Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>

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den Fahrstuhl verließen, hielten die Pistolen unter ihren Mänteln versteckt. Jeder schenkte Harry und Cali nur einen flüchtigen Blick, und als sich ihre Augen auf Mercer richteten, bückte er sich, als wollte er sich einen Schuh zubinden. Zwei der Männer kannte Mercer nicht, aber der dritte hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt. Poli trug einen schwarzen Rollkragenpullover und einen
Anzug - und anstatt ihm zu einer piratenhaft attraktiven Aura zu verhelfen, ließ ihn die Augenklappe nur um einiges bedrohlicher erscheinen.
    Cali achtete darauf, dass sich Harry zwischen ihr und den bewaffneten Männern befand, während sie die Fahrstuhlkabine betraten.
    »Zimmer 1092«, sagte einer der Männer, während er die Tafel an der Wand studierte. Er deutete nach links. »Dort entlang.«
    Mercer spürte Polis brennenden Blick im Nacken, blieb jedoch völlig ruhig, während er sich aufrichtete und gemütlich hinter Cali und Harry in den Lift trat. Harry drückte auf den Knopf fürs Erdgeschoss. »Wie läuft es denn bei Ihnen so … im Casino?«, fragte er Mercer und tat so, als würden sie sich überhaupt nicht kennen.
    Die Fahrstuhltüren schlossen sich flüsternd. »Ganz gut«, erwiderte Mercer und drehte sich um.
    Poli stand wie festgewurzelt in der Nische und ignorierte seine Männer, während sie durch den Korridor in Richtung von Mercers Zimmer gingen. Sein einzelnes Auge weitete sich, als er Mercer erkannte, und sein Mund verzerrte sich zu einer wütenden Fratze. Er machte einen Satz auf die Fahrtstuhltüren zu, versuchte zu verhindern, dass sie sich schlossen, kam aber um eine Sekunde zu spät.
    »Heilige Scheiße«, stieß Cali hervor, während die Kabine zum Foyer hinuntersank. »Wie konnte er diesem Überfall in Afrika so unversehrt entkommen?«
    Mercer hatte darauf keine Antwort und wusste gleichzeitig, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. »Wir haben nur ein paar Sekunden, wenn wir in der Lobby angekommen sind«, sagte und fügte grimmig hinzu, »oder überhaupt keine Zeit mehr, wenn Poli
noch mehr Männer mitgebracht haben sollte und ein Funkgerät besitzt.«
    »Was hast du vor?«, fragte Harry.
    »Kommst du ohne deinen Stock zurecht?«
    Harry lächelte, da er schnell verstand, was Mercer wirklich wollte. »Ich glaube, ich schaff das schon.« Er reichte Mercer den Krückstock aus poliertem Holz, den Mercer ihm zu seinem achtzigsten Geburtstag geschenkt hatte.
    Mercer hatte den Stock von einem der besten Messerschmiede Nordamerikas anfertigen lassen. Er ergriff ihn, drückte auf einen verborgenen Knopf und ließ einen etwa fünfundsiebzig Zentimeter langen Degen herausspringen. Die Klinge war so scharf wie ein Skalpell, und obwohl Mercer niemals ein formelles Fechttraining absolviert hatte, würde er damit schon bei der geringsten Berührung durch Stoff und Haut schneiden können. Er reichte Cali die schwarze Nussbaumscheide.
    »Stöcke und Schwerter gegen Pistolen?«
    »Es sind gefährliche Zeiten«, erwiderte er mit einem schiefen Grinsen.
    Mercers Hände am silbernen Griff der Waffe waren schweißnass - er wischte sie an seiner Hose trocken und hinterließ dabei einen feuchten dunklen Fleck. Dann versteckte er die Klinge hinter seinem Bein, während Cali den Stock unter ihrer Kostümjacke an ihre Brust drückte. Sie schwiegen, während sie beobachteten, wie sich die Stockwerkanzeige unaufhaltsam dem Parterre näherte.
    Ehe sich die Türen öffneten, konnten sie das Klingeln und Rattern der Spielautomaten hören, und die Geräusche wurden noch lauter, als die Türhälften zischend auseinanderglitten. Mercer schob den Kopf um die Türkante und konnte nichts Ungewöhnliches wahrnehmen. Niemand rannte auf
die Fahrstühle zu, und offenbar hatte auch keiner ein Funkgerät oder ein Mobiltelefon am Ohr.
    »Kommt.« Er verließ die Kabine als Erster, dann folgten seine Gefährten.
    Die Benutzung der Fahrstühle war für Casinobesucher, die nicht im Hotel wohnten, verboten, und ein Wachmann achtete darauf, dass alle Personen, die zu den Liften gingen, Zimmerschlüssel besaßen. Mercer sah, dass der korpulente Wächter im Gürtel um seinen beträchtlichen Bauch eine automatische Pistole trug. Gleich hinter dem Absperrseil aus rotem Samt begann der Casinobereich, ein flimmerndes Durcheinander von Lichtern und vielfältigen Geräuschen, wie man es nirgendwo sonst auf der Welt antreffen konnte. Hunderte von Menschen drängten sich um die Spieltische oder