ihre Telefonnummern aus und vereinbarten vage, miteinander in Kontakt zu bleiben. Beide wussten, dass sie es nicht tun würden, aber dieses Ritual hatte immerhin etwas Tröstliches.
    »Nun, viel Glück bei Ihrer Suche«, sagte Cali reserviert.
    »Und Ihr Pech tut mir aufrichtig leid.« Sie sah ihn fragend an. »Ich meine Ihre Krebsforschung. Es klang sehr vielversprechend.«
    »Oh, ich glaube, ich hab mich wohl ein wenig hinreißen lassen, als ich das erste Mal von diesem Dorf las, und die wichtigste Regel der medizinischen Forschung ignoriert. Es gibt nun mal keine abgekürzten Verfahren, um schneller zu einem Erfolg zu kommen.«
    »Was werden Sie als Nächstes tun?«
    »Das hängt von den CDC ab. Allerdings werde ich wohl für einige Zeit keine neuen Missionen mehr übernehmen. Ich glaube, ich suche mir erst mal einen ruhigen Schreibtischjob, bis …« Ihre Stimme versiegte.
    Mercer ergriff ihre beiden Hände, blickte ihr in die Augen und hauchte einen Kuss auf ihren Mundwinkel. Diese Geste war vielleicht ein wenig intimer, als er beabsichtigt hatte, aber er musste jetzt einfach ihre Lippen spüren, und wenn auch nur für einen winzigen Augenblick. Sie waren viel weicher, als er erwartet hatte. »Viel Glück, Cali Stowe.«
    »Viel Glück, o mein Gott, ich habe Ihren Vornamen ganz vergessen. Ich nenne Sie schon die ganze Zeit nur Mercer.«

    »Kein Grund zur Sorge.« Er lächelte. »Das tut jeder.«
    Sie blickten sich weiter in die Augen. Er hielt ihre kräftigen Hände noch einen Moment länger fest, und sie ließ es zu. Beide wussten, dass sie sich nie wieder sehen würden. Es war ein seltsamer, eigentlich sogar ein trauriger Moment. Aber trotzdem auch irgendwie reizvoll. Hätten sie sich zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort kennengelernt, sie würden sich jetzt bestimmt verabreden und sich nicht für immer voneinander verabschieden.
    Kurz bevor er ihre Hand losließ, erwiderte Cali den Kuss. Ihre Lippen streiften seine für einen ganz kurzen Moment, und dann wandte sie sich ab. Ihre roten Haare flogen, fingen das Sonnenlicht ein und glänzten wie poliertes Kupfer. »Leben Sie wohl.«
    Sofort wurde sie vom Strom der Pendler und Touristen aufgesogen.
    Ein paar Sekunden später tippte eine ältere Frau, die in der Warteschlange direkt hinter Mercer stand, gegen seinen Ellbogen. Ihr Haar war schlohweiß, und in ihren blauen Augen lag ein Lächeln. »Es geht mich zwar nichts an, aber ich finde, Sie sollten sie doch nicht so einfach gehen lassen, junger Mann.«
    Mercer blickte dorthin, wo er Cali aus den Augen verloren hatte. »Da haben Sie wahrscheinlich recht, aber so ist das Leben.«
    »Ja, so wird es wohl sein. Wir lernen aus den Fehlern, die wir machen.«
    Mercer lächelte sie an. »Sie finden, dass ich einen Fehler mache, wenn ich sie gehen lasse?«
    »Diese Frage können nur Sie alleine beantworten.« Sie deutete zum Schalter. »Er ist frei.«
    Mercer hob die Reisetasche hoch, die er in Lagos gekauft
hatte und die Chester Bowies Feldflasche und die

Weitere Kostenlose Bücher