Hawaii
Kanu nach Norden und Süden, nach Osten und Westen wandern wird, bis wir umkommen?«
»Ja«, antwortete Tamatoa kleinmütig.
»Das kann nicht die Bedeutung sein«, sagte Tupuna tröstend. »Denn Tane und Ta'aroa selbst haben in der vergangenen Nacht zu Teroro gesprochen, und er führt das Kanu.«
Der König war nicht erleichtert, denn er gestand: »Mein anderer Gedanke ist ebenso schlimm.«
»Was meinst du?« fragte der alte Mann.
»Ich frage mich, ob die beiden Sterne nicht Tane und Ta'aroa darstellen, und ob das, wonach sie suchen, nicht Oro ist. Sollten sie aber Oro als den höchsten Gott anerkennen, werden sie dann unser Kanu begleiten, wenn er nicht mitkommt?« Er ließ seinen Kopf hängen und murmelte: »Onkel, ich bin krank vor Furcht, daß wir etwas falsch machen könnten.«
»Nein«, versicherte ihn Tupuna. »Ich habe jedes Omen geprüft. Ich finde nirgends das Anzeichen eines Untergangs. Denke daran, daß Tane und Ta'aroa uns einen bedeutsamen Hinweis gegeben haben: die Notwendigkeit zweier Masten. Würden sie uns zum Narren halten?«
»Aber diese suchenden Sterne?«
»Ich gestehe, das ist kein gutes Omen. Aber ich bin sicher, es will nur besagen, daß irgend etwas in deinen Reisevorbereitungen unvollständig ist.
Du hast irgendein wichtiges Ding vergessen.«
»Was soll ich tun?«
»Du mußt noch einmal alles auspacken und dann wieder verstauen, und wenn du das getan hast, wirst du wissen, welches Versäumnis den Göttern mißfiel.«
So tat König Tamatoa am dritten Tage des Sturmes etwas, was noch nie dagewesen war: er sperrte seinen heiligen Palast der Kanu-Mannschaft auf.
Sie häuften auf die Matten, die zu berühren noch gestern den Tod bedeutet hätte, alle Gegenstände, die in den Norden mitgenommen werden sollten, und vor dem prüfenden Auge des Königs öffneten sie noch einmal ihre Schätze und verpackten sie dann wieder.
»Haben wir unser Werkzeug?« fragte Tamatoa, und die Männer brachten ihm die Basaltsteine, die zum Backen verwandt wurden, und den Sand. Sie zeigten Bündel mit dünnem und starkem Brennholz vor. Angelschnüre aus der feinsten Faser, Fischhaken aus Perlmutt, Netze und Speere, um
Haie zu fangen. Alles war in Ordnung. Da waren blaugrüne Beile, Steinmeißel, Stößel zur Bereitung von Stoff aus Baumrinde. Einige Häuptlinge zeigten
Grabstöcke, die härter als mancher Stein waren. Kürbisse und Kalebassen zum Kochen wurden begutachtet. Männer brachten Bogen und Pfeile, Katapulte mit Beuteln voll besonderer Steine, lange Stangen mit einer klebrigen Gummimasse zum Vogelfang, eine große Spiralmuschel, um zum Gebet zu rufen, und vier schwere Steine, die als Anker dienen sollten. Die Frauen, die dazu bestimmt waren, mitzukommen, wiesen voll Stolz ihre festgewebten, wasserdichten Matten vor, die Schöpfgeräte, um das Kanu trocken zu halten, und die Ersatzmatten, die als Segel verwendet werden sollten. Während Tausenden von Jahren hatte dieses wandernde Inselvolk ohne Metall oder Ton eine hochentwickelte Zivilisation mit ihren Geräten geschaffen. Nun waren sie bereit, diese Kultur in einem Doppelkanu nach einer fernen Insel zu tragen. Der König war zufrieden. »Haben wir an Pflanzen und Tiere gedacht?« fragte er dann. Vorsichtig öffneten die Bauern ihre Saaten, die ihnen später einmal auf dem neuen Land die Nahrung liefern sollten. Taro-Sprossen wurden trocken in Blättern aufbewahrt, bis die Zeit kommen sollte, da sie in weiche, feuchte Erde gesenkt werden konnten, um neue Ernte zu bringen. Bananenschößlinge, die für die Reisenden einmal sehr wichtig sein würden, weil sie schnell Frucht trugen, waren in feuchte Blätter gewickelt und mußten kühl gelagert werden. Die ausgesuchten Kokosnüsse, deren Augen sich noch nicht geöffnet hatten, mußten trocken gehalten werden, damit sie nicht keimten. Zuckerrohr, das alle so liebten, war an den Knoten zerteilt worden und wurde in dunklen Blätterbündeln am Leben erhalten.
»Wo ist die Brotfrucht?« fragte Tamatoa, und vier Männer zerrten große Bündel aus Blättern und Lehm auf die Matte. Diese enthielten die Brotfruchtsprossen, eine sehr empfindliche und kostbare Fracht, denn die Brotfrucht war das beliebteste
Nahrungsmittel der Inselbewohner. Als die Sprossen offen dalagen, rief der König seinen Onkel, damit er sie noch segne, und die Mannschaft betete für ihre sichere Überfahrt. Jetzt trieben Männer zwei quiekende Säue in den Palast. »Sind sie gedeckt worden?« fragte der König.
»Von unserem
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