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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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den Eingeborenen und den Missionaren zur Folge. Die Eingeborenen, die gerne schwammen und die kaum zwanzig Minuten arbeiteten, ohne sich danach gründlich abzuwaschen, hielten die Missionare nicht nur für schmutzig, sondern wurden tatsächlich von ihrem üblen Geruch abgestoßen. Manchmal bot Malama, die Schweißgeruch nicht ertragen konnte, Abner und Jerusha den schönen Strand der Alii, der kapu war, zum Baden an. Aber Abner wies die Einladung zurück, als käme sie vom Teufel.
    So wurde der ganze Schatz an Weisheit, den die Inselbewohner angesammelt hatten, von den Missionarsfamilien ignoriert. Schwitzend in unglaublich schweren Kleidern und alle die gesunden Speisen zurückweisend, die um sie her lagen, arbeiteten sie hartnäckig, erschöpften ihre Kräfte, wurden krank und starben.
    Aber auf diese Weise bekehrten sie ein Volk.
    Im Jahre 1823, als der Bau der Kirche zu zwei Dritteln abgeschlossen war, kam eines Abends Kelolo mit seiner letzten Bitte zu Abner. »Wir können noch immer den Eingang ändern«, sagte er. »Dann werden die bösen Geister bestimmt fortbleiben.«
    »Gott hält das Übel von seinen Kirchen fern«, antwortete Abner kalt.
    »Willst du mit zu der Baustelle kommen?« bat Kelolo.
    »Alles ist schon festgelegt«, erwiderte Abner.
    »Ich möchte dir zeigen, wie einfach...«, begann Kelolo.
    »Nein!« rief Abner.
    »Bitte!« beharrte der große Häuptling. »Du mußt noch etwas wissen.«
    Gegen sein besseres Wissen legte Abner den Federhalter hin und ging mürrisch hinaus in die Nachtluft zu dem Kirchplatz, wo eine Gruppe älterer Männer hockte und den Bau betrachtete. »Was tun sie dort?« fragte Abner.
    »Sie sind meine Gebets-Kahunas«, erklärte Kelolo.
    »Nein!« protestierte Abner und wollte umkehren. »Ich spreche nicht mit Kahunas über die Kirche Gottes.«
    »Diese Männer lieben den Herrn«, beharrte Kelolo. »Frag sie. Sie kennen den Katechismus. Sie wollen, daß eine starke Kirche gebaut wird.«
    »Kelolo«, sagte Abner geduldig und ging nun doch mit ihm zu den Kahunas, »ich weiß wohl, daß in früheren Zeiten diese Kahunas sehr viel Gutes getan haben. Aber Gott braucht keine Kahunas.«
    »Makua Hale«, verteidigte sich Kelolo, »wir sind als Freunde gekommen, die diese Kirche lieben. Bitte laß die Tür nicht dort, wo sie ist. Jeder Kahuna weiß, daß es nicht dem Geist dieses Ortes entspricht.«
    »Gott ist der höchste Geist!« erwiderte Abner. Aber da die Nacht angenehm war - der bleiche, zunehmende Mond stand im Westen, und vereinzelte Wolken wurden von der Meerenge hereingeweht -, setzte er sich zu den Kahunas und unterhielt sich mit ihnen über die Religion. Er war erstaunt, wieviel sie von der Bibel wußten und mit welchem Geschick sie alles ihrem alten Glauben anpaßten. Ein alter Mann erklärte: »Wir glauben, daß du mit allem recht hast, Makua Hale. Es gibt nur einen Gott, und wir nannten ihn Kane. Es gibt einen Heiligen Geist, und wir nannten ihn Ku. Es gibt Jesus Christus, und er ist Lono. Und es gibt den König der Unterwelt, und er ist Kanaloa.« »Gott ist nicht Kane«, sagte Abner. Aber die Kahunas hörten ihm nur schweigend zu, und als sie schließlich antworteten, sagten sie: »Wenn also Kane, das heißt Gott, eine Kirche errichtet haben möchte, dann überwacht er sie. Er hat das immer getan, wenn wir einen Tempel bauten.«
    »Gott überwacht nicht persönlich den Bau dieser Kirche«, erklärte Abner.
    »Aber Kane.«
    »Gott ist nicht Kane«, wiederholte Abner geduldig.
    Die Männer nickten weise und fuhren fort: »Da sich also Kane um diese Kirche kümmert und da wir immer Kane geliebt haben, hielten wir es für richtig, dir zu raten, daß die Tür...«
    »Die Tür wird dort bleiben, wo sie jetzt ist«, sagte Abner, »denn immer war der Eingang zu einer Kirche dort. In Boston ist die Kirchentür an dieser Stelle. In London ebenfalls.«
    »Aber in Lahaina möchte Kane nicht, daß die Tür dort ist«, erwiderten die Kahunas.
    »Kane ist nicht Gott«, wiederholte Hale hartnäckig. »Das verstehen wir, Makua Hale«, erwiderten die Kahunas höflich, »aber da Gott und Kane dasselbe sind...«
    »Nein«, unterbrach Abner. »Gott und Kane sind nicht dasselbe.«
    »Natürlich«, räumten ihm die Kahunas freundlich ein, »sind ihre Namen verschieden. Aber wir wissen, daß Kane nicht will, daß die Tür hierher kommt.«
    »Die Tür muß hier sein«, erklärte Abner.
    »Dann wird Kane die Kirche zerstören«, sagten die Kahunas traurig. »Gott geht nicht umher und

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