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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Wellenreiten, Liebe. Aber manchmal auch nur für zwei. Bei mir: Wellenreiten und Liebe.«
    »Wirst du je müde?« fragte Kelly.
    »Wellenreiten? Nein. Werde mal auf einer Welle sterben. Wahines? Will dir was sagen, Kelly: Manchmal zehn Minuten nachdem die MAUNA LOA fort ist, möchte ich nie wieder die Art Wahine sehen. Aber nächsten Tag, wenn anderes Schiff die Sirene bläst, Mensch, da bin ich wieder da.« In den untätigen Wochen zwischen den Mädchen tummelte sich Kelly mit Florsheim am Strand. Florsheim war ein großer, breitschultriger Mann, der sich seltsam kleidete: weite, formlose Shorts aus seidigem Stoff, die nach Unterwäsche aussahen und ihm bis über die Knie reichten, ein weites Aloha-Hemd, dessen Zipfel er über dem Gürtel zusammenband, wobei er einen Streifen seines Bauches frei ließ, japanische Pantoffel mit Gurten zwischen den Zehen, und ein Hut aus Kokosfasern mit schmalem Rand und einer langen Feder. Florsheim sah immer schlampig aus, wenn er nicht seine Kleider von sich warf und in eng anliegenden Badehosen dastand, dann wirkte er wie eine heidnische Gottheit, riesig, dunkel, mit langem Haar um die Ohren und einem duftenden Maile-Kranz um die Schläfen. Auch die albernsten Frauen vom Festland genossen diese Verwandlungsszene. Sie liebten es, neben ihm am Strand zu liegen und mit ihren roten Fingernägeln über seine Muskeln zu streichen.
    Kelly schätzte Florsheim vor allem deshalb, weil er das eigenartige Falsett der Inseln sang. Zusammen stellten sie ein begabtes Paar dar, denn Kelly hatte einen vorzüglichen Bariton. Er verstand auch die Gitarre auf eine besondere, nur in Hawaii bekannte Art zu spielen, wobei die Saiten zugleich in einer Melodie gezupft und in Akkorden angeschlagen wurden. Viele Leute betrachteten Kellys Gitarrenspiel als die Stimme der Inseln, denn er verlieh seiner Musik eine sehnsüchtige Süße, in der ihm niemand gleichkam. Die Melodie war geschwind und bebend wie der Flug eines Inselvogels, aber die Akkorde waren langsam und fest wie das Donnern der Brandung. Wenn die Strandjungen nichts zu tun hatten, riefen sie oft: »Kelly Blalah. Spiel uns was.« Er war ihr Troubadour, aber er spielte selten vor Besuchern. »Verplemper nicht gern Zeit mit Haole«, brummte er. »Verstehen doch nichts.« Der andere Zeitvertreib, den er und
    Florsheim besonders schätzten, war Sakura, ein verrücktes japanisches Kartenspiel, zu dem kleine schwarze Karten verwandt wurden, die in einer Holzschachtel mit dem Bild eines Kirschzweiges auf dem Deckel lagen. Derjenige Strandjunge, der genug Geld zusammenkratzen konnte, um einen neuen Kasten Sakura-Karten zu kaufen, war der Held des Tages. Während der langen, heißen Tage saßen die Jungen unter Kokosschirmen und unterhielten sich mit dem albernen Spiel. Kein Außenseiter durfte daran teilnehmen, und wenn ein Mann nicht Sakura spielen konnte, war er kein Strandjunge. Natürlich mußte er auch ein niederträchtiges Pidgin sprechen können so wie Kelly. Je mehr amerikanische Mädchen Kelly kennenlernte, desto mehr bedauerte er sie. Eine wie die andere gestand ihm, wie traurig ihr Leben mit den Haole-Ehemännern und wie unbefriedigend die Liebe mit ihnen gewesen war. Das letztere verwunderte Kelly besonders, denn wenn diese Mädchen mit ihm zusammen waren, dachten sie an fast nichts anderes, und wenn es auf der Welt Mädchen geben sollte, die in geschlechtlichen Dingen fähiger als jene von der MAUNA LOA waren, dann mußten es wahre Tigerinnen sein. Eines Tages erklärte er Florsheim:
    »Wie kommt, manche der Wahine viel besser als die Art, wir hier drüben haben? Was los mit diese Haole-Männer?«
    1947 bekam er eine teilweise Antwort darauf, denn Florsheim heiratete eine junge geschiedene Frau mit viel Geld, die ihm sogleich ein Chevrolet-Kabriolett kaufte. Solange sie in Hawaii blieben, ging alles gut, aber nachdem sie drei Monate zusammen in New York gelebt hatten, brach die Hölle los, und er kam nach Hawaii zurück, um seine Beschäftigung als Strandjunge wieder aufzunehmen. »Diese Art Wahine sind wie zwei Leute. Hier auf den Wellen sind sie entspannt und wie wild im Bett, kümmern sich 'n Dreck um alles. Hier pack' ich meine Wahine in 'ne Kutsche und wir gehen Okolehau.« Er steuerte einen unsichtbaren Wagen. »Haben schönste Zeit.«
    »Was passiert?« fragte Kelly.
    »Will dir was sagen, Kelly«, sagte Florsheim gedehnt. »Sie nimmt mich nach New York, sie mag nicht meine Kleider. Sie mag nicht, wie ich spreche, und sie mag nicht ein

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