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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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von mir nicht recht, wenn ich weltlichen Reichtum mitnähme, und so vermache ich dem Ausschuß eine kleine Erbschaft, die ich von meiner lieben Tante erhielt. Das Geld sollte für meine Hochzeit aufgewendet werden, aber ich habe mich dem Werk Gottes angetraut.« Und sie reichte Pastor Thorn ein Bündel, das achthundert Dollar enthielt.
    Mittellos, uniformiert, unbehaglich angesichts der so plötzlich erworbenen Genossen, aber stark im Herrn, gingen die Missionare an Bord der Brigg THETIS und Kapitän Janders rief laut: »Setzt die Segel!« An den Masten entfalteten sich die neun neuen Segel und langsam begann sich das kleine Schiff nach dem offenen Meer hin zu bewegen. Abner Hale, der an der Backbordseite der Brigg stand, hatte die sichere Vorahnung, daß er Amerika nie wiedersehen würde, und er sprach ein kurzes Gebet, in dem erden Segen für alle die erbat, die auf der kahlen, unfreundlichen Farm in Massachusetts zurückgeblieben waren. Wenn er in diesem feierlichen Augenblick gefragt worden wäre, zu welcher Mission er aufgebrochen sei, so hätte er mit Überzeugung geantwortet: »Um dem Volk von Hawaii den Segen zu bringen, den ich auf der Farm genoß.« Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, daß eine bessere Mission vielleicht die gewesen wäre, den Inseln jenen Segen zu bringen, der das schöne weiße Haus am Marktplatz in Walpole, New Hampshire, auszeichnete. Denn obwohl er sich zu niemand darüber äußerte, konnte er doch nicht glauben, daß der Leichtsinn, die weltliche Musik, die Romane und der Mangel an Gnade, die in dem Haus der Bromleys zu finden waren, wirklich ein Glück sein konnten. Ja, er war fast der Ansicht, daß er Jerusha, indem er sie auf die THETIS mitnahm, irgendwie vor ihr selbst bewahrte.

Sie zerrte ihn jetzt am Arm und sagte: »Pastor Hale, ich glaube, daß mir schlecht wird.«
    Und er brachte sie hinunter und legte sie in eine der kurzen Kojen, wo sie die ersten vier Monate der Reise fast ausschließlich zubrachte. Abner erwies sich zum Erstaunen aller als sehr seetüchtig, denn obwohl er stets aussah, als müsse er sich im nächsten Augenblick übergeben, aß er mit großem Appetit und erbrach niemals.
    Er leitete die Gebete, hielt die Predigten, lernte von Keoki Kanakoa die Sprache Hawaiis und pflegte oft achtzehn bis zwanzig seekranke Missionare. Einige waren so mißgünstig und verabscheuten den kleinen, zähen Mann, während er sich unermüdlich an ihren Krankenbetten zu schaffen machte und ihnen versicherte, daß sie bald wieder aufstehen und wie er Schweinefleisch, Zwieback, Soße und alles andere essen könnten. Und doch mußten sie widerstrebend seine Entschlossenheit anerkennen, vor allem, als Kapitän Janders über ihn herzuziehen begann. Janders sagte eines Tages zu seinem Ersten Offizier: »Collins, halten Sie mir diesen schäbigen Hale aus dem Mannschaftsraum.«
    »Belästigt er die Leute?«
    »Er versucht, sie zu bekehren.«
    »Diese Ungeheuer?«
    »Den Cridland hat er mir mit seinen schmutzigen kleinen Krallen schon gepackt. Gestern abend fand ich den Jungen weinend, und als ich ihn fragte, was los sei, erzählte er mir, daß ihn Pastor Hale überzeugt habe, Tod und ewige Verdammnis seien das Los eines jeden auf diesem Schiff, der nicht zur Beichte ginge und sich der Kirche anschlösse.«
    »Vielleicht hat er recht«, lachte Collins.
    »Aber in der Zwischenzeit müssen wir ein Schiff unter Segeln halten.«
    »Haben sich die Männer beschwert, Herr?«
    »Nein, das haben sie nicht. Cridland sagt, daß sie den kleinen Wichtigtuer sogar ganz gern um sich haben. Es gibt ihnen das Gefühl, als kümmerte sichjemand um sie.«
    »Ich werde ihm sagen, daß er die Männer in Ruhe lassen
    soll«, versprach Collins.
    Kapitän Janders wußte genau, wann die Botschaft überbracht worden war, denn zwei Minuten später war Pastor Hale im Zwischendeck und hämmerte schäumend vor Wut auf den halbrunden Tisch: »Kapitän Janders, soll das heißen, daß mir verboten wird, in den Mannschaftsraum zu gehen?«
    »Kein Befehl. Eine Bitte.«
    »Und Sie schließen sich dieser Bitte an?«
    »Ja.«
    »Sie wollen sich bewußt meiner Anstrengung entgegensetzen, die Seelen dieser gottverlassenen, tief in Sünde und Schändlichkeit befangenen Männer zu retten?«
    »Es sind gute, gewöhnliche Matrosen, Pastor Hale, und ich möchte nicht, daß sie verwirrt werden.«
    »Verwirrt!« Pastor Hale schlug noch fester auf den Tisch, so daß alle Missionare die Auseinandersetzung verfolgen konnten, ob sie

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