Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
er über ihre Worte nach und fragte sich, wie sich ein Mann ein gutes Leben zimmert. Er ahnte, daß es weder darin bestand, ein Zuchthengst wie Johnny Pupali zu sein - so groß der Spaß sein mochte -, noch darin, seine Kräfte an eine Weiße zu vergeuden, wie es Florsheim getan hatte. Und doch: was konnte er schon mehr, als in der Sonne liegen, Gitarre und Sakura spielen und den Frauen das Wellenreiten beibringen? Vorläufig mußte es also dabei bleiben.
    Ende 1947 traf eine Kabarettsängerin aus New York ein - eine Zwei-Nacht-Wahine, wie sich herausstellte -, und sie fand an Kelly ein so großes Vergnügen, daß sie eines Abends ausrief: »Mensch, man sollte dir ein Denkmal setzen, Strandjunge!«
    Sie war empört, als sie hörte, daß der Schlager >Die rollende Brandung< von Kelly am Strand komponiert worden war und daß er ihn jedem überlassen hatte, der ihn haben wollte. Ein Komponist vom Festland hatte sich darauf gestürzt, ein paar routinierte Wendungen hinzugefügt und viel Geld damit verdient.
    »Du solltest den Schmutzfink verklagen!« schrie sie. Später prüfte sie Kellys Stimme und war davon begeistert. »Morgen abend, Kelly Kanakoa, wirst du mit mir auftreten. Im Speisesaal der >Lagune<.«
    »Ich mag nicht singen«, protestierte Kelly, aber sie fragte: »Was war das für ein hübsches Stück, was du mit dem FalsettJungen zu der Ukulele gesungen hast?«
    »Meinst du die >Hawaiisch HochzeitsliedKe Kali Ne Au<, den größten aller hawaiischen Gesänge, die glorreiche, hinreißende Schöpfung der Inseln. Er hatte sich ein Handtuch des Hotels um die Lenden gebunden, hinter dem Ohr steckte ihm eine Hibiskusblüte, und als ihn die Kabarettsängerin so betrachtete, ahnte sie die Kraft, die sich in ihm verbarg: »Kelly, dich wird nichts aufhalten.« Nach einer einzigen Probe, denn das Mädchen verstand wirklich seine Sache und lernte schnell, betrat Kelly Kanakoa in einem rotweißen Sarong das Parkett des Lagunen-Hotels. Um den Hals trug er an einer silbernen Kette einen Walroßzahn aus der Sammlung seiner Mutter und im Haar eine weiße Blüte. Dann hob er mit einer Stimme, die auf den Inseln berühmt werden sollte, zu singen an. Das Hochzeitslied zeichnete sich dadurch aus, daß es ein mächtiges Baritonsolo und zugleich eine hohe, schwebende, traumhafte Melodie für einen Sopran enthielt. Es war ein echtes Kunstlied, das den Liedern von Schubert und Hugo Wolf nicht nachstand, und wenn es die Gäste des Lagunen-Hotels schon früher von knödelnden Baritons und noch schlechteren Sopranen dargeboten bekommen hatten, so war ihnen doch nie die volle Majestät dieses Sehnsuchtsrufes zu Bewußtsein gekommen. Kelly war jedoch ein Mann, der von Liebe erfaßt war, ein muskulöser, dunkler Gott. Die schlanke, blonde Sängerin war in allen Stücken seine ideale Gegenspielerin. Es wurde ein denkwürdiger Abend, und als sich Kelly später unter ihrer Brause wusch, rief ihm die Sängerin zu: »Möchtest du nicht mit mir nach New York kommen?«
    »Ich verlass' nicht diesen Fels«, rief er zurück.
    »Du brauchtest mich ja nicht zu heiraten«, versicherte sie ihm, denn sie ahnte seinen Widerstand, noch ehe er ihn sich selber eingestand. »Einfach singen.«
    »Ich gehör aufn Strand. Wir Akamai«, sagte er, und obwohl sie später im Bett noch einige Male darauf zu sprechen kam, blieb er bei seiner Meinung, daß er nach Hawaii gehörte. »Sieh nur, was Florsheim passiert ist!« wiederholte er.
    »Nun, jedenfalls«, sagte sie, als sie sich für das Flugzeug zurechtmachte, »wir haben einander in den wenigen Tagen ganz viel beigebracht.«
    »Du sagst Wahrheit«, gab ihr Kelly recht. »Wirst du weiter singen?« fragte sie. »Bißchen singen, bißchen schwimmen. «
    »Gib keins von beidem auf«, sagte sie ironisch. »Es wird dir schon noch was einbringen.«
    »Der Kanaka hier gibt's schon nicht auf«, sagte Kelly lachend. »Kann ich mir denken«, erwiderte sie. Sie hatte metallisch blondes Haar, das an den Wurzeln dunkel nachwuchs, aber sie war eine gute, saubere Kameradin, und Kelly mochte sie.
    »Ich kann nicht mit zum Flugplatz kommen«, entschuldigte er sich. »Du nimmst dich der Dinge hier an«, sagte sie und klopfte auf das Bett. »Und nur darauf kommt es an.«
    Anfang 1948, als das Touristengeschäft einen Aufschwung nahm, erhielt er ein Telegramm von einer Frau aus Boston, die Rennie hieß. Er konnte sich nicht an sie

Weitere Kostenlose Bücher