Havoc - Verwüstung - Thriller
hatte. Er kannte den Grundriss fast jeden Gebäudes bereits nach einem kurzen Rundgang und wusste in jedem Augenblick intuitiv, wo er sich gerade befand.
»Keine Sorge«, sagte er, sobald er sich einen Plan zurechtgelegt hatte. »Die Hauptausgänge befinden sich außerhalb der Halle mit den Laderampen und um die Ecke. Bis dorthin sind es nicht mehr als fünfundzwanzig Meter. Um diese Uhrzeit dürfte dort einiges Gedränge herrschen, weil eine ganze Menge neuer Gäste ankommen.«
Cali griff seine Idee auf. »So dass sicherlich zahlreiche Wagen darauf warten, von den Hausdienern geparkt zu werden.«
»Genau.« Mercer reichte Cali seine Pistole und fing Harrys Blick auf. »Schulter oder huckepack?«
»Ach, Blödsinn, Mercer, ich schaff das schon.«
Mercer wiederholte seine Frage nicht. Er bückte sich und
warf sich Harry einfach auf die Schulter. Er rannte bereits, während er noch damit beschäftigt war, die Last auf seiner Schulter auszubalancieren. Cali hielt sich neben ihm. »Wenn du jetzt einen fliegen lässt, Harry, lass ich dich sofort fallen.«
»Ich würde mir an deiner Stelle mehr Sorgen wegen meiner gelegentlichen Inkontinenz machen«, gackerte Harry.
Außerhalb der Ladehalle erstreckte sich der Parkplatz, aber sobald sie um die Ecke gebogen waren, sahen sie den Neonschein der Wagenauffahrt des Deco Palace. Livrierte Hotelangestellte eilten zwischen den Autoschlangen herum. Die meisten Fahrzeuge waren gewöhnliche Limousinen oder Geländewagen, jedoch standen dort auch einige Stretchlimousinen und Ferraris, so dass die Leute, die zum Spielcasino kamen, sie durchaus sehen konnten. Offenbar hatte sich das Chaos im Casino noch nicht nach draußen verlagert, aber es war gewiss nur eine Frage der Zeit, bis das geschähe.
Sie rannten die Zufahrtstraße entlang. Weil sich der Betrieb am Eingang staute, mussten sie zum vorderen Ende der Autoschlange kommen, wenn ihr Fluchtversuch einige Aussicht auf Erfolg haben sollte. Nur wenige Leute achteten auf sie, als sie sich zwischen den wartenden Autos hindurchschlängelten.
»Mercer!«, rief Harry. »Hinter uns!«
Cali reagierte schneller als Mercer, drehte sich herum, hielt jedoch dabei ihre Waffe außer Sicht. Mercer sah sie ebenfalls. Poli und zwei seiner Männer waren soeben aus der Halle mit den Laderampen gekommen. Sie warteten jetzt, ließen suchende Blicke über den Parkplatz schweifen und hielten Ausschau nach irgendeiner Bewegung. Mercer duckte sich so tief, wie seine Knie es bei Harrys Gewicht auf seiner Schulter überhaupt erlaubten. Er suchte sich seinen Weg zwischen den
Wagen und ignorierte die gelegentlichen Proteste von Gästen, die er beiseiterempelte.
»Sie haben uns entdeckt«, meldete Cali, als sie die Spitze der Autoschlange erreichten.
Der erste Wagen war nicht das, was Mercer erwartet oder erhofft hatte, aber er war nun einmal ihre einzige Möglichkeit. Das Auto war ein richtiges Kunstwerk, ein 1954er Rolls Royce Silver Wraith mit Hooper-Karosserie. Er war taubengrau lackiert, mit dunkelblauen Kotflügeln, die sich in elegantem Schwung über den Rädern wölbten. Mit einem Radstand von mehr als drei Metern war der Wagen das Sinnbild von Gediegenheit und Klasse. Obwohl mit einem Sechs-Zylinder-Motor mit vier Litern Hubraum ausgerüstet, war dieser Wagen wegen seines enormen Gewichts hoffnungslos untermotorisiert. Mercer konnte nur hoffen, dass sie es schafften zu verschwinden, ehe Poli und seine Männer ihren eigenen Wagen erreichten, denn es war absolut unmöglich, dass dieses englische Straßenschiff irgendein Wettrennen würde gewinnen können.
»Cali, Sie fahren«, entschied Mercer, während sie sich dem Wagen näherten. Ein distinguierter Mann - dem Aussehen nach ein bekannter TV-Nachrichtenmoderator, war soeben ausgestiegen. Mercer drängte sich rücksichtslos an ihm vorbei, so dass er Harry in den Wagen verfrachten konnte. »Und geben Sie mir die Pistole.«
Sie warf sie ihm über das Wagendach zu, ehe sie auf den Fahrersitz glitt. Der Protest des Eigentümers erstarb auf seinen Lippen, als Mercer die Pistole mit einer Hand auffing und ihn mit einem eiskalten Blick musterte. In diesem Augenblick quoll eine Menschentraube durch die Hoteltüren. Viele schrien, und in allen Gesichtern flackerte die nackte Angst. Wie eine Flutwelle ergossen sie sich zwischen die wartenden
Autos, rannten zwischen den Fahrzeugen umher und drängten einander aus dem Weg.
Mercer warf sich auf den Rücksitz des Rolls.
Die Rückbank war mit weichem
Weitere Kostenlose Bücher