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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Männer, die es treffen wollte, längst nach Norden aufgebrochen waren.
    Aber alles übertraf doch die Freude darüber, daß während des Handstreichs gegen Havaiki der angekündigte Sturm tatsächlich aufgekommen war und jetzt mit ganzer Kraft über das Meer fegte. Denn obwohl durch ihn die Rückfahrt nach Bora Bora erschwert wurde, so brachte er doch die wichtigste Voraussetzung für ihre lange Reise in den Norden mit sich. »Dieser Sturm wird tagelang anhalten!« versicherte Teroro seinen Leuten. Mit Tagesanbruch wurde es möglich, das Kanu zu wenden und vor den Wind zu bringen, und mit seiner Hilfe gelangten sie sicher in die Lagune. Hier schärfte Teroro seinen Leuten noch einmal die Geschichte ein, die sie erzählen sollten: »Wir machten mit WESTWIND eine Probefahrt. Der Sturm kam auf. Wir sahen, daß wir nicht mehr zurückkommen konnten. So lenkten wir in den Kanal von Havaiki ein.« Er wiederholte die Sätze und fügte hinzu:
    »In diesem Sturm wird niemand von Havaiki wagen, mit der richtigen Geschichte herzukommen.«
    »Was soll mit dem Mädchen geschehen?« fragte Pa.
    Alle blickten auf Tehani, die sich fröstelnd und durchnäßt im Schiffsrumpf zusammengekauert hatte. Tehani wußte am besten, daß das Problem, welches sie darstellte, am einfachsten dadurch gelöst wurde, daß man sie umbrachte und über Bord warf. Pa schien auch dazu bereit zu sein, aber Teroro hinderte ihn.
    »Es ist mein Mädchen«, sagte er rasch. »Wir werden sie in mein Haus bringen.«
    »Sie wird uns verraten.«
    »Nein. Wir werden sagen, daß ich, während wir in dem Kanal lagen, an Land ging und sie mir für unsere Reise in den Norden holte.«
    »Beabsichtigst du denn, sie mitzunehmen?« fragte Mato.
    »Ja. Sie gehört mir.«
    »Und was ist mit deiner Frau Malama?«
    »Sie kann keine Kinder gebären. Sie kann nicht mit.«
    »Diese da wird uns verraten!« warnte Pa.
    Teroro langte in den Rumpf des Schiffes, zog Tehani hervor und stellte sie auf ihre Füße, hob ihr Gesicht dicht an seines und sagte: »Solange wir in Bora Bora bleiben, sprichst du mit keinem Menschen über diese Nacht. Mit keinem.«
    »Ich verstehe«, sagte sie und sank wieder in den Rumpf des Kanus. »Du wirst es sein, die ich in den Norden mitnehme«, versprach er ihr.
    Als das Kanu sich der Küste näherte, rief Mato: »Welch ein Sturm! Wir sind bis nach Havaiki hinunter gefahren.«
    Unter allen, die sich am Strand versammelten, wußte nur Malama, was hinter diesen Worten steckte: daß ein großer Racheakt vollzogen worden war.
    Schnell zählte sie die Mannschaft des Kanus und sah, daß Häuptling Tami nicht darunter war. »Wo ist Tami?« rief sie.
    »Er wurde über Bord gespült, als er das Segel einholte«, log Pa.
    Ein Mann rief: »Warum seid ihr denn bis nach Havaiki gefahren?«
    Pa antwortete: »Teroro hat sich von dort ein Mädchen geholt, das er nach Norden mitnehmen will.«
    Tehani erhob sich vom Boden des Schiffsrumpfs, wo sie sich verborgen hatte. Und so erfuhr Malama, während ihr der Westwind über das Gesicht fuhr, daß nicht sie Teroro nach dem Norden begleiten würde. Kein Laut entrang sich ihren Lippen. Schweigend stand sie da, stemmte ihre Hände in die Hüften, hielt ihr liebliches Gesicht, das schön war wie der Mond in der dreizehnten Nacht, dem Wind entgegen, der ihr die Haare um die Schultern blies, und betrachtete die Fremde in dem Kanu.
    Sie dachte: Ein Mann ist tot. Irgend etwas Furchtbares hat sich ereignet, das die Inseln auf Jahre hin vergiften wird. Kühne, dumme Männer wie mein Gatte haben ihre Rache genommen, wozu schon. Und eine junge Fremde nimmt meinen Platz im Kanu ein. - Geduldig betrachtete sie die neue Frau. - Sie ist hübsch und ihr Körper wohlgeformt. Vielleicht wird sie ihm Kinder schenken. Vielleicht ist es besser so. - Aber dann sah sie Teroro an, und ihr brach das Herz.
    Um ihre Tränen zu verbergen, wandte sie sich ab und wollte nach Hause gehen. Aber ihre Erniedrigung hatte noch nicht das volle Maß erreicht, denn ihr Mann rief: »Malama!« Sie drehte sich um, und er sagte: »Nimm Tehani mit nach Hause.« Malama bückte sich, hob das Mädchen herauf, nahm es bei der Hand und führte es nach Hause.
    In der zweiten Nacht wuchs der Sturm zu solcher Stärke an, daß der Aufbruch an dem geplanten Tag unmöglich wurde, und während die Böen über die Insel pfiffen, konnten sich die Männer, die für die Reise verantwortlich waren, ein paar Stunden freien Träumens gönnen. Die Traumbilder Teroros waren verworren. Gegen

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