Hawaii
ist der persönliche Vertreter des Königs der Nation, unter deren Flagge das Schiff segelt. Wenn er an Land kommt, solltet Ihr eine kleine Kanone abfeuern, und vier Eurer Alii sollten sich ihm in schönen Gewändern, mit Hosen und Schuhen vorstellen und sagen... «
Kein Problem tauchte auf, in dem Abner nicht sogleich einen Rat gewußt hätte. Dieser winzige Junge von der unfreundlichen Farm in Marlboro, Massachusetts, hatte in seiner Jugend nicht geahnt, daß ihm jedes Buch, das er las, einmal von Nutzen sein würde. Er konnte sich an ganze Absätze über den Stand der medizinischen Fürsorge in London oder an ein Kapitel über das Banksystem in Antwerpen erinnern. Aber vor allem erinnerte er sich an sein Studium über das Regiment, das Calvin und Beza in Genf geführt hatten, und es erschien ihm oft wie eine weise Fügung, daß all die Probleme, vor denen Calvin in der Schweiz gestanden hatte, nun auch Abner Hale in Lahaina begegneten.
Über das Geld: »Ihr solltet Euer eigenes Inselgeld prägen und es gegen Fälschungen schützen.«
Über den Reichtum: »Geld ist kein Reichtum; aber die Dinge, die Ihr herstellt und wachsen laßt, sind es. Es ist die größte Torheit, daß Ihr einzelnen Häuptlingen erlaubt, Euer kostbares Sandelholz zu verhandeln. Und jeder Mann, der die Wurzeln der
jungen Bäume ausgraben läßt, ist wahnsinnig. Der größte Reichtum, den Ihr habt, ist die Möglichkeit, die Walfänger, welche Lahaina und Honolulu anlaufen, auszustatten. Wenn die Alii klug wären, würden sie Hafenzölle auf solche Schiffe
erheben und jeden Händler besteuern, der die Walfänger
beliefert.«
Über Erziehung: »Der sicherste Weg, ein Volk zu bilden, ist, ihm das Lesen beizubringen.«
Über eine Armee: »Jede Regierung benötigt irgendeine
Polizeimacht. Ich wette, wenn Ihr eine ansehnliche Truppe in
Lahaina gehabt hättet, dann wäre den Matrosen der Walfänger der Mut zu jenem Aufruhr vergangen. Aber ich firchte, eine so große Armee, wie Ihr sie vorschlagt, ist lächerlich. Ihr könnt nicht Frankreich oder Rußland oder Amerika bekämpfen. Ihr seid zu klein. Verschwendet nicht Euer Geld auf eine Armee. Aber schafft eine gute Polizeitruppe. Baut ein Gefängnis.«
Über den guten Alii: »Er ist mutig. Er ist ehrlich mit dem Geld des Staates. Er befolgt gute Ratschläge. Er schützt die Schwachen. Erzieht sich anständig an und trägt Hosen. Er hat nur eine Frau. Er betrinkt sich nicht. Er steht seinem Volk bei. Er glaubt an Gott.«
Über Hawaiis dringendste Aufgabe: »Lehrt das Volk lesen und schreiben.«
Oft kehrte er in sein Missionshaus zurück und rief entmutigt aus: »Jerusha, ich bin sicher, daß sie kein Wort von dem verstanden haben, was ich sagte. Wir arbeiten und arbeiten, und nirgends zeigt sich ein Erfolg.« Jerusha konnte seine Verzweiflung nicht teilen, denn in ihrer Schule vollbrachte sie tatsächlich Wunder. Sie lehrte ihre Frauen, wie man näht, besser kocht und selbst die Kinder aufzieht. »Ihr dürft eure Kinder nicht fortgeben!« beharrte sie. »Das ist gegen das Gesetz Gottes.« Sie freute sich, wenn ihre Zuhörer nickten, aber am meisten freute sie sich über Iliki, die früher zu den Walfängern gerannt war und die jetzt die Psalmen hersagte. Unermüdlich war Keoki in der Unterweisung der Jungen. Er war sowohl ein frommer Christ wie ein begabter Lehrer, so daß seine Schule bald zu einer der besten auf den Inseln wurde. Am meisten tat er sich aber in seinen täglichen Predigten hervor. Denn er hatte die ursprüngliche Rednergabe der Einwohner Hawaiis und verfügte über eindrucksvolle Bilder und kluge Einfalle. So realistisch war seine Schilderung der Sündflut, daß seine Zuhörer aus den Augenwinkeln das Meer beobachteten und fürchteten, daß riesige Wellen über die Insel hereinbrechen könnten.
Von der weittragendsten Bedeutung und Wirksamkeit war aber doch Abners Schule, wo die Alii lernten. Seine beste Schülerin war Malamas Tochter Noelani, die er vor den Matrosen gerettet hatte. Das Mädchen war durch ihre Geburt dazu bestimmt, die nächste Alii Nui zu werden, denn ihre Geschlechterfolge war makellos. Ihre Eltern waren Bruder und Schwester und von edelster Abkunft, so daß ihr der Ruhm unzähliger Generationen hawaiischer Größe überkam. Sie war klug und emsig, die Zierde einer jeden Gesellschaft. In einem Bericht nach Honolulu sagte Abner von ihr: »Sie ist fast eine ebenso gute Schülerin
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