Hawaii
wußte Abner, daß seine Predigt nicht umsonst gewesen war.
»Du mußt beten. Du mußt die Bibel studieren. Und du mußt versuchen, die Seelen deiner Kameraden im Mannschaftsraum zu retten«, erklärte Abner. Er reichte dem jungen Cridland seine eigene Bibel und fihr fort: »Du kannst sie heute behalten. Ich habe acht Seemannsbibeln mitgebracht, und ich werde dir am nächsten Sonntagsgottesdienst eine geben. Aber sie ist nur eine Leihgabe Gottes an dich. Erst wenn du einige deiner Freunde aus dem Mannschaftsraum dazu bringst, daß sie um Bibeln bitten, begibst du dich auf den Weg der wahren Erlösung.«
Beim Abendessen brummte Kapitän Janders: »Der Erste Offizier sagt, daß er Ihre große Bibel im Mannschaftsraum gesehen hat, Pastor Hale. Ich dachte, wir hätten ausgemacht, daß Sie nicht mehr die Leute da unten belästigen.«
»Ich habe mein Versprechen gehalten, Kapitän Janders. Aber wenn mir auch der Zutritt in diese Höhle der Verderbtheit verboten wurde, so bin ich doch sicher, daß Sie nichts einzuwenden haben, wenn ich durch meinen Boten, der viel befähigter ist als ich selbst, Gottes heiliges Wort dorthin sende. Wenn Sie die Bibel über Bord werfen wollen, so tun Sie es, Herr Kapitän, und Ihr Name wird unauslöschlich in der Stammrolle der Seeleute stehen.«
»Bitte, Pastor Hale, halten Sie Ihre Predigten nicht hier unten. Ich habe nur gefragt, ob Sie unser Abkommen verletzt haben, sich nicht mehr im Mannschaftsraum aufzuhalten.«
»Ich habe noch nie ein Abkommen verletzt«, rief Abner. »Oh, ich werde mich nicht mehr dort aufhalten! Keine Angst! Aber am nächsten Sonntag werden acht von meinen Bibeln dort unten sein, Kapitän Janders.«
Trotz ihrer Auseinandersetzungen mit dem schwierigen Missionar waren sowohl Kapitän Janders wie auch Collins von der väterlichen Fürsorge beeindruckt, mit der er seine kranken Genossen pflegte. Früh an jedem Morgen ging er von Bett zu Bett, sammelte die Nachtgeschirre ein, leerte sie über Bord und brachte den Kranken frisches Wasser, damit sie sich nach dem Erbrechen den Mund ausspülen konnten. Vor dem Frühstück besuchte er jeden einzelnen und las ihm aus der Bibel vor, Männer, die sich rasieren wollten, erhielten heißes Wasser aus der Kombüse, und die Frauen, die ihre Wäsche wechseln wollten, brauchten Abner nur die Schachtel zu zeigen, die hervorgeräumt und geöffnet werden sollte. Nach den Mahlzeiten brachte er jedem seiner kranken Freunde eine Portion des fettigen Essens, die der Patient mit seinem aufgewühlten Magen vielleicht vertragen konnte. Er erwirkte vom Kapitän, daß er den Frauen Haferschleim kochen durfte. Und an jedem Abend, gleichgültig wie krank die Missionare waren, wurden sie aus ihren Betten geholt, um an der Andacht teilzunehmen, die Abner in der winzigen, überfüllten Kajüte hielt. Wenn er sah, daß ein Mann oder eine Frau sich nur mit Mühe aufrecht halten konnte, beendigte er rasch das Gebet und sagte: »Der Herr hat eure Gegenwart bemerkt, Joshua. Ihr solltet wieder zu Bett gehen.«
Wenn die Kranken sich dann dankbar zurückgezogen hatten, führte er die andern zu langen Diskussionen, Predigten und Chorälen. Vor allem einen Choral liebte er, weil ihm eine der Strophen auf die THETIS zu passen schien:
»Er wird einen Feuerwall um dich legen, Dein Herz mit glühendem Eifer regen, Den heulenden Stürmen Einhalt gebieten Und die Stürme stimmen zum Frieden.«
Aber nach der achten Wiederholung dieser hoffnungsvollen Versicherung sagte John Whipple, der kaum noch stehen konnte, mit schwacher Stimme: »Abner, du singst fortwährend, daß sich der Sturm legen wird, aber er wird täglich schlimmer.«
»Wenn wir Kap Verde erreichen, wird das Wetter bestimmt besser«, versicherte Abner jedem. Und als das ächzende kleine Schiff sich weiter durch die Wogen des Nordatlantiks kämpfte, wurde Abner immer fröhlicher und hilfsbereiter.
»Er gäbe einen großartigen Küchenjungen ab«, bemerkte Kapitän Janders eines Abends zu seinem Ersten Offizier.
»Haben Sie schon einmal daran gedacht, wie es im Zwischendeck aussähe ohne ihn?« entgegnete Collins. »Wir hätten einundzwanzig kranke Missionare auf dem Hals.«
Es überraschte deshalb niemanden, daß er lange, ehe der Sturm sich legte, von allen als der Vater der Missionsfamilie angesehen wurde. Es gab Männer, die älter und weiser waren als er; aber er war doch derjenige, an den man sich um Hilfe und Rat wandte. Als er deshalb am Ende der vierten Woche ihrer Reise verkündete,
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