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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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erinnern, aber jedenfalls stand in ihrem Telegramm: »Erwarte MAUNA LOA Frau Dale Henderson.« Als das Schiff einlief, fragte Florsheim, der barfuß war und zur Reling hinaufsah: »Welches ist deine Wahine, Kelly Blalah?«
    »Vielleicht die da«, sagte er mit einem Schulterzucken.
    »Wirst sie umlegen?« fragte Florsheim und betrachtete bewundernd die schlanke, gut angezogene Dame, die Anfang Dreißig zu sein schien. »Sieht nach zwei Nächten aus, vielleicht auch vier«, überschlug Kelly, denn er hatte herausgefunden, daß die Frauen, die viel Sorgfalt auf ihre äußere Erscheinung verwandten, oft schwerer ins Bett zu bringen waren als ihre Schwestern, die der Welt entgegenriefen: »Hier bin ich, struppig und glücklich!« Kelly, der wie die anderen Strandjungen an Bord der MAUNA LOA klettern durfte, ehe die Ausschiffung begann, bahnte sich mit den Ellbogen seinen Weg durch die Menge und berührte Frau Hendersons Arm. Sie drehte sich um und lächelte ihm freundlich und ohne Verwirrung zu. Als er ihre Hand schüttelte, fragte er sie: »Dein Name Dale oder so was? Sieht so aus, als könne niemand mehr Männernamen, Frauennamen sprechen.«
    »Ich bin Frau Henderson, Elinor Henderson«, wiederholte sie in dem frischen, selbstbewußten Dialekt Neu-England. »Ich komme aus Boston.« Kelly hätte gern gefragt: »Wer ist diese Rennie Wahine, mir Telegramm geschickt? Kenne niemand in Boston.« Aber er sagte nichts. Eine Regel hatte er bei dem Strandjungengeschäft gelernt: niemals vor einer Frau den Namen einer andern zu erwähnen. Wenn auch die meisten seiner Kundinnen durch ihre oft sehr vertrauten Freundinnen auf ihn aufmerksam gemacht worden waren, erwähnte er doch niemals seine Bekanntschaft mit diesen. Jetzt zermarterte er sich das Hirn, ohne sich doch an Rennie erinnern zu können, die ihm das Telegramm geschickt hatte. Aber Frau Henderson erinnerte sich.
    »Eine Studienfreundin aus dem Smith College...«
    »Das klingt nicht nach Wahine College, Smith.«
    »Rennie Blackwell empfahl mir, dich aufzusuchen.« Kelly gab seinem Gesicht rasch den Ausdruck, als kenne er Rennie Blackwell gut, aber Frau Henderson dachte im stillen: Nach allem, was sie mir erzählt hat... und er erinnert sich nicht einmal an ihren Namen. Es reizte sie, die Situation weiter auszukosten, und deshalb fügte sie hinzu: »Rennie war das Mädchen aus Tulsa.« Kelly konnte sie noch immer nicht unter den namenlosen Frauen einordnen, die sein Leben bevölkerten, aber jetzt entdeckte er, daß Frau Henderson ihr Spiel mit ihm trieb. Deshalb verfiel er in sein fürchterlichstes Pidgin und schlug sich vor den Kopf: »Manchmal ich nicht akamai die Art. Dies Wahine Rennie ich nicht innern.« Frau Henderson lächelte und sagte: »Aber sie innert dich, Kelly.« Er wurde von der selbstbewußten Frau beunruhigt und sagte: »Geht ein Jahr 'rum, sag' ich mit der Zeit zu Florsheim: >Telegramm hier von Elinor Henderson. Was für eine Wahine?< Florsheim innert nicht. Ich inner nicht.«
    »Wer ist Florsheim?« fragte Elinor.
    »Der Strandjunge da, längs großer Wahine«, erklärte Kelly. Frau Henderson mußte herzlich lachen und sagte: »Rennie sagte mir, du seist der beste Strandjunge hier, aber du mußt mir eins versprechen.«
    »Was das?«
    »Du brauchst bei mir nicht länger Pidgin zu sprechen. Ich wette, du hast dein Schlußexamen in Hewlett Hall mit Auszeichnung bestanden. Wahrscheinlich sprichst du ein besseres Englisch als ich.« Sie lächelte freundlich und fragte: »Und mußt du mir jetzt nicht den Lei umlegen?«
    »Ich hab' Angst, Ihnen einen Kuß zu geben, Frau Henderson«, sagte er lachend und gab ihr den Kranz in die Hand. Aber hier eilte Florsheim, der die Szene beobachtet hatte, herbei und protestierte: »Himmel! Kanaka geben Wahine Blumen wie New
    York?« Er ergriff den Kranz, schwang ihn über Elinors Kopf und gab ihr einen kräftigen Kuß.
    »Florsheim war in New York«, scherzte Kelly. »Er weiß, wie man sich als Hawaiier benimmt.«
    »Florsheim in New York?« sagte Frau Henderson nachdenklich und betrachtete den mächtigen Strandjungen mit dem langen Haar und dem Maile-Kranz. »Die Stadt muß danach verändert sein.«
    »Er heiratete ein Mädchen aus der Gesellschaft«, erklärte Kelly. »Blieb drei Monate bei ihr und kam zurück. Er hat ein Chevy-Kabriolett dabei 'rausgeschunden. Wir werden darin zum Hotel fahren.« Nun kam auch Florsheims Mädchen aus Kansas City hinzu. Sie hatte einen schweren Kranz aus Maile und Mascara um die Schultern und

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