Havoc - Verwüstung - Thriller
Limousine streifte. Der Abstand war zu groß für ihn, um eine der wertvollen Kugeln zu riskieren, aber Polis Mann hatte keinen solchen Mangel. Er schob seine Pistole durchs Seitenfenster und leerte das Magazin in einer schnellen Salve. Die meisten Geschosse gingen dank des mit Schlaglöchern übersäten Asphalts zwar daneben, doch zwei trafen den Rolls. Eins von ihnen riss Calis Seitenspiegel ab, und das andere schlug in den Kofferraum ein und blieb in einem von zwei Louis-Vuitton-Koffern stecken, die der Hoteldiener noch nicht hatte ausladen können.
An der nächsten Ecke befand sich ein Mini-Markt. Zahlreiche Lampen in dem Vordach über den Tanksäulen waren durchgebrannt, doch der Laden hatte immerhin noch geöffnet. Neonschriften leuchteten in den Schaufenstern, und ein mit zahlreichen Kinkerlitzchen aufgedonnerter Honda Del Sol parkte am Bordstein.
Obwohl Mercer Nichtraucher war, hatte er es sich angewöhnt, stets zwei Einwegfeuerzeuge in der Tasche zu haben. Diese Gewohnheit war ein Überbleibsel aus seiner Pfadfinderzeit - und sie bei sich zu haben hatte ihm schon mehr als einmal das Leben gerettet.«
»Harry, sieh mal zu, dass du durch diese Tankstelle dort fährst.«
Mercer zog den Glasstopfen aus der Brandykaraffe und drehte dafür den Zipfel einer der Leinenservietten, auf denen die Longdrinkgläser standen, in die Flaschenöffnung.
»Hey, ich rieche Alkohol«, sang Harry. »Lass mir was übrig.«
»Tut mir leid, Alter.« Mercer drehte die Flasche um, damit
sich die Serviette vollsog - dem Geruch nach mit einem sehr guten Single-Malt-Scotch. »Wenn wir durch die Tankstelle brettern, solltest du eine der Zapfsäulen umlegen.«
»Sind Sie verrückt geworden?«, rief Cali.
»Aber klar«, bekräftigte Harry freudig. Er hatte ein unendliches Vertrauen zu Mercer, daher machte ihm das Ganze einen unbändigen Spaß.
Harry wurde merklich langsamer, um den Metro heranzulocken, dann riss er das Lenkrad scharf nach rechts. Der große Wagen setzte mit dem Boden auf, als er über den Gehsteig schoss, und erzeugte einen dichten Funkenregen. Cali schrie auf, als er beinahe einen obdachlosen Mann überfuhr, der auf dem Bordstein saß und aus einer Flasche Whiskey trank. Wie ein Schlachtschiff pflügte der Rolls über den Platz, während Harry unbeirrt die zweite Tanksäule in der Reihe ins Visier nahm. Mercer entzündete seinen improvisierten Molotowcocktail. Der mit Alkohol getränkte Leinenstoff fing sofort Feuer.
Mit einem Manöver, das sowohl seine Kraft als auch seine Geschicklichkeit herausforderte, drehte Harry am Lenkrad, um einem der Stahlmasten auszuweichen, der das Vordach stützte, dirigierte den Wagen dann halb auf die Kante der kleinen Betoninsel und nahm mit dem vorderen Kotflügel sauber eine der alten Zapfsäulen mit.
Der Zusammenprall und der daraus resultierende Abbremseffekt waren allerdings brutal. Cali wurde nach vorn geschleudert: Ihr Kopf verfehlte das Armaturenbrett nur um Zentimeter. Die Pumpe wurde an der Basis förmlich abrasiert und flog Purzelbäume schlagend davon, während das Benzin, das sich noch in den Zuleitungen und im Schlauch befunden hatte, nun herausspritzte und auf dem Boden einen sich ausbreitenden dunklen Fleck erzeugte. Mercer stemmte sich
vom Wagenboden hoch, auf den er zuvor hinuntergerutscht war, und hielt dabei den Molotowcocktail hoch, als sei er ein Outfielder, der anzeigte, dass er den Ball gefangen hatte, nach dem er gehechtet war.
Der Metro befand sich etwa zwanzig Meter hinter ihnen und holte zügig auf. Mercer konnte in Polis einem Auge den Hass lodern sehen. Sein Partner hatte nachgeladen und streckte soeben wieder die Pistole aus dem Fenster, um zu schießen. Harry gewann die Kontrolle über den Wagen zurück, lenkte ihn von der Betoninsel weg und hielt auf die nächste Kreuzung zu. Mercer schob sich mit dem Oberkörper durch das Seitenfenster, zielte und schleuderte die brennende Flasche in Richtung Zapfsäule. Sie landete dicht vor dem Loch in der Betoninsel, wo das Benzin durch Rohre aus einem unterirdischen Tank nach oben gepumpt wurde. Die Karaffe zerschellte, und für einen schrecklichen Moment glaubte Mercer, dass der Scotch kein Feuer gefangen hatte. Aber das hatte er durchaus - und brannte mit heller, klarer Flamme, die den Entzündungspunkt der pulsierenden Benzindämpfe schnell erreichte, die aus dem Tank aufstiegen.
Wie bei dem Triebwerk einer Rakete entzündete sich das Benzin und bildete eine Feuerzunge, die fünf Meter hoch in die Luft
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