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Havoc - Verwüstung - Thriller

Havoc - Verwüstung - Thriller

Titel: Havoc - Verwüstung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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erwiderte Mercer. »Ich bin so viel unterwegs, dass ich aus meinem Zuhause so etwas wie eine Art Einkehrzentrum machen musste.« Er loggte sich ins Internet ein, fand eine Suchmaschine und tippte Skanderbeg ein. Einige Sekunden lang überflog er schweigend die Suchergebnisse und sagte dann: »Es sieht so aus, als wäre Skanderbeg ein albanischer General gewesen, der eine Revolte gegen das Osmanische Reich angezettelt hat.«
    Cali unterbrach ihn. »Schon wieder eine osmanische Verbindung.« Sie hatte sich auf das Ledersofa an der Wand zurückgezogen und die Reisedecke, die zusammengefaltet auf einer Armlehne lag, über ihren Beinen ausgebreitet.
    »Hmmm. Er ist 1468 gestorben. Er soll ein türkisches Heer, das fünfmal so groß war wie sein eigenes, zurückgeschlagen und Albanien zu fünfundzwanzig Jahren Unabhängigkeit
verholfen haben. Er wird dort als Nationalheld verehrt. Er muss eine Art mittelalterlicher George Washington gewesen sein.«
    »Was gibt es über den Alambic?« Ihre Augen waren geschlossen, und Mercer erkannte, dass sie nur Sekunden davon entfernt war einzuschlafen.
    Mercers Finger tanzten über die Tastatur, als er seine Suchanfrage mehrmals variierte. Doch er erzielte kein Ergebnis. »Nichts.«
    Als Cali nichts darauf erwiderte, blickte er vom Bildschirm hoch. Sie atmete flach, aber gleichmäßig, und ihr Mund war leicht geöffnet. Sie war eingeschlafen. Er umrundete seinen Schreibtisch und blieb vor der Couch stehen. Trotz ihrer beachtlichen Körpergröße hatte sie es geschafft, sich zu einer Kugel zusammenzurollen und den Kopf mit der Wange auf eine Hand zu betten.
    Unwillkürlich musste er wieder an Tisa denken, obwohl zwischen ihr und Cali keinerlei Ähnlichkeit bestand. Tisa hatte dunkle, schlehdornfarbene Augen, fein geschnittene asiatische Gesichtszüge und den zierlichen Körper einer Turnerin gehabt. Cali war dagegen eine rundum amerikanische Erscheinung mit rotem Haar und Sommersprossen, die, wie Mercer erkennen konnte, bis zu ihrem Brustansatz hinunterreichten und, so vermutete er, auch ihren restlichen Körper bedeckten. Sie war groß und schlaksig, eher eckig als mit ausgeprägten weiblichen Rundungen gesegnet, aber sie bewegte sich mit einer athletischen Eleganz, die die harten Linien ihrer Figur milderte. Und sie war, wie sich Mercer verwundert eingestehen musste, die erste Frau, zu der er sich seit Tisas Tod hingezogen fühlte.
    Sie hatten zwar nur wenig Zeit gemeinsam verbracht, aber im Zuge ihrer dramatischen Erlebnisse hatte er angefangen,
sie zu verstehen - ihre Art zu denken, ihre Art zu reagieren und, was vielleicht am wichtigsten war, wie sie sich selbst sah. Sie war souverän und selbstbewusst, Eigenschaften, die auf Mercer einen ganz besonderen Reiz ausübten.
    Aber jetzt schien ihm nicht der richtige Zeitpunkt für solche Gedanken.
    Er musste dem Drang widerstehen, ihr behutsam eine Haarsträhne aus der Stirn zu wischen. Stattdessen glättete er die Decke, zog sie bis unter ihr Kinn hoch und streifte ihr dann die Schuhe ab. Ihre Füße waren lang und schmal, mit zarten Knochen und einer Haut, die so weiß und durchscheinend wirkte, dass darunter die Verästelungen ihrer Adern zu erkennen waren. Sie gab die Andeutung eines Murmelns von sich und holte dann seufzend Atem, während sie tiefer in den Schlaf eintauchte. Er betrachtete sie noch einmal eingehend, lächelte und verließ daraufhin das Büro, allerdings erst nachdem er die Beleuchtung bis auf einen matten Schimmer gedrosselt hatte, damit sie ihre Umgebung erkennen konnte, falls sie während der Nacht aufwachen sollte.
    Mercer vergewisserte sich, dass alle Türen gut verriegelt waren, ehe er zu seinem Schlafzimmer im zweiten Stock hinaufging. Die Beretta 92 auf seinem Nachttisch dürfte die fünfte oder sechste sein, die er besessen hatte. Einige hatte er in Kämpfen verloren, während andere in Asservatenkammern aufbewahrt wurden. Sie war eine zuverlässige Waffe, und er kannte ihre Fähigkeiten ebenso gut wie seine eigenen. Er wusste, dass die 9-mm-Pistole geladen war, gab sich damit aber nicht zufrieden, sondern überprüfte sie trotzdem noch einmal. Eine Patrone steckte in der Kammer, und sie war entsichert. Er sicherte sie und schob sie sich auf dem Rücken in den Hosenbund. Er bezweifelte zwar, dass Poli ihnen in dieser Nacht einen Besuch abstatten würde, wollte jedoch kein
Risiko eingehen. Er würde darauf bestehen, dass Harry gleich am nächsten Morgen in seine eigene Wohnung zurückkehrte, und gleichzeitig

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